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Drittliga-Derby-Kracher in Cottbus: Der Osten träumt vom Aufstieg

Drittliga-Derby-Kracher in Cottbus: Der Osten träumt vom Aufstieg
Drittliga-Derby-Kracher in Cottbus: Der Osten träumt vom AufstiegProfimedia
Den 25. Januar hat sich Eduard Geyer schon lange rot im Kalender angestrichen. Wenn seine beiden Herzensklubs Energie Cottbus und Dynamo Dresden im traditionsreichen Ost-Derby um die Vorherrschaft in der 3. Liga spielen, ist die Trainerlegende trotz neuer Hüfte und neuem Knie natürlich live dabei - und fühlt sich dabei hin- und hergerissen.

"Wir im Osten müssen zusammenhalten, deshalb bin ich ziemlich neutral. Ein Unentschieden wäre ganz gut, das würde beiden helfen", sagte der 80-Jährige dem Sport-Informations-Dienst (SID) vor der Partie am Samstag (14.00 Uhr/rbb und MagentaSport). Die Saison sei nach 20 von 38 absolvierten Spielen zwar noch lang, "aber im Innersten hoffe ich natürlich, dass Cottbus und Dynamo aufsteigen."

Derzeit trennen den Spitzenreiter aus der Lausitz und den ersten Verfolger aus der sächsischen Landeshauptstadt nur zwei Punkte. Cottbus sei als Aufsteiger "die große Überraschung der Saison", Topfavorit Dynamo "will unbedingt hoch." Dieses "absolute Spitzenspiel", so Geyer, werde sicher "eine sehr interessante Angelegenheit".

Zum Match-Center: Energie Cottbus vs. Dynamo Dresden

Innerhalb von nur zwei Stunden waren alle 22.528 Karten im Leag Energie Stadion vergriffen, die neu entfachte Euphorie im Osten sei überall zu spüren. "Ob früh beim Bäcker, im Bioladen oder auf dem Altmarkt, mit Schals in den Autos oder Fahnen an Balkonen. Das gab es lange Zeit nicht mehr", sagte Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz zuletzt.

Auch Geyer fiebert mit. Um die Jahrtausendwende schaffte er mit Cottbus den Durchmarsch aus der Regionalliga in die Bundesliga. Vor der Wiedervereinigung holte er mit Dresden als Spieler und Trainer insgesamt dreimal die DDR-Meisterschaft, führte Dynamo 1989 sogar ins UEFA-Cup-Halbfinale. "Die Euphorie war immer da. Aber der Osten hat es derzeit schwer, der Weg zurück nach oben ist unheimlich weit", sagt der letzte Nationaltrainer der DDR heute.

Auch Wollitz stapelt trotz Tabellenführung weiter tief, fordert statt Zukunfts-"Spinnereien" erst einmal "so schnell wie möglich" den Klassenerhalt. Immerhin sei die 2. Bundesliga "eine andere Welt" - und die Infrastruktur in Cottbus habe nach dem Absturz aus der Bundesliga (zuletzt 2008/09) bis zwischenzeitlich in die Viertklassigkeit "nicht mehr viel mit Profifußball zu tun."

Deutlich besser sieht es da schon in Dresden aus. Im Vorjahr verspielte das Team von Trainer Thomas Stamm in der Rückrunde noch einen 10-Punkte-Vorsprung, nun soll die Zweitliga-Rückkehr endlich gelingen. Erst einmal gilt es dafür aber, im Cottbuser Hexenkessel zu bestehen.

Geyer wird nicht "aufspringen"

"Es wird hitzig werden. Aber genau um solche Spiele geht es", freut sich Dresdens Niklas Hauptmann auf das Derby, bei dem der Favorit jedoch auf zwei absolute Leistungsträger verzichten muss. Toptorjäger Christoph Daferner (Gelbsperre) und der verletzte Mittelfeldleader Vinko Sapina müssen von der Tribüne aus zuschauen.

Dort wird auch Geyer sitzen, aufspringen von seinem Sitz will er bei Toren aber nicht. "Ich könnte", sagt er stolz, "aber ich bin ruhiger geworden." Und am Ende schlagen am Samstag eben auch zwei Herzen in seiner Brust.