Fast zehn Jahre später verlässt Kingsley Coman den Rekordmeister in Richtung Saudi-Arabien zu Al-Nassr. Es ist ein Abschied, der eine beachtliche Karriere in München würdigt, aber auch nüchtern erkennen lässt: Die Fußstapfen von Robben und Ribéry blieben letztlich zu groß.
Coman bestritt bis einschließlich der Saison 2024/25 insgesamt 339 Pflichtspiele für den FC Bayern, in denen er 72 Treffer erzielte und 71 Torvorlagen lieferte. In der abgelaufenen Spielzeit kam er auf 45 Einsätze in allen Wettbewerben, dabei gelangen ihm 9 Tore und 6 Assists.

Verletzungen und Leistungsstreuung trugen zur Limitierung bei
Das lag sicherlich auch daran, dass es kaum eine Saison gab, in der Coman nicht für mehrere Wochen fehlte. Muskelverletzungen, Sprunggelenksprobleme, Knieblessuren – die Liste ist lang. Das hinderte ihn daran, Rhythmus und Selbstverständlichkeit zu entwickeln, wie es Robben und Ribéry über Jahre taten.

Gerade diese Konstanz im Spielrhythmus war ein entscheidender Unterschied zu seinen Vorbildern: Robben und Ribéry hatten ebenfalls Verletzungen, fanden aber nach ihrer Rückkehr schnell wieder zu einer dominanten Rolle. Experten und Fans bemängelten zudem seine inkonstante Torgefahr: Vielversprechende Dribblings endeten oft ohne präzisen Abschluss oder Vorlage.
Auslaufendes Kapitel: Abschied nach einem Jahrzehnt
Gerüchte gab es bereits nach der Saison 2023/24, spätestens im Frühjahr 2025 wurde spekuliert, dass der FC Bayern bereit ist, Coman im Sommer abzugeben. Ein Transfer sollte ursprünglich auch Freiraum für Neuzugänge wie Florian Wirtz schaffen – der sich aber schlussendlich für einen Transfer zum FC Liverpool entschieden hat.
Nun ist der Deal durch: Coman verlässt den deutschen Rekordmeister in Richtung Al-Nassr – für eine Fix-Ablöse von 30 Millionen Euro. In Saudi-Arabien winkt ein Dreijahresvertrag mit einem Nettogehalt von rund 20 bis 25 Millionen Euro jährlich. Es ist das Ende eine einer erfolgreichen Zeit, in der es Coman allerdings nie gelingen sollte, aus dem Schatten seiner Vorgänger zu treten.
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Im Schatten von Legenden
Dabei war der Franzose technisch hochbegabt: flink, dribbelstark und gerade in der Champions League 2020 entscheidend – mit dem Siegtor gegen PSG –, als er seinen wohl markantesten Moment erlebte. Doch die Legende von "Robbery“ lastete schwer.
Die Galionsfiguren Arjen Robben und Franck Ribéry waren nicht nur sportlich dominierend, sondern orchestrierten Bayerns Außenbahn mit unnachahmlicher Eingespieltheit und Star-Charisma. Sie prägten eine ganze Ära. Coman brachte viel von diesem Rüstzeug mit, doch blieb er letztlich eher ein Spieler des Augenblicks, als ein großer Dominator wie seine Vorgänger.
Zwar war er über die Jahre ein wichtiger Baustein im Kader der Bayern, gerade in Spielen, in denen Bayerns Tempo auf den Flügeln gefragt war. Seine Fähigkeit, Gegner im Eins-gegen-Eins auszuspielen, war ein wertvolles Werkzeug im Offensivarsenal der Münchner.
Doch er war selten derjenige, um den herum ein Spielplan gebaut wurde. Vor allem Trainer wie Hansi Flick, Julian Nagelsmann oder Thomas Tuchel setzten auf Rotationen. Während Robben und Ribéry stets gesetzt waren, blieb Coman häufiger Teil eines Wechselsystems. Das war nicht nur verletzungsbedingt, sondern auch Ausdruck seiner Rolle im Teamgefüge: hochklassig, aber nicht unverzichtbar.
Neubeginn in Saudi-Arabien: Chance und Abgesang zugleich
Ein Wechsel zu Al-Nassr markiert für Coman nun eine neue, lukrative Lebensphase. Sportlich bedeutet der Abschied aber auch die Abkehr von Europas Elite, weg von der Bühne, auf der er fast ein Jahrzehnt lang gespielt hat. Die Saudi Pro League entwickelt sich zweifellos weiter – Coman ist dort eine große Geste für die Liga, ein weiterer Name im Star-Ensemble neben Ronaldo & Co.
Für Bayern bedeutet der Deal dagegen Raum für weitere Investitionen, mit Michael Olise und Luis Díaz hat man nun zwei neue "Versprechen“ auf den Außenbahnen für die nächsten Jahre. Forciert durch sport-strategische Überlegungen und Kostenkontrolle, endet mit Comans Weggang eine Ära – die Ära des geduldigen Flügelspielers, der stets Ausrufezeichen setzte, aber nie im Rampenlicht stand.

Dennoch wird Kingsley Comans Zeit beim FC Bayern in Erinnerung bleiben. Und zwar nicht als gescheitertes Projekt, sondern als ein Kapitel mit Licht und Schatten. Er hat große Titel gewonnen, wichtige Tore geschossen, und in Topform war er im erweiterten Kreis der besten Flügelspieler Europas.