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Längst kein Küken mehr: NBA-Star Franz Wagner als Anführer bei der EuroBasket

Franz Wagner will für das deutsche Nationalteam vorangehen.
Franz Wagner will für das deutsche Nationalteam vorangehen.FRANK HOERMANN / SVEN SIMON / dpa Picture-Alliance via AFP
Als Ente, das gibt Franz Wagner zu, macht sein großer Bruder eine bessere Figur. "Moritz sieht schon ähnlicher aus", scherzte der Basketball-Weltmeister: "Mit dem Schnabel und so." Herzlich musste der NBA-Star lachen, als er beim Training der Nationalmannschaft in München durch die Seiten des neuen Micky-Maus-Magazins blätterte - und ihm dort zwei Wagners als quackende Dribbelkünstler entgegenblickten.

Franz und Moritz Wagner, das gilt nicht nur für die aktuelle Ausgabe des beliebten Heftes, gab es bislang fast ausschließlich im Doppelpack. Gemeinsam spielen die Berliner seit vier Jahren für Orlando Magic in der NBA, natürlich wohnen sie in Florida auch zusammen - da ist es für den Jüngeren mehr als ungewohnt, auf der Goldmission bei der anstehenden EM (ab 27. August) plötzlich auf sich alleine gestellt zu sein.

"Ja, klar fehlt er mir extrem", sagte Franz Wagner vor dem Supercup in München, wo die Weltmeister im Rahmen der EM-Vorbereitung am Freitag (18.00 Uhr/kostenfrei auf MagentaSport) im Halbfinale zunächst auf die Türkei treffen, "ich glaube, er wäre super gern dabei gewesen." Doch nach seinem Kreuzbandriss im vergangenen Dezember hatte Moritz Wagner bereits frühzeitig für die EM abgesagt.

Wagner ohne Unterstützung des Bruders

Völlig unbekannt ist Franz das Gefühl nicht, in seinem ersten Nationalmannschaftssommer rund um die EM 2022 hatte Moritz ebenfalls verletzt passen müssen, war in der Gruppenphase von Köln jedoch zumindest zeitweise beim Team gewesen. Seitdem ist viel geschehen. 2025 wächst Franz Wagner, der am Tag des ersten EM-Gruppenspiels im finnischen Tampere gegen Montenegro 24 Jahre alt wird, immer mehr zu einer Führungspersönlichkeit heran.

Bei dieser Entwicklung könnte es ihm eventuell gar helfen, sich ohne den Bruder als emotionalen Anker im selben Team zurechtfinden zu müssen. Wagner gab selbst zu, es sei "gut, wenn man mal ein bisschen Zeit alleine hat. Es ist uns natürlich auch klar, dass es nicht unser Leben lang so sein wird, wie es die letzten Jahre war. Klar vermisst man sich, aber es ist ja ganz normal, dass man, wenn man erwachsen wird, auch eigene Wege einschlägt."

Dass er basketballerisch dazu in der Lage ist, ein Team auf seinen Schultern zu tragen, hat Franz Wagner derweil längst bewiesen. Schon beim WM-Triumph in Manila war er ein X-Faktor, in der vergangenen NBA-Saison zeigte er mit einer 30-Punkte-Gala nach der nächsten, was von ihm in den kommenden Jahren, in denen dann sein neuer 224-Millionen-Dollar-Vertrag greift, zu erwarten ist. Wäre er nicht wochenlang verletzt ausgefallen, hätte er sich sogar jetzt schon Hoffnungen auf eine Allstar-Nominierung machen können.

Bei der EM geht es nun um nicht weniger als die dritte Medaille nach Bronze vor drei Jahren und WM-Gold 2023. In den ersten beiden Tests gegen Slowenien stach Wagner mit 18 und 17 Punkten aus einer teils wacklig auftretenden Nationalmannschaft heraus. Mit seinem Gesamtpaket aus technischer Klasse und der Größe von 2,08 Metern ist er die ideale Ergänzung zum flinken Kapitän Dennis Schröder, der für die EM bereits prophezeit: "Das ist schwer zu verteidigen, wenn man ihn und mich auf dem Feld hat."

Da ist es zu verkraften, wenn dem abwesenden Bruder der Schnabel etwas besser steht.