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Jobe Bellingham bei Borussia Dortmund: Kleiner Bruder mit großen Ambitionen

Jobe Bellingham hat bis 2030 bei Borussia Dortmund unterschrieben.
Jobe Bellingham hat bis 2030 bei Borussia Dortmund unterschrieben.Borussia Dortmund
Von Birmingham über Sunderland bis nach Dortmund – Jobe Bellingham tritt eine Reise an, die vertraut erscheint und doch ganz anders verlaufen soll. Am Dienstag wurde sein Wechsel zu Borussia Dortmund offiziell, ein Schritt, der nicht nur sportlich, sondern auch symbolisch Gewicht trägt. Der 19-Jährige folgt seinem berühmten Bruder Jude an den Ort, an dem dieser einst Europas Bühne betrat – doch Jobe hat eigene Pläne. Er kommt nicht, um Fußspuren zu folgen. Er kommt, um eigene zu hinterlassen.

Wie sein Bruder Jude durchlief auch Jobe die Akademie von Birmingham City, debütierte mit 16 Jahren in der ersten Mannschaft und fiel früh durch seine Reife und Spielintelligenz auf. Der Wechsel zu Sunderland im Sommer 2023 galt zunächst als ungewöhnlich – die Championship war kein sportlicher Aufstieg gegenüber Birmingham. Doch rückblickend war es ein kluger Schritt. Unter Trainer Regis Le Bris entwickelte sich Jobe rasant, wurde zum Stammspieler, Taktgeber und Aufstiegsgaranten. In den beiden Saisons in Sunderland bestritt er 87 Pflichtspiele, erzielte elf Tore und legte vier weitere auf – seine Vielseitigkeit im zentralen Mittelfeld war mitentscheidend für den Playoff-Erfolg gegen Sheffield United im Wembley-Stadion.

Es ist schwer, Jobe Bellingham zu beschreiben, ohne den Namen seines Bruders zu erwähnen – schließlich ist Jude einer der Stars des Weltfußballs, Champions-League-Sieger mit Real Madrid und bereits mit 21 Jahren Aushängeschild der englischen Nationalmannschaft. Doch wer Jobe auf dem Platz beobachtet, erkennt schnell: Hier geht es nicht um einen bloßen Nachfolger. Während Jude offensiv als Spielmacher agiert, interpretiert Jobe seine Rolle tiefer. Er ist ein Box-to-Box-Spieler, dynamisch, robust, mit starker Spielübersicht und Pressingintensität. Bei Sunderland spielte er sogar phasenweise als Mittelstürmer – ein Beweis für seine taktische Flexibilität.

Die Statistiken von BVB-Neuzugang Jobe Bellingham in der Saison 2024/25 für Sunderland.
Die Statistiken von BVB-Neuzugang Jobe Bellingham in der Saison 2024/25 für Sunderland.Opta Graphics/Borussia Dortmund

Dass er in Dortmund seinen Vornamen auf dem Trikot trägt, ist mehr als eine Detailfrage – es ist ein Statement. „Ich trete nicht in die Fußstapfen von irgendjemandem“, sagt Jobe in seinem Vorstellungsvideo. Sein früherer Trainer Tony Mowbray beschreibt ihn als „absoluten Diamanten“ mit außergewöhnlicher Lernbereitschaft. Es sei nicht sein Ziel, ein zweiter Jude zu werden, sondern ein erster Jobe.

Bellingham in Dortmund: Bekanntes Terrain mit neuen Herausforderungen

Dass Borussia Dortmund nun über 30 Millionen Euro für den Engländer zahlt – umgekehrt der teuerste Transfer in Sunderlands Vereinsgeschichte – zeigt das Vertrauen in sein Potenzial. Es ist eine Summe, die im Verein Erinnerungen weckt: Auch Jude kam 2020 für damals 25 Millionen Pfund, rückblickend kann man von einem Schnäppchen sprechen. Was folgte, war eine rasante Entwicklung: 132 Spiele, 24 Tore, 25 Vorlagen, ein DFB-Pokalsieg, der Titel-Herzschmerz 2023 – und ein Wechsel zu Real Madrid für 113 Millionen Euro.

Doch Dortmund erwartet von Jobe keine Kopie dieser Geschichte. Der Klub sieht in ihm ein langfristiges Projekt, ein Talent, das sich in der Bundesliga entwickeln, wachsen und reifen soll – in einem Team, das zuletzt Vierter wurde und 2025/26 erneut in der Champions League antritt. Die Bundesliga, so die Meinung in Jobes Heimat, sei ein „Schritt nach oben, aber mit weniger Druck“ als die Premier League – ideale Bedingungen für ein Talent wie ihn.

Jobe und Jude: Ein Brüderpaar, das Geschichte schreiben könnte

Abseits des Platzes bleibt die Verbindung zu Jude eng. Die Brüder teilen nicht nur Herkunft und Fußballleidenschaft, sondern auch den Traum, eines Tages gemeinsam für England aufzulaufen. Jude brachte es bereits auf über 40 Länderspiele, Jobe wurde jüngst für die U21-Europameisterschaft nominiert – wird aber möglicherweise stattdessen an der Klub-WM teilnehmen. Dort könnte es im Viertelfinale sogar zu einem direkten Duell zwischen Dortmund und Real Madrid kommen: Jobe gegen Jude, Bruder gegen Bruder – ein sportliches Familientreffen auf Weltniveau.

Wenn er nur 80 Prozent so gut wird wie sein Bruder, ist er immer noch ein außergewöhnlicher Spieler“, sagt BBC-Experte und Sunderland-Ikone Marco Gabbiadini. Aber vielleicht sind Vergleiche bald gar nicht mehr nötig. 

Anton Latuska
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