Paul Simonis registrierte die verbale Rückendeckung seines Sportdirektors mit Erleichterung - und nahm umgehend seine Spieler in die Pflicht. "Wir haben nächste Woche drei Spiele. Es liegt an uns, so schnell wie möglich eine Reaktion zu zeigen", sagte der Trainer des tief in die Krise gerutschten VfL Wolfsburg. Nur gemeinsam, so die Botschaft nach dem Offenbarungseid beim 0:3 (0:1) gegen den VfB Stuttgart, kann die sportliche Talfahrt gestoppt werden.
Noch (!) ist das Projekt mit dem niederländischen Bundesliga-Novizen nicht für gescheitert erklärt, noch ist Simonis' Job bei den Wölfen nicht akut gefährdet. "Das ist keine Diskussion, die man rund um den Trainer führen muss, sondern um jeden einzelnen, der auf dem Platz gewesen ist", sagte Sportdirektor Sebastian Schindzielorz.
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Anspruch und Wirklichkeit klaffen meilenweit auseinander
Im Kollektiv hatte der VfL die verdiente vierte Saisonniederlage herbeigeführt. Es fehlte an Grundsätzlichem wie der nötigen Aggressivität, das Umschaltspiel war trotz des Startelfdebüts von Star-Neuzugang Christian Eriksen zu fehlerbehaftet, die anfängliche defensive Stabilität ging im Spielverlauf verloren, das Selbstvertrauen war merklich angekratzt. "Wir waren von der ersten bis zur letzten Minute chancenlos. Wir sind oft hinterhergelaufen, haben es überhaupt nicht geschafft, mal Druck zu setzen", sagte Schindzielorz. Die Niederlage sei verdient gewesen - auch in der Höhe.
Schon bei der Niederlage beim FC Augsburg vor der Länderspielpause (1:3) hatte Wolfsburg enttäuscht, nun war ein Aufbäumen erneut nicht erkennbar. Die Folgen sind niederschmetternd: Die mit Europapokal-Ambitionen in die Saison gestarteten Wolfsburger stagnieren mit nur fünf Punkten aus sieben Spielen auf dem 15. Tabellenplatz. Seit sechs Spielen sind die Niedersachsen sieglos - Anspruch und Wirklichkeit klaffen meilenweit auseinander.
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Potenzial wird nicht abgerufen
"Das ist eine Situation, die wir schleunigst verbessern müssen. Wir brauchen zwingend Punkte, um uns von dieser Tabellenregion zu entfernen", sagte Schindzielorz. Wolfsburg steht vor wegweisenden Spielen. Beim Hamburger SV sowie gegen die TSG Hoffenheim stehen Bundesliga-Duelle gegen Gegner aus der unteren Tabellenhälfte an, dazwischen ist der VfL in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen Zweitligist Holstein Kiel gefordert.

"Ich vertraue dem Kader, ich glaube an den Kader", sagte Schindzielorz: "Wir haben schon gezeigt, dass wir es viel besser können." Auch mit Simonis, der mit seinem Trainerteam vorerst weiter die Unterstützung der Vorgesetzten genießt. "Sie versuchen sehr akribisch, an den Details zu arbeiten. Sie sind sehr gut vorbereitet, organisiert und strukturiert", sagte Schindzielorz: "Aber alles ist irgendwie Makulatur, wenn du in der Bundesliga nicht an deine 100 Prozent kommst."
Gelingt das in den kommenden Spielen weiter nicht, dürfte es mit der Rückendeckung für Simonis vorbei sein.
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