Verstaubtes Kronjuwel: Die angeschlagene Beziehung zwischen Monaco und der Formel 1

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Verstaubtes Kronjuwel: Die angeschlagene Beziehung zwischen Monaco und der Formel 1

Monaco besticht durch eine ganz besonders enge Streckenführung.
Monaco besticht durch eine ganz besonders enge Streckenführung.AFP
Seit bald 100 Jahren gibt es den Großen Preis von Monaco, die Fahrer lieben die einzigartige Hatz durch viel zu enge Straßen. Die Zukunft dieses Relikts ist aber durchaus ungewiss.

Die Sonne lässt das Wasser glitzern, die Yachten schaukeln gemächlich im Hafen, und drinnen bei Mercedes wird es ein wenig emotional. "Dieser Ort und seine Geschichte", sagt Lewis Hamilton über Monaco, "das pustet dich weg." Der Grand Prix im Fürstentum sei noch immer "ein Kronjuwel unseres Sports, er wird immer herausstechen".

So denkt der Rekordweltmeister über den berühmtesten Stadtkurs der Welt, und vor dem Rennen am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) ist er mit seiner Meinung nicht allein: Im engen Fahrerlager direkt am Hafenbecken ist wirklich kein Pilot zu finden, der nicht schwärmt von diesem Ort. "Die ultimative Herausforderung" sei die Formel 1 in Monaco, sagt Nico Hülkenberg, "eine der größten Erfahrungen im Leben", meint Daniel Ricciardo.

Die vielen netten Worte haben indes einen ernsten Grund, denn die Zukunft des Rennens wirkt unsicher, mal wieder. 2022 wurde der Vertrag nach einigem Ringen verlängert, nun läuft er noch bis ins kommende Jahr. Und dann? Die Königsklasse ganz ohne ihre Dauer-Attraktion, das ist unter den amerikanischen Besitzern nicht mehr völlig abwegig.

Monaco als Diva im Rennkalender

Das Problem nämlich ist die ziemlich unterschiedliche Wahrnehmung innerhalb und außerhalb des Cockpits. Monaco ist aus Sicht der Formel-1-Macher die Diva im Rennkalender, zahlt viel weniger Geld als die modernen Standorte, forderte jahrzehntelang Sonderrechte. Und das Rennen am Sonntag: Ist meist auch noch langweilig.

Das ist auch den Fahrern sehr bewusst, ihre Faszination speist sich vor allem aus dem Qualifying am Samstag. "Keine andere Rennstrecke kommt auch nur annähernd an das Gefühl heran, dass wir hier auf der schnellen Runde haben", sagt Ferrari-Pilot Charles Leclerc, einziger echter Monegasse im Feld. Zehn Schläge höher als anderswo sei der Puls hier, sagt Hülkenberg, "Schmusen mit den Leitplanken" nennt er den Kampf um die schnellsten Runden.

Das Problem am Rennsonntag ist schwer zu ändern, Hamilton fasst es zusammen: "Monaco bleibt immer Monaco." Im Jahr 1929 fand hier erstmals ein Grand Prix statt, am Sonntag steigt er bereits zum 81. Mal, zum 70. Mal ist er Teil des Formel-1-Kalenders. Und in diesen nun 95 Jahren hat sich die Strecke kaum geändert, wie soll das auch gehen: Schon jetzt werden ja die breitesten Straßen des winzigen Fürstentums genutzt.

Die Strecke bleibt also gleich, die Autos werden derweil immer größer. Zwei Meter breit, teilweise mehr als fünfeinhalb Meter lang und 800 kg schwer, das ist nicht mehr vergleichbar mit den Maschinen der vergangenen Jahrzehnte. Ist also das Qualifying ein Aufputschmittel, dann ist der Rennsonntag eine sehr wirksame Beruhigungspille. Überholmanöver gibt es kaum, "da kann man durchaus mal einschlafen", sagt Hamilton. Nicht nur der Engländer sucht daher nach rettenden Ideen.

Speziell für Monaco entwickelte, kurzlebige Reifen könnten helfen, meint er, "um mehr Boxenstopps und mehr Variation zu bringen". Oder gleich das ganze Wochenendformat ändern, "sie sollten sich etwas Besonderes für Monaco überlegen". Was das sein könnte, weiß auch Hamilton nicht. Daniel Ricciardo allerdings hat eine wilde Idee. "Ein dreitägiges Zeitfahren" schlägt der Australier grinsend vor. Das Qualifying (Samstag, 16.00 Uhr/RTL und Sky) ist doch ohnehin der größte Spaß in Monaco.