Mehr

Traumfinale in der DEL: Außenseiter Köln fordert Meister Berlin

Die Kölner Haie triumphierten im sechsten Spiel gegen Ingolstadt für den Einzug ins Finale.
Die Kölner Haie triumphierten im sechsten Spiel gegen Ingolstadt für den Einzug ins Finale. ČTK / imago sportfotodienst / Maximilian Koch
Köln gegen Berlin. Glorreiche Vergangenheit gegen glänzende Gegenwart. Der aufmüpfige Außenseiter gegen den furiosen Favoriten. Die DEL bekommt ihr Traumfinale.

Wenn jemand die vielen Tiefen der jüngeren Geschichte der Kölner Haie kennt, dann Moritz Müller. "Das waren harte Zeiten", erinnert sich der Kapitän. Neuaufbau um Neuaufbau, Existenzängste während der Corona-Pandemie, falsche Wahrnehmung der bitteren Realität: "Wir haben große Ziele definiert, aber vielleicht waren wir nicht immer das, was wir gesagt haben", gesteht Müller. Es ging "drunter und drüber".

Match-Center: Eisbären Berlin vs. Kölner Haie

Von dem Chaos der letzten Jahre ist derzeit nichts mehr zu spüren, in der Domstadt regiert die Euphorie. Erstmals seit elf Jahren steht der KEC wieder im Finale der Deutschen Eishockey Liga (DEL), am Donnerstag (19.30 Uhr/MagentaSport) beginnt die Best-of-seven-Serie beim Meister Eisbären Berlin. Für den großen Traum vom Titel geht Müller durch die Hölle der Schmerzen.

Zweimal krachte der Verteidiger im Halbfinale gegen den ERC Ingolstadt mit der rechten Schulter in die Bande. Doch Moritz Müller wäre nicht Moritz Müller, wenn er sich nicht zurück auf das Eis quälen, sich wieder in jeden Schuss werfen und bis zur letzten Sekunde alles geben würde.

Dauerbrenner Müller durch nichts zu stoppen

Im letztlich entscheidenden sechsten Duell glänzte der 38-Jährige auch vor dem gegnerischen Tor. Müller erzielte den wichtigen 1:2-Anschluss, den Ausgleich bereitete er mit vor. Die Heldengeschichte wollte der Routinier aber nicht hören. "Es geht hier gar nicht um mich, es geht um die Kölner Haie", sagte der Nationalmannschaftskapitän, "dass sie eine schwere Zeit in den letzten Jahren hatten und der Weg wieder nach oben geht".

Müller war kurz nach der letzten Meisterschaft der Haie 2002 in den Kölner Nachwuchs gewechselt, ein Jahr später debütierte er in der DEL und spielte bislang 1126-mal für die Rheinländer, die Mannschaft wechselte er nie. Dreimal stand Müller seitdem im Finale, dreimal erlebte er eine Enttäuschung, 2008 und 2013 gegen Berlin, 2014 gegen Ingolstadt.

Jetzt bekommt er die nächste Chance. Und das zieht mehrere Generationen in ganz Eishockey-Deutschland in den Bann. Auf der einen Seite die Haie, die in den Siebziger- und Achtzigerjahren zum Topklub aufstiegen und endlich wieder einen Titel feiern wollen. Auf der anderen die Eisbären, mit der glänzenden Gegenwart, die seit 2005 zehn Meisterschaften holten.

Die Rollen sind klar verteilt. "Die wissen, wie das geht", sagte Müller: "Wir kommen als Außenseiter dahin und wollen uns nicht verstecken." Weniger zurückhaltend gab sich Justin Schütz, der Köln mit seinem Tor in der Verlängerung gegen den ERC weiter schoss: "Es ist alles möglich. Wir können jeden schlagen, auch viermal", sagte der Stürmer.

Doch warum sollten gerade die Haie die Berliner Play-off-Spezialisten stoppen? Schließlich entschieden die Eisbären die letzten elf Serien allesamt für sich, in diesem Jahr erscheinen sie sogar noch stärker als zuvor, und in Ty Ronning haben sie den Topstürmer der Saison in ihren Reihen, der in den letzten 23 Partien immer gepunktet hat.

Berlins Offensiv-Spektakel steht die finnische Beton-Abwehr gegenüber, mit der Trainer Kari Jalonen die Haie stabilisiert und bis ins Finale geführt hat. "Sie haben es sich verdient", sagte Berlins Coach Serge Aubin, der noch nie eine Play-off-Serie verlor, mit Blick auf den Finalgegner: "Es wird spannend, aber wir sind bereit."