Vor zweieinhalb Wochen eröffnete Florian Wellbrock den Goldrausch, am Sonntag will er ihn mit dem siebten WM-Titel für die deutschen Schwimmer auch beenden. Mit neuem Spaß und neuer Leichtigkeit greift der Freiwasser-Dominator auch im WM-Pool von Singapur nach Gold.
"Das Verständnis ist wichtig, dass ein Leistungssportler keine Maschine ist. Fehler gehören dazu, Versagen gehört dazu, das ist alles nur menschlich und natürlich", sagte der 27-Jährige, der sich nach den Enttäuschungen der vergangenen beiden Jahre eindrucksvoll zurückgemeldet hat: "Wenn man das weiß, dann geht man entspannter daran."
Nach seinen vier Titeln in vier Freiwasserrennen vor der Insel Sentosa schwamm der Magdeburger als Vorlaufschnellster ins Finale über 1500 m Freistil, das er bisher nur 2019 bei einer Weltmeisterschaft gewonnen hat. Anders als bei der WM 2023 und bei Olympia in Paris versagten diesmal nicht die Nerven. Am Sonntag (13.31 Uhr MESZ) zählt Wellbrock deshalb wieder zu den Topfavoriten.
Wellbrock: "Von Platz acht bis eins ist alles drin"
Einer der härtesten Konkurrenten ist Sven Schwarz, der nach Silber über 800 m seine zweite WM-Medaille anpeilt: "Es kann wieder jeder jeden schlagen, von Platz acht bis eins ist alles drin", sagte der Hannoveraner.
Für Wellbrock ist der insgesamt elfte WM-Titel möglich - eine Bilanz, die bisher im deutschen Schwimmen nur der Freiwasser-Rekordweltmeister Thomas Lurz mit zwölf Titeln überboten hat. Gleichzeitig könnte er dem deutschen Team die siebte Goldmedaille in Singapur bescheren - so viele gab es zuletzt 2009 in den Anzug-Hochzeiten von Paul Biedermann und Britta Steffen.
Aktuell steht der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) bei sechsmal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze. Am Samstag konnten die Olympiadritte Isabel Gose und die letztjährige Weltmeisterin Angelina Köhler die Bilanz nicht weiter aufpolieren.
Ledecky muss kämpfen
Gose sah den spektakulären Medaillenkampf auf 800 m Freistil nur aus der Ferne: Bei ihrem 23. WM-Titelgewinn musste die amerikanische Rekordweltmeisterin Katie Ledecky enorm kämpfen, um die Australierin Lani Pallister und Kanadas Jungstar Summer McIntosh abzuwehren.
"Dass sie deutlich schneller waren, war von vornherein klar", sagte Gose, die in 8:18,23 Minuten Sechste wurde. Ihre Bilanz nach Staffel-Gold bei ihrem Freiwasserdebüt und dem Vorlauf-Aus auf ihrer Paradestrecke 1500 m: "Es war eine sehr lehrreiche WM. Ich bin jetzt aber ganz froh, wenn meine Sommerpause ansteht und man sich wieder sortieren kann."
Köhler knackt deutschen Rekord
Köhler knackte über 50 m Schmetterling in 25,50 Sekunden zwar ihren deutschen Rekord. Zu Bronze fehlten der Berlinerin aber sieben Hundertstel. "Vierter Platz - ich bin super zufrieden, dass ich wieder vorne dabei bin", sagte die 24-Jährige, die über die doppelte Distanz ihren WM-Titel von 2024 verloren hatte: "Das war wirklich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Mental war es ein Mount-Everest-Aufstieg."
Die 18 Jahre alte WM-Debütantin Lise Seidel hatte als Achte über 200 m Rücken ebenso keine Chance auf eine vordere Platzierung wie die gemischte 4x100-m-Freistilstaffel mit Josha Salchow, Rafael Miroslaw, Nina Holt und Nina Jazy, die beim Sieg der USA in Weltrekordzeit von 3:18,48 Minuten ebenfalls auf Platz acht landete.
Überraschungs-Weltmeisterin Anna Elendt schrammte über 50 m Brust in 30,40 Sekunden um drei Hundertstel am Finale vorbei. "Das ist schon ärgerlich, aber so sind die 50er", sagte die Wahl-Amerikanerin.