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Basketball-Weltmeister lechzen nach Gold-Double: "Spielen nicht für Silber"

Andi Obst (links) und Franz Wagner (rechts)
Andi Obst (links) und Franz Wagner (rechts)Foto von ESRA BILGIN / ANADOLU / Anadolu via AFP
Die deutschen Basketballer können Geschichte schreiben. Mit einem Sieg im EM-Finale gegen die Türkei kann sich diese goldene Generation endgültig unsterblich machen.

Franz Wagner schmiss zur Feier des Finaleinzugs eine Pizza-Party, vor dem historischen Spiel um EM-Gold schmausten die Weltmeister gemeinsam wie eine große Familie - doch der Hunger blieb. Wieder einmal haben Deutschlands Basketballer ein Rendezvous mit der Geschichte. Und bei einer Wartezeit von 32 Jahren wäre Silber kaum genug. Es geht um die ultimative Krönung dieser goldenen Generation.

Streben nach historischen Erfolg

"Wir spielen nicht für Silber. Wir haben bis hierher ein gutes Turnier gespielt, aber wir haben noch ein bisschen Potenzial, uns zu verbessern", sagte Wagner vor dem EM-Finale in Riga am Sonntag (20.00 Uhr/RTL und MagentaSport) gegen die Türkei. Auch Co-Trainer Alan Ibrahimagic stellte am ARD-Mikrofon klar: "Es geht um Gold. Über Silber denken wir gar nicht nach."

Die dritte Medaille in vier Jahren ist sicher, doch die Grenzen haben sich im deutschen Basketball längst verschoben. Nach dem sensationellen WM-Titel vor zwei Jahren lechzen Kapitän Dennis Schröder und Co. danach, den EM-Pokal zum zweiten Mal nach 1993 nach Deutschland zu holen - und damit auch nach dem seltenen Gold-Double. Nur die Sowjetunion, Jugoslawien und Spanien durften sich zuvor gleichzeitig Welt- und Europameister nennen.

Damit dies gelingt, werden die Schützlinge von Bundestrainer Àlex Mumbrú wohl ihre beste Turnierleistung abrufen müssen. Nach den teils wackligen Auftritten im Achtel-und Viertelfinale gegen Portugal und Slowenien reichte im Halbfinale am Freitag gegen Finnland (98:86) eine grundsolide Vorstellung. Letztlich trug vor allem Anführer Schröder sein Team mit 26 Punkten und zwölf Assists. Für Gold, so Schröder, müssen die Deutschen "konzentriert sein, zusammen spielen, in der Defensive noch mehr ackern, schnell spielen und viele Dreier werfen."

Schwerste Prüfung wartet im Endspiel

Denn die Türken werden zweifelsohne für die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) die bislang schwerste Prüfung des Sommers. "Das ist kein Zuckerschlecken am Sonntag. Man muss sich diese Goldmedaille verdienen. Die Jungs sind sehr, sehr gut", sagte Weltmeister Moritz Wagner, der die Spiele wegen eines Kreuzbandrisses als Experte bei MagentaSport begleitet, im Podcast "Abteilung Basketball". Wie die deutsche Nationalmannschaft steht die Türkei bei acht Siegen aus acht Partien.

Deutschland ist also gewarnt. Am Freitag hatte die Mannschaft um NBA-Center Alperen Sengün Griechenland und Superstar Giannis Antetokounmpo im Halbfinale in imposanter Manier mit 94:68 (49:31) abgefertigt. Dass Präsident Recep Tayyip Erdogan, wie die Bild berichtet, einen Besuch beim Finale plant, dürfte den Türken auf der Jagd nach ihrem ersten EM-Titel zusätzliche Motivation geben.

Mit Sengün wartet "ein richtiger Big"

Sportlich hatte sich die Qualität der Türken schon in der Vorbereitung beim Supercup in München angedeutet, als Deutschland nur knapp mit 73:71 gewann. "Sie sind deutlich größer als die anderen Mannschaften, spielen häufig mit zwei großen Spielern. Da müssen wir ein bisschen umstellen. Aber wir gucken hauptsächlich auf uns und werden bereit sein", so Ibrahimagic.

Vor allem der 2,06 Meter große Sengün, wegen seiner Pass-und Dreierqualitäten oft mit Serbiens Nikola Jokic verglichen, könnte den Deutschen unter dem Korb Probleme bereiten. Der Profi von den Houston Rockets, merkte Moritz Wagner an, sei als Gegner für die Deutschen wohl erstmals im Turnier "ein richtiger Big Man, der auf einem hohen Level spielt". Gerade beim Thema Rebounding, eine Schwachstelle in der K.o.-Phase, müssen sich die Deutschen folglich steigern. Denn Silber ist keine Option.

Zum Match-Center: Türkei vs. Deutschland