Schon im Qualifying war absehbar, dass das Heimspiel in Spielberg für Red Bull dieses Jahr kein Spaziergang wird. Der Red Bull wirkte über das gesamte Wochenende unruhig, instabil in den schnellen Kurven.
Max Verstappen kämpfte schon am Freitag und Samstag mit der Balance, beschwerte sich mehrmals über zu wenig Grip und ein "unfahrbares" Auto. Es wäre wohl dank Verstappens Klasse mehr drin gewesen, doch ein Dreher von Pierre Gasly und die damit einhergehenden Gelben Flaggen verhinderten einen besseren Startplatz als Nummer sieben.
Red Bull: Verstappen im Pech
Im Rennen selbst wurde es dann dramatisch: Bereits in der ersten Runde kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall, für den wieder Verstappen am Wenigsten konnte.
In Kurve 3 verbremste sich Kimi Antonelli im Mercedes, rutschte in das Heck von Verstappen – und katapultierte den Red Bull-Piloten ins Aus. Der Weltmeister war bedient.
Am Funk fluchte Verstappen lautstark, während sein Wagen mit gebrochener Aufhängung ausrollte. Es war sein erster Ausfall seit über einer Saison – und das ausgerechnet bei Red Bulls Heim-Rennen, das traditionell als sicherer Punktegarant galt.
McLaren hat im WM-Kampf alle Trümpfe in der Hand
Aber so bitter der Unfall war, wirklich vorne mitmischen wäre selbst für Verstappen schwierig geworden: Red Bull kam mit den Bedingungen in Spielberg überraschend schlecht zurecht. Die Temperaturen bereiteten dem Team große Probleme mit dem Reifenverschleiß und der Bremskühlung. Das wusste nach Rennende auch Dr. Helmut Marko.
"McLaren war überhaupt nicht in Reichweite, aber wir hätten um Platz drei kämpfen können", sagte Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko bei Sky.
Auch Platz drei wäre im WM-Kampf zu wenig gewesen, das Ausscheiden ist natürlich das Worst-Case-Szenario. Der WM--Kampf ist für Verstappen quasi gelaufen. "Das ist ein ganz schwarzer Tag, der Rückstand ist fast nicht mehr aufholbar. Wenn nichts außergewöhnliches passiert, dann müssen wir davon ausgehen, dass die WM dahin ist", stellte auch Marko fest.
Yuki Tsunoda erlebt Katastrophen-Rennen
Während McLaren mit einem exzellent ausbalancierten Auto brillierte, wirkte Red Bull schwerfällig, nervös – und vor allem überfordert. Das war bei Yuki Tsunoda zu sehen. Der Japaner lieferte das schwächste Wochenende seiner Saison.
Im Qualifying schon chancenlos, schied er als 18. in Q1 aus. Im Rennen folgte der Tiefpunkt: keine Pace, kein Rhythmus, kein Anschluss – und jede Menge Frust. Der Japaner lieferte sich jede Menge umkämpfter Duelle - allerdings fanden diese ganz hinten statt und Tsunoda war ein ums andere Mal zu wild unterwegs. So handelte er sich auch eine Strafe ein, die zum letzten Platz führten. Die Höchststrafe beim Heim-Rennen.
"Dem Yuki fehlt momentan das Selbstvertrauen. Und dann macht er Überholmanöver, bei denen er sich 10-Sekunden-Strafen einhandelt. Da müssen wir uns was überlegen, wie wir den stabilisieren, damit er über das ganze Wochenende seine Leistung zeigt", erklärte Marko die Probleme des Japaners.
Verstappen-Abgang wird heiß diskutiert
Wie das genau passieren soll, konnte auch Red Bulls Motorsportchef nicht wirklich erklären. "Wir haben nicht viel Zeit, das nächste Rennen ist in einer Woche. Die Summe der Negativ-Ereignisse macht es nicht besser".
Aber ein erneuter Fahrerwechsel kommt für Red Bull dennoch nicht in Frage. "Jetzt wechseln würde überhaupt keinen Sinn machen", kommentierte Marko die Situation kurz und knapp.
Was bleibt für Red Bull? Während die WM für Verstappen realistsich gesehen gelaufen ist, wurde dieses Wochenende das Wechsel-Thema immer heißer. Mercedes führt bereits Gespräche mit dem Verstappen-Lager, der viermalige Weltmeister hat schon oft betont, dass er gerne um Siege fahren würde. Das ist mit Red Bull aktuell nicht drin.
Nichtsdestotrotz bleibt Marko optimistisch, wenn es um Verstappens Zukunft geht. "Es gibt einen Vertrag bis 2028, der Vertrag hat Ausstiegsklauseln, die natürlich leistungsbezogen sind. Nach derzeitigem Stand gibt es keinen Grund zum Zweifeln, ob der Vertrag erfüllt wird."