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Philipp Lahm vor Bundesliga-Start: „Hamburg und Stuttgart könnten die Liga prägen“

Philipp Lahm hat sich zum Bundesliga-Start über das Niveau der deutschen Eliteklasse geäußert.
Philipp Lahm hat sich zum Bundesliga-Start über das Niveau der deutschen Eliteklasse geäußert.BRITTA PEDERSEN / dpa Picture-Alliance via AFP
Ex-Weltmeister Philipp Lahm hat sich in einem Gastbeitrag für das US-Medium "The Athletic" optimistisch für die neue Bundesliga-Saison gezeigt und eine klare Prognose gewagt: „In dieser Saison wird die Bundesliga die Premier League wieder überholen. Zumindest was die durchschnittlichen Zuschauerzahlen angeht.“

Besonders die Rückkehr zweier Traditionsvereine – Köln und Hamburg – steigert seine Erwartungen. Die Heimspiele dieser Clubs seien meist ausverkauft, selbst in der zweiten Liga, und Hamburg zog zuletzt durchschnittlich rund 56.500 Zuschauer pro Spiel an – mehr als die Meister aus Frankreich, Spanien oder Italien.

Lahm erinnerte an die historische Bedeutung des HSV: „Weltmeister und Europameister haben einst für Hamburg gespielt – Uwe Seeler, Kevin Keegan, Felix Magath. 1983 gewann der Verein den Europapokal.“ Auch in seiner eigenen aktiven Zeit habe Bayern München in Hamburg einige Niederlagen einstecken müssen.

Nach sieben Jahren in der zweiten Liga sei der Verein nun zurück, und das erste Spiel gegen Borussia Mönchengladbach werde ein wichtiger Teil des Saisonauftakts.

Der Ex-Kapitän betont die Bedeutung des Standorts für das Wachstum eines Vereins und der Liga insgesamt. Hamburg habe „alles, was es braucht: eine schöne, reiche Stadt, die zweitgrößte in Deutschland, und ein großes Stadion.

50+1 Regel als wichtiger Baustein für die Bundesliga

Ähnlich sei die Bundesliga selbst ein starker Standort: Mit rund 8 Millionen Mitgliedern ist der DFB der größte Sportverband der Welt, und die finanziellen Ressourcen der Liga ermöglichen es, Spieler aus vielen Ländern anzuziehen.

Besonders hob Lahm die 50+1-Regel hervor, die die Mehrheit der Stimmen bei den Vereinsmitgliedern belässt. Diese Regel verankere den Profifußball in der Gesellschaft und fördere nachhaltiges Wachstum. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher und geopolitischer Herausforderungen gewinne diese Verbindung zwischen Verein und Fans an Bedeutung.

Auch die Entwicklung seines Ex-Klubs VfB Stuttgart hat es dem langjährigen Außenverteidiger angetan: „Stuttgart wurde 2023/2024 Zweiter in der Liga und gewann 2025 den DFB-Pokal. Möglich war dies, weil der Verein eine solide Organisationsstruktur aufgebaut hat.

Die enge Zusammenarbeit von Vorstand, Trainer und Management sowie die Integration junger Spieler seien entscheidend für die positive Entwicklung. Stuttgart sieht er national in puncto Potenzial auf Platz drei hinter München und Hamburg.

Lahm kritisiert Abgang der besten Spieler

Kritisch äußert sich Lahm jedoch zu taktischen Defiziten und dem internationalen Abschneiden deutscher Teams: „Traditionell fehlt der Bundesliga taktische Klarheit, Teamplay und eine strenge Definition der Spielerpositionen.

Er beobachtet eine Rückkehr zur Manndeckung, während die besten europäischen Teams ballorientiert verteidigen. Internationale Titelgewinne seien die Ausnahme, nicht die Regel, wie auch die Transferpolitik von Eintracht Frankfurt zeige, das seit dem Gewinn der Europa League 2022 seine besten Spieler nicht halten konnte.

Florian Wirtz (M.) und Hugo Ékitiké (2. v. r.) jubeln inzwischen für den FC Liverpool.
Florian Wirtz (M.) und Hugo Ékitiké (2. v. r.) jubeln inzwischen für den FC Liverpool.Paul Currie / Shutterstock Editorial / Profimedia

Lahm warnt zudem vor der Abwanderung junger Top-Spieler: „Florian Wirtz, Kai Havertz und Erling Haaland haben erkannt, dass ihre Teams ihnen nichts mehr bieten konnten, und wechselten nach England.