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Darts Premier League: Stephen Bunting triumphiert in Berlin - Littler patzt gegen Dobey

Aktualisiert
Das Bunting-Märchen ist perfekt.
Das Bunting-Märchen ist perfekt.PDC
Die Darts Premier League gastierte heute in Berlin. In der Uber Arena wollten die besten Spieler der Welt auch das deutsche Publikum auf ein Neues in den Bann ziehen. Nach dem verletzungsbedingen Aus von Michael van Gerwen gab es heute ein Freilos für Gerwyn Price, der Walise durfte damit direkt ins Halbfinale und konnte sich das Geschehen erstmal gemütlich ansehen.

Und dabei sah er eine ordentliche Show von Stephen Bunting, der Publikumsliebling kam bisher noch überhaupt nicht wirklich in der Premier League an - doch Berlin schien ihm zu liegen. Mit einem 6:2 Sieg gegen Nathan Aspinall und einer Schar von 180ern, die das Publikum zum Donnern brachte legte er für einen phänomenalen Darts-Abend vor und brach endlich seinen PL-Fluch dieser Saison. Dabei konnten beide über 100 im Durchschnitt aufs Board bringen. Danach war dann Zeit für das Weltmeisterduell - Cross (2018) gegen Humphries (2024).

Match-Center: Nathan Aspinall vs. Stephen Bunting

Humphries in Weltmeister-Manier

Luke Humphries hatte mit Rob Cross hier einen Gegner im Viertelfinale, der gerne mit dem Publikum spielt und bei der Stimmung in der Arena war es kein Wunder, dass er hier direkt mit einem breiten Grinsen auf die Bühne kam. Das wandelte er  direkt in das Break zum Auftakt um, "Voltage" war auf Vollspannung.

Humphries schien zuerst mit dieser Power nicht klarzukommen, lag früh mit 1:3 hinten und fing an, mit sich selbst zu hadern. Doch dann zeigte er, woher der Beiname "Cool Hand" kam, problemlos schnellte er an Rob Cross vorbei, der immer mehr sein Spiel aus den ersten Legs vermissen ließ - nach sechs Legs war es "anybodys game" - 3:3.

Und jenes wollte scheinbar keiner haben. Beide ließen in mehreren Aufnahmen, Darts zur Führung liegen, bis dann der Weltmeister von 2024 Gnade fand und auf 4:3 stellte. Im Anschluss fehlten Cross immer wieder die Nerven auf die Doppel, sodass Humphries am Ende mit 6:3 einen Comeback-Erfolg nach Maß feiern durfte.

Match-Center: Luke Humphries vs. Rob Cross

Bissiger Dobey ärgert Littler

Vom Ex-Weltmeister zum amtierenden, Luke Littler war der Höhepunkt für alle Zuschauer in der Arena und das bekam man nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören - die Luft in der Uber Arena brannte. Und ebenso tat es Littler, der Youngster eröffnete mit zwei 180ern in den ersten beiden Legs, um klarzumachen, wer dieses Match hier von vorne spielen wird. 

Aber Dobey ließ sich das nicht gefallen, nutzte leichte Ungenauigkeiten von "The Nuke" eiskalt aus, führte plötzlich mit 2:1 und Anwurfvorteil. Doch das reichte ihm hier nicht, trotz Littlers gutem Scoring, mangelte es ihm heute extrem an den Checkouts. Dobey machte dies besser und stellte in kürzester Zeit auf 5:1 - nun stand der 18-Jährige mit dem Rücken zur Wand. Zwar schaffte er es, seinen eigenen Anwurf nochmal durchzubringen, doch er war heute der unterlegene Spieler - Chris Dobeys 6:2 ist wohl eine der größten Überraschungen der bisherigen Premier League Saison.

Match-Center: Chris Dobey vs. Luke Littler

Bunting heizt Berlin ein

Durch das fehlende Match zwischen van Gerwen und Gerwyn Price ging es direkt ins Halbfinale. Dort konnte Stephen Bunting nach seinem ersten PL-Sieg dieser Saison direkt noch einen drauflegen, während Luke Humphries Kraft aus dem Comeback im Viertelfinale schöpfen wollte.

"The Bullet" erwies sich hier weiterhin als treffsicher und stellte direkt zu Beginn per Break und erfolgreichem Anwurf auf 2:0. Luke Humphries lies sich das aber nicht gefallen, schloss postwendend auf und holte sich auch das Break zurück - damit waren beide hier zu Beginn gleichauf, während die Stimmung brodelte. Nachdem Bunting beinahe das 132er Finish gelang, machte Humphries mit einer 180 den maximalen Druck, doch der Publikumsliebling blieb gelassen - das 3:2 stand auf dem Board und Luke Humphries wechselte seine Flights.

Ohne Erfolg, denn auf seine deutschen Fans konnte "The Bullet" zählen und pushte sich dank ihnen zu Höchstleistungen. Mit einem 6:2 Erfolg und einem acht Punkte besseren Average hatte er sich das Endspiel des Abends definitiv verdient - der Gegner für jenes sollte dann zwischen Gerwyn Price und Chris Dobey ermittelt werden.

