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"Liebe den Scheiß zu sehr" - Darts-Profi Lukas Wenig über Achterbahn-Jahr auf der Pro Tour

Aktualisiert
Lukas Wenig beim German Darts Grand Prix in München.
Lukas Wenig beim German Darts Grand Prix in München.ČTK / imago sportfotodienst / Harald Deubert
Er ist eines der Gesichter jener neuen Welle an vielversprechenden Spielern, die in den letzten Jahren die Breite des deutschen Dartssports immens erhöht haben. Lukas Wenig hatte dabei in seinem ersten Jahr als Tourcardholder definitiv keinen sanften Einstieg - mit vielen Ups und Downs und besonderen Momenten gespickt, blickt der gebürtige Marburger und DAZN-Experte auf die Saison 2024 zurück und spricht im Vorfeld des Qualifiers natürlich auch über den Ally Pally.

Wie blickst du auf dein Dartsjahr 2024 zurück?    

Achterbahn ist, glaube ich, das beste Stichwort dafür. Ja, viele Ups and Downs. Also richtig gute Momente, wo es richtig schön nach oben ging, wo du sagst, okay, cool, darauf lässt sich aufbauen. Dann hin und wieder mal so eine kleine Talfahrt – auf jeden Fall ein Wechselbad der Gefühle.

Was war dein schönster Moment dieses Jahr, du hast beispielsweise Rob Cross beim Player Championship 25 besiegt oder ist dir etwas anderes speziell in Erinnerung geblieben?

Ja, das  gehört schon mit zu den coolen Siegen. Ich habe auch dreimal eine European Tour Quali geschafft, worauf ich sehr stolz bin und was wirklich gut getan hat. Gerade, weil sie das Qualifier-System ja nochmal so verändert hatten und es dann wirklich schwer war, da durchzukommen. Aber ich habe namhafte Leute geschlagen, Cross, van Veen. Auch teilweise richtig gute Matches absolviert, wo man drauf aufbauen kann. Natürlich zumindest mal wieder ein Sieg auf der European Tour in Belgien gleich zu Beginn, das war ein guter und wichtiger Moment.

Aber keiner der so richtig hervorsticht?

Das gegen Cross war schon eine tolle Geschichte, weil ich bei der European Tour in Belgien dann auch gegen ihn verloren hatte und dann so ein bisschen die Revanche bekam. Es war auch ein richtig gutes Spiel und zum Schluss die Nerven behalten zu haben war wichtig. Am Ende war es dann auch eine zweite Runde, wo ich mich dieses Jahr wirklich schwer getan habe. Das war schon befreiend.

Geht’s für dich dann am Montag noch in den TCH-Qualifier?

Ja, ich konnte wegen der Super League den West-South Qualifier am Samstag nicht spielen, wo Belli (Stefan Bellmont) am Ende weitergekommen ist.

Und da machst du es dann jetzt Flo Hempel nach?

Wäre cool, dann hätten wir noch einen höheren Rekord im Ally Pally dieses Jahr mit deutschen Teilnehmern. Also die Möglichkeit ist da und ich lasse natürlich nichts unversucht.

Deswegen also heute Abend direkt nochmal Training?

Na klar, es geht immer weiter!

Über WM-Chancen und Littler-Duell

Martin Schindler hast du schon 2018 als Gegner bei der Jugend-WM erlebt er hat jetzt relativ schwierige Wochen hinter sich. Was traust du ihm denn bei der WM zu?

Alles. Ich glaube, er hat dieses Jahr oft genug unter Beweis gestellt, was für herausragende Darts er auf der Bühne spielen kann. Bei der European Darts Championship hat man auch gehört, war er dann angeschlagen, war nicht in bester Verfassung und dann natürlich einen Dirk, der wieder gut aufgelegt ist vor der Brust zu haben, das kann man nicht als Maßstab nehmen. Aber ich traue Martin da eigentlich jetzt wirklich viel zu, weil er eine wahnsinnig tolle Entwicklung gemacht hat. Er hat halt noch mal zwei Schritte dieses Jahr gemacht und warum dann nicht bei der WM den dritten gehen?

Gehen wir noch eine Stufe höher, du hast mal gegen einen 14-Jährigen Briten gespielt, der nun als einer der Top-Favoriten gilt, wie schätzt du Luke Littlers Leistungen ein und wer ist dein WM-Favorit?

Also ich denke, die beiden Lukes hast du auf jeden Fall ganz oben auf der Liste, weil allein was Littler beim Grand Slam schon wieder abgerissen hat, das ist einfach nur wahnsinnig. In was für einer Coolness, in was für einer Art und Weise, auch das Spiel gegen Gary Anderson, gegen so einen Routinier hinten raus noch so zurückzukommen und wenn man ihn dann nicht als WM-Favorit noch einstuft, wen denn dann? Auf der anderen Seite muss man natürlich sagen, die Leistungsbreite wird immer extremer und ein schlechter Moment, eine schlechte Tagesverfassung und jeder kann zum Stolperstein werden, trotzdem ist er für mich natürlich ein klarer Favorit.

Der Qualifier steht jetzt noch an, eine mögliche WM-Quali ist bei dir also nicht ausgeschlossen – wie sieht ansonsten dein Plan für das kommende Jahr aus?

Ich will versuchen, einiges besser zu machen als diese Saison. Versuchen zu lernen, wo ich vielleicht zum Schluss gemerkt habe, dass ich das zukünftig anders machen muss, eventuell auch das Training anders gestalten.

Die "scheiß" Liebe zum Darts

In welchen Bereichen musst du dich noch verbessern?

Das muss ich jetzt schauen, einfach mal dann mit oder ohne WM einfach versuchen zu analysieren, mir die Zeit dann nehmen und dann einfach einen neuen Fahrplan fürs nächste Jahr machen und dann gucken, dass man halt von vornherein das einfach ein bisschen anders noch angeht.

Hast du noch irgendwas Zählbares? Versuchst du die 64 anzupeilen, damit du dann nicht mehr wieder in die Q-School musst?

Ich glaube, das ist immer das Mindestziel. Das habe ich am Anfang des Jahres schon gesagt. Es wäre natürlich schön, wenn es nach zwei Jahren klappt. Wenn nicht, dann ist es auch nicht schlimm. Dann gibt es halt wieder Q-School im Januar. Dann ist das der Weg, aber wie gesagt, für mich ging es eigentlich darum, die zwei Jahre ein bisschen zu lernen, Erfahrungen zu sammeln, schauen, ob man da bestehen kann. Ich denke, fürs nächste Jahr hat sich der Plan nicht groß geändert. Top 64 wird schwer. Dafür war vielleicht das erste Jahr ein bisschen zu schwach, aber ich habe dieses Jahr auch gesehen, dass ich spielerisch mithalten kann und wenn das sich nächstes Jahr ein bisschen festigt, weiß man nie was passiert.

Und selbst dann sagst du, weitermachen, weiter nach oben?

Ja, dafür mag ich den Scheiß zu sehr (lacht). Es war zwischendurch ab und zu mal schwierig, ich war vielleicht auch nicht immer in der besten Verfassung, aber ich glaube, wenn man irgendwas mit Leidenschaft macht, dann ist es ganz normal, dass man an Rückschlägen auch ein bisschen mehr zu knabbern hat, aber Aufgeben ist keine Option.