19,207 Sekunden waren es ganz genau, diesen Vorsprung brachte Verstappen beim Grand Prix von Italien ins Ziel, es war der deutlichste Sieg dieser Saison - die doch eigentlich von McLaren dominiert wird.
Doch am Sonntag in Monza war irgendwie alles anders, alles wieder so, wie in den vergangenen Jahren. Und das Fahrerlager fragt sich nun, was das für den Rest der Saison bedeutet.
Einiges, das glaubt zumindest Verstappens Mentor Helmut Marko. Der Motorsportberater von Red Bull war das ganze Wochenende über äußerst optimistisch und behielt am Ende recht, er sprach vom "Fahrgenie" Verstappens und gar von einer "Wiedergeburt" des Teams nach der Sommerpause. In der Tat: In den beiden Rennen in Zandvoort und Monza punktete niemand so stark wie Verstappen.
Und der Sieg in Monza war zweifellos einem überlegenen Auto zu verdanken, die sehr schnelle Strecke im Königlichen Park wird mit ganz geringem Abtrieb gefahren, das liegt dem RB21 - und dem MCL39 von Norris und WM-Spitzenreiter Oscar Piastri eben nicht so sehr.
Verstappen bleibt zurückhaltend
Schon in zwei Wochen geht es in Baku weiter, auf dem Stadtkurs mit seiner zwei Kilometer langen Vollgaspassage sollte der Red Bull ebenfalls gut aussehen. "Ähnlich schnelle Kurse sollten uns liegen", sagte Marko bei Sky: "Wir werden aber jetzt bei den meisten Rennen aus eigener Kraft vorne mitfahren können."
Etwas zurückhaltender ist Verstappen selbst, "es ist nicht so, dass wir jetzt plötzlich zurück sind", sagte er, "es kommt immer noch sehr auf die Strecke an." Aber es habe sich einiges geändert über den Sommer. Niemand sagt es bei Red Bull, aber jeder lässt es durchblicken: Das hat mit dem Aus des langjährigen Teamchefs Christian Horner zu tun.
Nachfolger Laurent Mekies ist selbst Ingenieur, bringe eine neue, lösungsorientierte Herangehensweise, stelle "die richtigen Fragen", sagt Verstappen. Das Ergebnis: "Wir verstehen unser Auto besser. Vorher habe ich mich wie ein Passagier gefühlt, es gab keine Balance. Das ist jetzt ganz anders."
Verstappen hat also wieder Material, mit dem er glänzen kann, und damit könnte er sogar wieder eine Rolle im WM-Kampf spielen. Nicht als Titelkandidat, sein Rückstand auf Piastri beträgt acht Rennwochenenden vor Schluss 94 Punkte - aber vielleicht als Störenfried.
Verstappen lässt die anderen "blöd aussehen"
Vor der Sommerpause waren McLaren-Doppelsiege normal, und Lando Norris hatte das schon als Problem identifiziert. 31 Punkte Rückstand hat er auf Piastri, um dem Australier deutlich näher zu kommen, müsste sich auch mal der ein oder andere Gegner zwischen die beiden schieben.
Verstappen wirkt spätestens seit Sonntag wie einer, der das schaffen kann, der an der Spitze zudem für eine völlig andere Renndynamik in den McLaren-Duellen sorgen kann. Es gebe nun eben wieder "einen Fahrer, der alle anderen ein bisschen blöd aussehen lässt", sagte auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.