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Biathlon-WM in Lenzerheide: Preuß und Co. hoffen auf den Gipfelsturm

Franziska Preuß ist die WM-Hoffnungsträgerin der deutschen Biathletinnen.
Franziska Preuß ist die WM-Hoffnungsträgerin der deutschen Biathletinnen.MARCO BERTORELLO/AFP
Franziska Preuß holte sich für ihren geplanten Gipfelsturm bei der Weltmeisterschaft in Lenzerheide eine ganz besondere Inspiration. Extrembergsteiger Thomas Huber schaute in Antholz im finalen Trainingslager vorbei und schwor die deutschen Biathleten für ihre knifflige Medaillenjagd in der Schweiz ein. "Er hat einen voll interessanten Vortrag über sein Leben gehalten und sein Buch da gelassen", erzählte Preuß: "Da werde ich mal reinlesen."

Und vielleicht inspirieren sie die spektakulären Gipfel-Erlebnisse des älteren der bekannten "Huberbuam" bei der WM zu weiteren Höhenflügen, die Ambitionen sind groß. "Wenn man die letzten Wochen fast in jedem Rennen auf dem Podium war, wäre es schon eine Enttäuschung, wenn man es zur WM nicht schafft", betonte die 30-Jährige in einer Medienrunde: "Es ist schon das Ziel, eine Einzelmedaille mit heim zu nehmen."

Er traue seiner Topathletin "alles zu", sagte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling dem SID: "Wenn die Franzi sich wohlfühlt und ein gutes Gefühl aufbauen kann für Wettkampfanlage, Schießstand und Strecke, muss man einfach nur die letzten Ergebnislisten anschauen, um zu wissen, was sie dort erreichen kann." Auch wenn Preuß bei der WM nicht im Gelben Trikot starten darf, gehört sie nach zehn Podestplätzen in 14 Rennen in jedem Wettkampf zum engsten Favoritenkreis.

"Aber das wird kein Selbstläufer, Franzi ist keine Maschine", betonte Bitterling vor dem Auftakt am Mittwoch (14.30 Uhr/ZDF) in der Mixed Staffel. Auch bei der Gesamtweltcupführenden müsse "alles zusammenpassen". Dies gilt ohnehin für die weiteren neun deutschen Skijägerinnen und Skijäger, wenn es mit einem Medaillencoup klappen soll. Die Bilanz der von Materialproblemen geprägten Weltmeisterschaft von Nove Mesto mit einmal Silber und zweimal Bronze soll unbedingt verbessert werden, auch wenn der Verband Zahlenspiele vermeidet.

"Eine Zielvorgabe im Sinne einer Medaillenvorgabe gibt es nicht", erklärte Bitterling: "Das ist mir einfach ein bisschen zu plakativ und ein bisschen zu sehr schwarz-weiß". Man wolle "eine Balance finden. Wir sagen schon klar und haben auch das Selbstvertrauen, dass wir Medaillen gewinnen wollen. Aber wir wollen nicht diese Medaillen-Hatz starten, dass wir jetzt die erste haben und dann die Zählerei anfängt, wie viele noch fehlen."

Biathleten wollen "in jedem Wettkampf zur Flower Ceremony"

Es gehe darum, "bei jedem Wettkampf Tuchfühlung nach vorne aufzunehmen. Wir wollen in jedem Wettkampf zur Flower Ceremony", sagte Bitterling - also in den Staffeln aufs Podest und in den Einzelrennen unter die besten sechs. Neben Preuß ist das vor allem der in dieser Saison erstmals siegreichen Selina Grotian zuzutrauen. "Wenn wir so ein bisschen in den berühmten Flow kommen", seien Medaillen trotz des schmerzhaften Ausfalls von Vanessa Voigt "eine Frage der Zeit", führte der Sportdirektor aus.

Gerade bei den Männern wäre dies nach den jüngsten Schießproblemen von Philipp Nawrath, Danilo Riethmüller und Co. allerdings fast schon eine Sensation: Lediglich zwei Einzel- und ein Staffel-Treppchen gelangen im Weltcup. "Gute Laufleistungen waren regelmäßig vorhanden - und genau das stimmt mich auch optimistisch", sagte Bitterling. Er sehe keinen Grund, "warum dieser Knoten nicht bei der WM aufgehen sollte. Ich glaube, dass wir auch von den Männern gute Resultate sehen werden."

Von Preuß wird das exakt zehn Jahre nach ihrer bislang einzigen Einzelmedaille ohnehin erwartet. Die Sehnsucht nach Edelmetall sei "sehr groß", sagte die Bayerin: "Ich muss nicht zaubern, um das zu schaffen."