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"Egal wo er arbeitet, irgendwann gibt es Spannungen": Lahm über England-Coach Tuchel

Philipp Lahm hat sich über die Chancen von Thomas Tuchel in der englischen Nationalmannschaft geäußert.
Philipp Lahm hat sich über die Chancen von Thomas Tuchel in der englischen Nationalmannschaft geäußert.ČTK/imago sportfotodienst/Michael Weber IMAGEPOWER
Als Kapitän der Nationalmannschaft gewann Philipp Lahm mit der DFB-Elf 2014 den Weltmeistertitel. Ein Ziel, dem auch die englische Auswahl seit langer Zeit hinterherläuft. Mit Thomas Tuchel nehmen die Three Lions nun einen neuen Anlauf. In einem Gastbeitrag für "The Athletic" hat sich der ehemalige Außenverteidiger nun skeptisch gezeigt, ob das gelingen kann.

Laut dem 41-Jährigen beeinflusste Tuchels Ansatz bereits bei seinem ersten Verein Mainz 05 "die Art und Weise", wie über Fußball gesprochen wurde. So habe der damals noch junge Trainer das Wort "Matchplan" in die deutsche Fußballsprache integriert und habe damit bis heute großen Einfluss.

Auf seinen späteren Stationen gewann der gebürtige Schwabe mit Borussia Dortmund den DFB Pokal, außerdem erreichte er sowohl mit Paris Saint-Germain als auch mit dem FC Chelsea das Finale der Champions League. Lediglich vier Monate nach Amtsantritt konnte er bei den Blues sogar die wichtigste europäische Trophäe gewinnen.

Für Lahm sind diese Erfolge "bezeichnend, weil sie unterschiedliche Stärken zeigten. Er verfügt über ein Charisma, das es ihm ermöglichte, seine taktische Botschaft klar und schnell und an hochkarätige Spieler zu kommunizieren". 

Die Schwierigkeiten für Tuchel liegen aus Sicht des langjährigen Bayern-Profis eher in den "zwischenmenschlichen Beziehungen" begründet: "Sein Abschied von Mainz verlief unstimmig. In Dortmund gab es Konflikte mit der Vereinsführung, in Paris mit Neymar und Kylian Mbappe und bei Chelsea mit Todd Boehly und Clearlake Capital, nachdem sie den Verein gekauft hatten."

Lahm: Tuchel hat "fehlenden Draht zu Führungsspielern"

Auch zuletzt in München sei Tuchels Problem "kein sportliches" gewesen, "sondern der fehlende Draht zu Führungsspielern wie Thomas Müller oder Leon Goretzka - und auch die Chemie mit Harry Kane war wohl nicht perfekt. Als er im Sommer 2023 einen neuen 'Sechser' im Mittelfeld forderte, verärgerte er Joshua Kimmich, indem er den Medien mitteilte, dass Kimmich nicht die defensive DNA für diese Rolle habe."

Und so bilanziert Lahm: "Egal, wo er arbeitet, irgendwann scheint es zu Spannungen zu kommen". 

Tuchels Kenntnisse als Taktiker seien "unbestritten", der Coach müsse aber "in die Rolle" hineinwachsen. "Ein Deutscher, der England nach 60 Jahren einen weiteren Titel beschert und ein Nationalheld wird? Das wäre eine großartige Geschichte für unsere beiden Fußballnationen."