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Eine Visitenkarte für Olympia: Was bleibt von den University Games an Rhein und Ruhr?

Die nächsten Spiele finden in Südkorea statt.
Die nächsten Spiele finden in Südkorea statt.Yonhap News / Newscom / Profimedia
Die World University Games im Rhein-Ruhr-Gebiet transportieren die Emotionen des Spitzensports - und verschenken doch Potenzial. Was bedeutet das für eine mögliche Olympiabewerbung der Region?

Zum Abschluss gab es olympisches Feeling in Reinform: Politikerinnen und Sportfunktionäre schwenkten eine große Fahne, dann erlosch langsam eine Flamme nach der anderen. Anderthalb Wochen lang hatten sich 8500 junge Spitzenathletinnen und -athleten bei den Rhein-Ruhr World University Games miteinander gemessen, die Abschlussfeier im Landschaftspark Duisburg am Sonntag rief noch einmal all die emotionalen Höhepunkte in Erinnerung - und warf die Frage auf: Ist es einer Region gelungen, für sich als Ausrichter der Olympischen Sommerspiele zu werben?

Christiane Schenderlein (CDU), Staatsministerin für Ehrenamt und Sport, fällte ein klares Urteil: "Die University Games machen Freude auf mehr", sagte sie, "es bleibt unser Ziel, die Olympischen und Paralympischen Spiele in Deutschland auszutragen." Nordrhein-Westfalen hat neben Berlin, Hamburg und München ein Konzept beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) eingereicht, um bestenfalls den Zuschlag für die Spiele 2036, 2040 oder 2044 zu erhalten - die Ausrichtung der World University Games galt für das Bundesland als wichtiger Testlauf.

Tatsächlich reichten die globalen Wettkämpfe für Studierende zwischen 18 und 25 Jahren nah an die Dimensionen Olympischer Sommerspiele heran. Nur rund 2000 Sportler weniger als in Paris waren am Start. Dort kamen die Athletinnen und Athleten aus 206 Ländern, an Rhein und Ruhr sowie in Berlin waren es nun 150 Nationen.

Elf Mal Gold für Deutschland

In 18 olympischen sowie einer paralympischen Sportart (3x3-Rollstuhlbasketball) wurden Medaillen vergeben, für Deutschland gab es elf Mal Gold - darunter das der Rhythmischen Sportgymnastin und Olympia-Vierten Margarita Kolosov. Die Organisation und Durchführung der Wettbewerbe sorgte für ein überaus positives Echo: "Hammergeil. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, vor so viel Publikum die Goldmedaille zu holen", sagte der Beachvolleyballer Maximilian Just, der am Samstag mit Partner Philipp Huster siegte.

Aber: Voll waren die Ränge bei Weitem nicht immer. Auch bei Olympia ist das zwar teilweise so. Doch außerhalb der schmucken Sportstätten in Duisburg, Bochum, Essen, Mülheim an der Ruhr und Hagen war kaum Werbung für die University Games zu sehen. Vor dem Hintergrund der angestrebten Olympiabewerbung schien wichtiges Marketing-Potenzial verschenkt worden zu sein. Dass die Wettbewerbe im Volleyball, Schwimmen und Wasserspringen nicht wie ursprünglich geplant in Düsseldorf stattfanden, sondern aus Kostengründen nach Berlin verlegt werden mussten, war ein weiterer Wermutstropfen - konkurriert NRW mit der Hauptstadt doch im nationalen Rennen um die Olympiabewerbung.

Nordrhein-Westfalen bringt sich in Stellung

Während sich in Berlin wie auch in den weiteren Kandidatenstädten Hamburg und München bereits Bündnisse und Initiativen gegen eine potenzielle Bewerbung in Stellung gebracht haben, scheint es in Nordrhein-Westfalen noch verhältnismäßig ruhig zu sein. Die Universiade bot wenig Anlass zu Kritik, auch wenn sie die Steuerzahler über 150 Millionen Euro kostete. Olympische Spiele wären ungleich teurer - die öffentlichen Ausgaben für Paris 2024 gab der französische Rechnungshof zuletzt sechs Milliarden Euro an.

Für die Politik eine lohnende Investition. "Natürlich geben wir auch eine Visitenkarte ab für eine mögliche olympische Bewerbung", sagte Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) beim Besuch der University Games. Im Lager der Ausrichter bezeichnete Vorstandschef Jörg Förster vom Allgemeinen Deutschen Hochschulsport-Verband (adh) Veranstaltungen dieser Größenordnung im Deutschlandfunk-Gespräch nach Abschluss der Wettbewerbe als "abbildbar in einer Region wie Rhein-Ruhr".

Der DOSB will in der zweiten Jahreshälfte 2026 entscheiden, mit welcher Region die Spiele nach Deutschland geholt werden sollen. Spätestens dann wird sich zeigen, welchen Eindruck die Visitenkarte aus NRW hinterlassen hat.


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