Bundesliga Vorschau: Schalke und Hertha klammern nach dem letzten Strohhalm

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Bundesliga Vorschau: Schalke und Hertha klammern nach dem letzten Strohhalm

Zuletzt verlor Thomas Reis' Mannschaft zwei Spiele in Folge
Zuletzt verlor Thomas Reis' Mannschaft zwei Spiele in FolgeProfimedia
Der FC Schalke 04 empfängt am Freitagabend Hertha BSC (20:30 Uhr, live auf DAZN und in der Flashscore Audioreportage). Ein enges Duell kündigt sich an, der Tabellenletzte empfängt den Vorletzten. Ein Sieg würde beiden Seiten Raum zur Erholung bieten – und die Gegenseite tief in den Abstiegsstrudel sinken lassen. Die Zeit für Kompromisse ist vorüber.

An das Hinspiel haben Fans der Hertha noch beste Erinnerungen. Nach damals fünf sieglosen Spielen in Serie empfing man kriselnde Schalker im Berliner Olympiastadion. Ende Oktober war das.

Thomas Reis stand noch nicht als neuer Trainer fest. Also übernahm Matthias Kreutzer interimsmäßig die Verantwortung für die Gelsenkirchener. Der machte einen guten Job, gab Schalke eine mutige Spielweise mit auf den Weg – trotzdem verlor man schließlich 2:1.

Auf der Gegenseite die Hertha. Endlich konnte man einen Sieg feiern. In den Spielen davor war man für eine dynamische und direkte Spielweise vielfach gelobt worden. Einziges Problem: Man sammelte keine Punkte und war tief in den Abstiegskampf geraten. Wo man sich auch heute noch befindet.

Obwohl Wilfried Kanga das 2:1 unnachahmlich erzielte und von der Kurve als neuer Goalgetter gefeiert wurde. Obwohl Kay Bernstein den Moment sichtlich genoss. Obwohl es so schien, als wäre der Knopf endlich aufgegangen. Als würde man jetzt endlich konstant Punkte sammeln.

Trügerischer Schein

Wir schreiben den April 2023 und die Abstiegssorgen sind bei der Alten Dame so präsent wie lange nicht. Die Berliner haben seit dem elften Spieltag 11 Punkte geholt – Schalke sammelte im selben Zeitraum immerhin 15 Zähler. Mittlerweile rückten die Rivalen eng zusammen, sie werden in der Tabelle nur noch von einem Punkt getrennt. Wer am Freitag (20:30 Uhr, live auf DAZN und in der Flashscore Audioreportage) gewinnt, rückt zumindest vorläufig auf den Relegationsplatz vor.

Es gäbe also genügend Gründe, das Aufeinandertreffen als Finale zu betrachten. Doch davon möchte man weder am Westend noch im Pott etwas wissen. Da wie dort betont man, wie wichtig das Spiel für den weiteren Saisonverlauf sei. Aber Finale – das ist ein Begriff, der immer etwas Endgültiges hat. Ein Begriff, der suggeriert: Wer diese Partie verliert, muss absteigen.

Ein Gedanke, der natürlich gerne aus den Köpfen vertrieben wird. Folgerichtig müsste dann der Verlierer nach 90 Minuten automatisch die Hoffnung auf den Klassenerhalt begraben. Und Hoffnung – ist im Abstiegskampf eine harte Währung. Frag nach bei Sandro Schwarz.

Dem gelang das Kunststück, sich trotz bislang nur 5 Saisonsiegen und anhaltender interner Turbulenzen im Sattel zu halten. Bobic musste gehen. Auf Schwarz vertraut Bernstein allerdings. Und auch die Fans wollen dem Übungsleiter die Schuld für eine miserable Spielzeit nicht in die Schuhe schieben. Was einigermaßen überrascht. Ausgerechnet bei der Hertha – wo es in den letzten dreieinhalb Jahren sieben verschiedene Trainer gab – schiebt man dem neumodischen Hang zur Trainerentlassung einen Riegel vor.

Trotz schwacher Ergebnisse ist Schwarz im Berliner Westen nahezu unumstritten
Trotz schwacher Ergebnisse ist Schwarz im Berliner Westen nahezu unumstrittenProfimedia

Um das zu verstehen, muss man der blau-weißen Elf beim Kicken zugesehen haben. Ja, die Ergebnisse passen nicht. Häufig vergibt man erstklassige Torchancen, erlaubt sich im Abwehrverhalten folgenschwere Patzer. Aber die Mannschaft gibt sich nicht auf, kämpft und beißt und schafft es dadurch immer wieder, spielerische Mängel zu übertünchen. 

Aus Freiburg entführte man einen Punkt. Die 0:1-Niederlage gegen Leipzig vergangene Woche war zwar verdient, aber auch unglücklich. Aus Hertha-Sicht bleibt zu hoffen, dass man am Freitag die Auswärtsschwäche ablegen kann. In bislang 13 Saisonduellen konnte man erst einmal gewinnen, nur fünf Punkte sammeln.

Endspiel auf Schalke?

