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"Moment genießen": HSV setzt beim Bundesliga-Comeback auf Euphorie gegen die Zweifel

Der Hamburger SV geht trotz wackeliger Vorbereitung mit viel Euphorie in die Bundesliga-Saison.
Der Hamburger SV geht trotz wackeliger Vorbereitung mit viel Euphorie in die Bundesliga-Saison.JÜRGEN FROMME / firo Sportphoto / dpa Picture-Alliance via AFP
Auf Zweifel hat Merlin Polzin so gar keinen Bock. "Ich kann es kaum erwarten, dass es los geht", sagte der Trainer des Hamburger SV vor dem heiß ersehnten Neustart in der Bundesliga bei Borussia Mönchengladbach am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN): "Wir haben alles dafür gegeben, dort zu sein und wollen den Moment auch genießen."

2661 lange Tage haben sie auf diesen Augenblick gewartet, der große HSV und seine Fans. 380 Wochen, in denen der einstige Bundesliga-Dino in den Niederungen der Zweitklassigkeit umher irrte. Eine Leidenszeit, die nun am liebsten mit einer triumphalen Rückkehr auf die große Bühne Vergessen gemacht werden soll - trotz aller Fragezeichen, die die Vorbereitung hinterlassen hat.

Zum Match-Center: Borussia Mönchengladbach vs. Hamburger SV

Der Trainer setzt dabei vor allem auf einen Trumpf: Die gute alte Aufstiegseuphorie. "Die Freude über das, was wir erreicht haben, die spielt auch für Sonntag eine ganz zentrale Rolle", erklärte Polzin, der mit der Mannschaft unter der Woche noch einmal in Erinnerung schwelgen durfte - bei der Kinopremiere der Doku "Always Hamburg" (ZDF Mediathek), die den steinigen Weg zum Aufstieg nachzeichnet.

Holprige Vorbereitung

Doch steinig dürfte nun auch der Weg zum Klassenerhalt werden. Die quälende Zweitligazeit hat ihre Spuren hinterlassen. Inzwischen erfahrene Bundesliga-Hasen wie der FC Augsburg oder Union Berlin sind strukturell enteilt, mit dem 1. FC Köln ist ein weiteres Schwergewicht mit aufgestiegen. Weshalb sie in Hamburg die "Erwartungshaltung erstmal ein bisschen gedämpft" haben, wie Sportvorstand Stefan Kuntz klarmachte.

Sicher auch, weil es in den letzten sechs, allesamt sieglosen Tests und auch beim schwer verdaulichen 2:1-Erfolg über den Oberligisten FK Pirmasens nach Verlängerung im Pokal gehörig ruckelte. "Wir wissen, dass wir in der Vorbereitung leiden mussten", gestand Polzin, man habe aber auch wichtige "Erfahrungen gesammelt".

Nummer eins steht

Nach dem Neuanfang im Sommer inklusive der prominenten Abgänge von Davie Selke, Ludovit Reis und Ex-Kapitän Sebastian Schonlau, den es an die Seite von Thomas Müller nach Vancouver zieht, brauche es "ein wenig Geduld" mit dem durchaus spannenden Kader, sagte Kuntz. Denn es sei ja so mit einem Umbruch, "es dauert, bis wir da richtig eingespielt sind und eine Hierarchie und ein Teamspirit entstanden ist".

Geklärt ist inzwischen auch die Torwart-Frage: Aufstiegsheld Daniel Heuer Fernandes werde "am Sonntag beginnen und geht als Nummer eins in die Saison", sagte Polzin am Freitag. Daniel Peretz, Neuzugang von Bayern München, bleibt somit zunächst nur die Reservistenrolle.

Poulsen als HSV-Kapitän besonders gefordert

Ein guter Start in Gladbach wäre für den HSV, den Neuzugang Yussuf Poulsen künftig als Kapitän anführen wird, schließlich Gold wert - um die Euphorie aufrecht zu erhalten und weil die Aufgaben in der Frühphase nicht leichter werden.

Am zweiten Spieltag steht beim "Bundesliga-Comeback" des Volksparkstadions gleich ein hitziges Stadtderby gegen den FC St. Pauli auf dem Programm, am dritten Spieltag wartet dann Angstgegner Bayern München.