Match-Center: Stephen Bunting vs. Luke Humphries

Price gegen Dobey eiskalt

Für den Waliser war es dank des Rückzugs von van Gerwen das erste Match des Abends. Mit ordentlich Power und zwei Legs in Folge startete "Gezzy" nach Maß in dieses Halbfinale, doch Chris Dobey hatte bereits gegen Luke Littler bewiesen, dass er nich direkt den Kopf einziehen würde. Das stellte sich jedoch gegen Gerwyn Price weitaus schwieriger dar - erneut kassierte Dobey das Break, womit nach vier Legs das 1:3 zu Buche stand.

Doch die Energie, die "Hollywood" gegen Littler auf die Bühne brachte, schien komplett verschwunden zu sein. Die Checkouts saßen nicht und Gerwyn Price war motivierter denn je, während das Publikum in Berlin ihn anpeitschte. Erneut holte der Waliser zwei Legs in Folge, Dobey hatte also nun die Mammutaufgabe von fünf Legs in Folge vor sich.

Aber die zwei Hauptakteure des heutigen Abends, die auch im Fokus der Crowd standen waren einfach Stephen Bunting und jener Gerwyn Price, der sich die erste Chance zum Match nicht nehmen ließ und das 6:2 für den Finaleinzug fixierte. Es war das Endspiel, was sich wohl ein Großteil der Zuschauer in der Halle gewünscht hatten und ein würdiges Ende für einen tollen Darts Abend bieten sollte.

Match-Center: Chris Dobey vs. Gerwyn Price

Break-Party fürs Bunting-Märchen

Nun stellte sich die Frage, ob Stephen Bunting auf der Welle des Erfolgs schwimmen konnte oder ihm ein ausgeruhter Gerwyn Price nach seinem kurzen "Aufwärm-Match" einen Strich durch die Rechnung machen sollte. Erstes Halbfinale, erstes Finale, erster Sieg? Das wäre natürlich eine Cinderella-Story für den, in Deutschland sehr beliebten, Mann aus Fazakerley. Doch auch der "Iceman" war hellwach - das bewies er mit dem Match gegen Chris Dobey in allen Belangen. 

Doch nun wartete der Mann, der bereits den ganzen Abend während seiner Partien dafür sorgte, dass man in der Uber Arena sein eigenes Wort nicht mehr versteht und jener wollte mit den Fans auf seiner Seite, die Märchengeschichte zuende schreiben.

Doch anstatt einer Energieleistung beider Akteure war es erstmal ein großes Nerven-Karrussel. Price und Bunting schwammen im Double-Trouble des ersten Legs - bis der Waliser dem Trauerspiel endlich ein Ende machen und damit das Break holen konnte. Der Schwung, den Bunting hier mitnehmen wollte, war nicht mehr da und das sorgte für Besorgnis im Publikum - die Fans reagierten mit lautstarken Gesängen im Sinne von "The Bullet".

Und das zahlte der 39-Jährige zurück - per Bullseye checkte er zum Ausgleich und nun kam langsam Finalstimmung auf. Auch die Zahl der 180er stieg an, aber der bessere Average stand vorerst bei Price in der Statistik und selbige wandelte dieser auch in das nächste Break um. Nach einem verpassten Lob-Check auf die Doppel 10 zeigte "Gezzy" dann aber sarkastisch mit dem Daumen in die Crowd - Bunting hingegen blieb eiskalt und glich mit dem vierten Break in Folge zum 2:2 aus.

Aber das war den beiden nicht genug, nach einem miserablen ersten Dart beim Versuch, den Anwurf zu halten, kassierte Bunting das nächste und damit fünfte Break das Matches in Folge. Und wie reagierte dieser - natürlich mit dem sechsten Break, es war der Zirkus in der Stadt und er gastierte in der Berliner Uber Arena. Zum Vorteil beider Spieler waren die Fans natürlich extrem gut unterhalten, das erste Mal an diesem Abend wurde es in einem Match wirklich eng.

Doch dann hatte irgendjemand den Schalter umgelegt und das sowohl bei Bunting, als auch bei Price - plötzlich konnten beide ihren Anwurf halten, um auf 4:4 zu stellen und die Situation spitzte sich zu, während der Waliser sich immer mehr zu pushen und dadurch den leichten Vorteil erhalten zu schien. Trotz einer 180 Buntings in entscheidender Situation zeigte Price keine Nerven und brach den Anwurf, um mit 5:4 den maximalen Druck auf seinen Gegenüber ausüben zu können. Hier brach er dann aber ohne Grund ein - es ging in den Decider und Stephen Bunting hatte Anwurf.

Der Showdown zum Abschluss war perfekt, beide standen auf einem Finish, aber Stephen Bunting war der Mann, der es schaffte hier am Ende zu gewinnen. Mit einem 107er Finish besiegelte er den Finalsieg nach seinem ersten Sieg überhaupt in dieser PL-Saison.

"Das sind die Menschen für die ich das hier mache und für solche Momente lebe ich", so zog Stephen Bunting das Fazit aus diesem Erfolg in Berlin, bei dem er über die komplette Länge seiner Matches mit Fan-Gesängen und Anfeuerungen unterstützt wurde. In der Premier League wolle er "nicht nur dieses Jahr", sondern noch "viele weitere Jahre" bleiben, der Sieg der heutigen Nacht ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.

Der erste Sieg heute habe "eine menge Druck" von seinen Schultern genommen und ebnete wohl den Weg für diesen Abend, er habe sich "entspannter" gefühlt und fand so immer besser zu seinem Spiel.

Match-Center: Stephen Bunting vs. Gerwyn Price