Wieder und wieder musste Shai Gilgeous-Alexander seine Rede unterbrechen, die Tränen aus den Augen wischen, neu ansetzen. "Ohne dich wäre ich nicht der Mann, der ich bin, wäre ich nicht der Spieler, der ich bin, wäre ich nicht der Vater, der ich bin", sagte der neue NBA-MVP voller Dankbarkeit und blickte vom Podium zu seiner Frau Hailey.
Erstmals in seiner Basketballkarriere hat sich der Guard von Oklahoma City Thunder den Preis für den wertvollsten Profi der Hauptrunde verdient – und das als erst zweiter Kanadier in der langen Ligahistorie.
20 Jahre ist es her, dass mit Steve Nash bei der Preisvergabe ein Spieler aus dem kühlen Norden Geschichte schrieb, in der darauffolgenden Saison setzte er sich erneut durch, jetzt trat "SGA" in die Fußstapfen.
Große Fußstapfen
Der 26-Jährige – bei OKC Teamkollege des deutschen Nationalspielers Isaiah Hartenstein – erhielt 71 von möglichen 100 Stimmen für Platz eins, sein Vorgänger Nikola Jokic (Denver Nuggets) die übrigen 29. Im Vorjahr war die Reihenfolge bei der Wahl noch umgekehrt gewesen.
Es gibt reichlich Gründe für das Votum: Gilgeous-Alexander führte Oklahoma City in der regulären Saison mit 68 Siegen auf Platz eins der Liga, holte mit einem Schnitt von 32,7 Punkten den Titel des besten Scorers.
Er ist der dritte Spieler der Franchise nach Kevin Durant (2013/14) und Russell Westbrook (2016/17), der die begehrte MVP-Trophäe erhielt. "Im gleichen Atemzug" genannt zu werden wie seine Vorgänger, sei "schwer in Worte zu fassen", so Gilgeous-Alexander.
Bodenständig
Der neue Besitzer der Michael Jordan Trophy ist ein zurückhaltender Typ, fällt anders als viele NBA-Stars eher durch schrille Kleidung als durch Sprüche auf. Bei der Dankesrede trug er allerdings schlichtes Beige, erzählte von Kinderträumen und Hoffnungen.
"Ich habe immer geglaubt, dass ich ein richtig guter Spieler werden könnte, weil ich gesehen habe, was es bringt, konzentriert zu arbeiten und zu kontrollieren, was man kontrollieren kann", so Gilgeous-Alexander.
Schnelligkeit liegt ihm im Blut, seine Richtungswechsel stellen die Verteidiger regelmäßig vor Probleme. Der neue MVP ist der Sohn von Charmaine Gilgeous (53), die 1992 bei den Olympischen Spielen von Barcelona für Antigua und Barbuda im 400-m-Lauf antrat.
Shaivonte Aician Gilgeous-Alexander, geboren in Toronto, aufgewachsen in Hamilton/Ontario, wurde 2018 von den Charlotte Hornets gedraftet (Position 11) und schnell an die Los Angeles Clippers weitergegeben. Ein Jahr später ging es gemeinsam mit Danilo Gallinari und mehreren Erstrundenpicks zu OKC, im Gegenzug erhielt LA Paul George.
George, mittlerweile in Philadelphia, hat schon lange Urlaub, MVP "SGA" kämpft um den Titel. OKC steht nach einem harten Duell mit Denver und Jokic (4:3) im Halbfinale gegen die Minnesota Timberwolves. Es winken also zwei weitere Pokale...
Match-Center: OKC vs. Minnesota