An der Alten Försterei ist alles für den historischen Moment angerichtet. Tausende Fans werden erwartet, bei den Spielerinnen kribbelt es, sogar der leise Traum von der Champions League schwebt schon über Köpenick. Die Fußballerinnen von Union Berlin starten in ihre erste Bundesliga-Saison, die Vorfreude beim etwas anderen Aufsteiger ist groß - die Ziele sind es auch.
"Wir schreiben Geschichte", sagte Trainerin Ailien Poese mit Blick auf die Premiere im Oberhaus am Sonntag (18.30 Uhr/DAZN und MagentaSport) gegen den 1. FC Nürnberg. "Es ist historisch, aber wir müssen uns da manchmal auch ein bisschen runterholen", betonte die 41-Jährige. Ja, "es ist das erste Bundesliga-Spiel, aber es ist auch das erste Spiel, in dem wir punkten wollen."
"Schritt für Schritt" arbeiten
Mit dem Kampf um den Klassenerhalt will Union auch als Neuling möglichst nichts zu tun haben - ganz im Gegenteil. "Das Ziel für die Saison ist es, sich dort erst einmal zu etablieren", erklärte Geschäftsführerin Jennifer Zietz. Denn in Berlin wird langfristig gedacht.
"Die Champions League ist natürlich immer ein Traum", sagte Zietz: "Aber es ist auch klar, dass wir nicht gleich nach den Sternen greifen. Es muss schon auch Schritt für Schritt gehen." Einen entscheidenden haben die Unionerinnen dabei schon zu Regionalligazeiten gemacht. Vor zwei Jahren trieb der Verein die Professionalisierung stark voran, stattete die Spielerinnen mit entsprechenden Verträgen aus und legte damit den Grundstein für einen beeindruckenden Durchmarsch von der Dritt- in die Erstklassigkeit.
Darüber hinaus bietet der Verein Poese und ihrem Team konsequent die große Bühne. Die Heimspiele werden im Stadion An der Alten Försterei ausgetragen, zuletzt sorgten die Zuschauerzahlen dort nicht nur in Deutschland für Aufsehen. Über 3000 Dauerkarten hat Union für die neue Spielzeit schon verkauft und der Schnitt von rund 7000 Zuschauern in der vergangenen Saison veranlasste zuletzt sogar die BBC, über die Köpenickerinnen, die damit im europäischen Vergleich als Zweitligist Platz vier belegt hatten, zu berichten.
Eröffnungsspiel vor Monster-Kulisse
Auch für das Duell mit Mitaufsteiger Nürnberg haben sich bislang 5000 Fans angekündigt, 8000 sollen es nach Wunsch des Klubs werden. Alleine die Saisoneröffnung gegen Real Madrid (1:3) hatte 13.312 Zuschauer ins Stadion gelockt. "Respekt, bei einem Testspiel so eine Kulisse zu schaffen", sagte die ehemalige Nationaltorhüterin Merle Frohms, die bei den Königlichen zwischen den Pfosten steht: "Das war einfach beeindruckend."
Die Rückendeckung durch Fans und Verein ist auch auf dem Transfermarkt ein schlagkräftiges Argument. "Union ist schon sexy für Spielerinnen", sagte Zietz mit Blick auf die Rahmenbedingungen und Wertschätzung im gesamten Klub. Mit neun Neuzugängen starten die Berlinerinnen in die Saison, darunter drei EM-Fahrerinnen um die langjährige Frankfurter Kapitänin Tanja Pawollek.
Die rasante Entwicklung sorgt auch beim Titelverteidiger Bayern München für Aufsehen. "Unheimlich gespannt" ist auch Klara Bühl auf den Neuling, "denn sie haben extrem viel investiert und einige Bundesligaspielerinnen verpflichtet", sagte die Nationalspielerin dem SID.
Druck wollen sich die Köpenickerinnen vor ihrer Premiere aber nicht machen lassen. Neben dem Ziel, am Sonntag zu gewinnen, erklärte Zietz, gehe es "auch darum, Spaß zu haben und die Atmosphäre zu genießen".