Und Schalke? Hat sich den fragwürdigen Ruf eines ständig wackelnden, aber nie fallenden Abstiegskandidaten erarbeitet. Lange blieb man in der Rückrunde ungeschlagen. Dann fiel Moritz Jenz aus. Er hatte die Verteidigung spürbar stabilisiert. Obwohl in Berlin – bei Herthas altem Rivalen Tennis Borussia – groß geworden, machte er sich beim königsblauen Anhang sofort beliebt. Er kämpft um jede Kugel, zeigt keinen Respekt vor großen Namen, gibt sich abseits des Spielfelds betont bodenständig. So mögen die Revierfans ihre Kicker.

Gegen die Hertha kehrt Jenz wieder in die Startelf zurück. Mit ihm auf dem Platz gab es noch keine einzige Niederlage. Ohne ihn setzt es zwei bittere Rückschläge gegen Leverkusen und Hoffenheim. Das Spiel in Sinsheim wird den Schalker Fans trotzdem bestens in Erinnerung bleiben. Man hatte das Stadion infiltriert, rund 18.000 Fans waren aus Gelsenkirchen angereist. In der Hoffnung, eine Heimfahrt später ihre Abstiegssorgen weitestgehend los zu sein.

Das Auswärtsspiel im Kraichgau wurde kurzerhand zum Heimspiel gemacht
Das Auswärtsspiel im Kraichgau wurde kurzerhand zum Heimspiel gemachtProfimedia

Stattdessen präsentierte man sich fehleranfällig, war in den entscheidenden Situationen nicht wach genug. Auf Schalke, vor ausverkauftem Haus, bei Flutlicht ist man zum Siegen verdammt. Das Restprogramm hat es in sich. Nur noch zwei Heimspiele stehen an, gegen Bremen und Frankfurt. Auswärts misst man sich ausschließlich mit Hochkarätern. Mit Freiburg, Mainz, den Bayern und Leipzig.

Thomas Reis ist sich dem Ernst der Lage bewusst. Der Gang in die 2. Liga würde zwingend einen Kaderumbruch zur Folge haben. Wegen anhaltender Geldsorgen konnten viele Spieler nur geliehen werden. Sie besitzen größtenteils Kaufoptionen. Diese kann der kriselnde Verein aber nur begleichen, wenn man mit Einnahmen aus der Bundesliga rechnen kann. 

Ein Umbruch allerdings: wäre das Schlimmste, was Schalke jetzt passieren kann. Gerade jetzt, wo sich die Fans an die Mannschaft gewöhnt und sie lieben gelernt haben. "Für uns wäre der Klassenerhalt wie eine Meisterschaft. Ich glaube, es würden nicht viele gerade auf uns wetten." Diese Fans allerdings, die durch Dick und Dünn mit ihrer Mannschaft gehen – gehören nicht zu den vielen. Sondern zu den wenigen, die ihren Glauben nicht verlieren wollen. 

Zum Match-Center: Schalke vs. Hertha

Teamnews: Jenz wieder zurück

Schalke muss auf die üblichen Kandidaten verzichten: Polter, Kozuki und Uronen leiden allesamt unter langwierigen Verletzungen. Karaman steht ebenfalls nicht zur Verfügung. Leo Greiml ist für das Spiel am Freitag fraglich – aber ersetzbar. Denn Moritz Jenz hat sich von seiner Hüftverletzung erholt und steht laut Informationen von Thomas Reis für einen Startelfeinsatz zur Verfügung.

Die königsblaue Viererkette stellt sich somit fast von allein auf. Spannend bleibt lediglich, ob Henning Matriciani oder Tomas Ouwejan links hinten agiert. In der Offensivreihe gibt es schon mehr offene Fragen: Ob sich Tim Skarke erneut auf dem Flügel beweisen darf? Ob Zalazar oder Drexler auf der Zehn agieren wird? Ob Simon Terodde in der Anfangsformation steht?

Höchstwahrscheinlich wird die Hertha erneut im 3-5-2 agieren. Marco Richter ist wieder dabei. Er hat sich als rechter Schienenspieler etabliert. Auf der Doppelspitzen erwarten wir Lukebakio und Kanga, wenngleich auch Jessic Ngankam eine Alternative darstellt. Verzichten muss Sandro Schwarz lediglich auf Chidera Ejuke (Knie), Jean-Paul Boetius (Schulter) und den 20-jährigen Kelian Nsona.  

Die Rückkehr von Moritz Jenz darf Schalker Fans optimistisch stimmen
Die Rückkehr von Moritz Jenz darf Schalker Fans optimistisch stimmenProfimedia

Voraussichtliche Aufstellungen

Schalke (4-2-3-1)Fährmann – Brunner, Yoshida, Jenz, Matriciani – Kral, Krauß – Skarke, Drexler, Bülter – Terodde

Hertha (3-5-2)Christensen – Uremovic, Kempf, Dardai – Richter, Tousart, Cigerci, Serdar, Plattenhardt – Lukebakio, Ngankam

Flashscore-Prognose: Heimsieg für die Knappen

Die Auswärtsschwäche der Hertha ist real. Zehn Spiele lang konnte man in der Fremde nicht mehr gewinnen. Schalke hingegen ist zuhause eine Macht und hat gegen Stuttgart (2:1) und Bochum (2:0) bewiesen, auch gegen direkte Konkurrenten bestehen zu können. Die Gelsenkirchener haben sich in den letzten Monaten stetig weiterentwickelt, die Rückkehr von Moritz Jenz motiviert zusätzlich. Marius Bülter trifft doppelt und fügt den Berliner Gästen eine 2:1-Niederlage zu.