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Handwerker, kein Hexer: "Schmied" Kovac legt beim BVB los - Antritts-PK am Nachmittag

Niko Kovac gibt am Dienstag seine erste Pressekonferenz bei Borussia Dortmund.
Niko Kovac gibt am Dienstag seine erste Pressekonferenz bei Borussia Dortmund.CATHRIN MUELLER/Getty Images via AFP
Jeder ist seines Glückes Schmied - bei Niko Kovac ist das wörtlich zu nehmen. Denn sein Nachname ist der kroatische Begriff für "Schmied", das hat er einst verraten, als er Trainer von Bayern München war. Er findet das auch passend: "Ein Handwerker! Ich arbeite hart. Mein ganzes Leben."

Bei Borussia Dortmund ist Niko Kovac damit wohl an der richtigen Adresse. Der neue Mann werde "auch nicht hexen" können, vermutet Sportdirektor Sebastian Kehl, aber das muss Kovac auch nicht. Er soll den BVB unter großer Hitze stabilisieren und formen - ohne, dass ihm verrückte Taktik-Experimente um die Ohren fliegen.

Ein Handwerker. Kein Hexer.

Die Dortmunder haben es zuletzt zweimal jung und aus dem eigenen Stall versucht. Mit "Verbindern", Kommunikatoren. Diesmal haben sie sich einen erfahrenen Pragmatiker gesucht, einen Trainer, der nicht ein System über ein Team stülpt, sondern sich daran orientiert, was ihm zur Verfügung steht. In diesem Fall: eine Mannschaft mit hohem Potenzial, die diesem seit längerer Zeit nicht gerecht wird.

Was seine Spieler erwartet, war aus seinem ersten Statement herauszulesen. "Für uns alle geht es jetzt darum, den absoluten Willen, ein großes Herz und die Bereitschaft für harte Arbeit mitzubringen", betonte der 53-Jährige, der am Dienstag (15.30 Uhr) im Stadion-Presseraum auch offiziell vorgestellt wird.

Niko Kovac war bereits Nationaltrainer Kroatiens, er hatte mehrere Bundesliga-Stationen (München, Frankfurt, Wolfsburg), arbeitete auch in Frankreich (Monaco). Er hat Titel gewonnen. Ihm zu vertrauen, verspricht keine Fantastereien, sondern viele kleine Verbesserungsschritte: weniger Träume, mehr Realismus. "Er steht für eine klare Linie, das tut uns sehr gut", betonte Kehl.

Eher marginale Last-Minute-Veränderungen im Kader sind nicht als Verzweiflungsakte oder Antrittsgeschenke zu verstehen. Im Gegenteil sollen die wichtigsten "Zugänge" jene Spieler werden, die bisher enttäuscht haben. Der Kader sei "deutlich stärker als das, was wir abgeliefert haben", stellte Kehl fest. Kovacs Aufgabe? "Die Spieler, die da sind, besser zu machen."

Kovac soll Borussia Dortmund einen

Nebenbei gilt es, eine recht sensible Kabine zu moderieren, was Kovac beispielsweise in München nach einer Double-Saison nicht mehr gelungen war. Mit den Bayern hatte er zuvor neun Punkte Rückstand aufgeholt - auf Dortmund. Uli Hoeneß sprach nach der Trennung im November 2019 aber von "Strömungen innerhalb der Mannschaft, die den Trainer weghaben wollten". Probleme gab es unter anderem mit Thomas Müller.

Beim BVB hat Interimstrainer Mike Tullberg die Profis in drei Spielen wieder einigermaßen versammelt. Für Kovac könnte das hilfreich sein, denn er hat das Team nicht auf dem Tiefpunkt übernommen - dieser war das 1:2 beim FC Bologna im letzten Spiel unter Leitung von Nuri Sahin.

Und nun? "Verteidigung ist Handwerk, Angriff ist Kunst", hat Kovac zu Frankfurter Zeiten einmal behauptet. Matthias Sammer fällte zuletzt das vernichtende Urteil, dass diese Dortmunder Mannschaft zu beidem nicht in der Lage sei. Kovac hat den klaren Auftrag, das zu ändern.

Die Lösung mit einem Eineinhalbjahresvertrag gebe sämtliche "Möglichkeiten für diese Saison, noch das sportlich Beste herauszuholen", sagt Sport-Boss Lars Ricken. Der Weg, assistiert Kehl, führe über harte Arbeit. Und die liegt einem Schmied bekanntlich.