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SK Rapid in der Conference League: Zwischen Neujahrs-Hangover und Europa-Hoffnungen

Robert Klauß auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Borac Banja Luka.
Robert Klauß auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Borac Banja Luka.Sports Press Photo, SPP Sport Press Photo. / Alamy / Profimedia
Wenn Rapid Wien am Donnerstagabend in Banja Laku gegen den FK Borac antritt, dann geht es für die Hütteldorfer nicht nur um ein Achtelfinal-Hinspiel in der UEFA Conference League. Rapid will die eigene Europapokal-Historie neu beleben.

Das Duell von Rapid Wien beim FK Borac im Achtelfinal-Hinspiel der UEFA Conference League ist für den SCR ein ganz Besonderes. Denn in der langen Vereinshistorie der stolzen Wiener stehen die Hütteldorfer erstmals seit der Saison 1995/96 in einem Achtelfinale eines europäischen Wettbewerbs. Damals ging es im Europapokal der Pokalsieger letztlich bis ins Finale, das knapp gegen Paris St. Germain verloren wurde.

29 Jahre später sind die Vorzeichen selbstredend andere. Die Rapidler befinden sich trotz der starken Ligaphase in der Conference League, in der sie im neuen Format souverän als Tabellenvierter direkt das Achtelfinale erreichten, in einer schwierigen Phase. Zwar gewann die Truppe von Trainer Robert Klauß die Generalprobe gegen den SCR Altach klar mit 5:0, zuvor gab es allerdings zum Pflichtspiel-Auftakt im neuen Jahr drei Niederlagen in Folge - was nur Platz 5 in der Bundesliga bedeutet.

Die Tabelle der Bundesliga.
Die Tabelle der Bundesliga.Flashscore

Unruhe im Team? Geschäftsführer Wirtschaft entlassen

Echte Ruhe will dennoch nicht einkehren. Nur einen Tag vor dem Spiel in Bosnien entließ Rapid Geschäftsführer Wirtschaft Marcus Knipping. Er soll das Vertrauen der Vereinsführung "massiv erschüttert" haben, berichtete die "Krone". Sportlich ist klar: Kurz vor dem wichtigen Hinspiel gegen Borac könnte diese Personalentscheidung neue Unruhe in die Mannschaft bringen.

Nichtsdestotrotz geht Rapid als Favorit in die Begegnung. Borac Banja Luka ist zwar amtierender bosnischer Meister, beendete die Ligaphase der Conference League aber nur auf Platz 20 und setzte sich in zwei harten Duellen mit Olimpija Ljubljana mit nur einem erzielten Treffer knapp durch.

Unterschätzen wird auf Seiten der Rapidler die Bosnier trotzdem niemand. "Borac ist eine Mannschaft, die keinen Hurra-Fußball spielt. Sie verteidigen mannorientiert, sind sehr kompakt und diszipliniert. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sie so weit gekommen sind", erklärte Robert Klauß einen Tag vor dem Duell.

Klauß mit Respekt vor Banja Luka

Mit dieser Spielweise sind sie auch in ihrer Heimat erfolgreich. In diesem Jahr gewann Banja Luka alle vier Pflichtspiele in Bosnien, in der Liga steht man auf Platz zwei und im Pokal ist Borac ebenfalls noch vertreten.

Dabei hat Klauß gerade vor der Partie in Banja Luka Respekt. "Sie sind sehr heimstark. Es gibt bei ihnen eine große Diskrepanz, was Heim- und Auswärtsspiele betrifft, auch von der Art, wie aktiv sie sind." Demnach ziehen sich die Bosnier vor ihren heimischen Fans gerne zurück und wollen das eigene Spiel über Kontersituationen über die Flügel machen, berichtet der deutsche Trainer.

Srdan Grahovac: Ex-Rapidler freut sich auf das Duell

Dass Rapid gewarnt ist, hat noch einen weiteren Grund. Denn mit Srdan Grahovac steht bei Borac ein Spieler im Aufgebot, den man in Wien nur zu gut kennt. Grahovac absolvierte zwischen 2014 und 2022 195 Spiele für die Hütteldorfer und freut sich auf seine alten Mannschaftskollegen. "Das ist wie ein Traum für mich, mit meinem Heimatverein gegen Rapid zu spielen, denn Rapid ist wie eine zweite Heimat für mich", gab Grahovac bei der APA an.

Der Kontakt in seine zweite Heimat ist nie abgebrochen, er verfolgt die Mannschaft auch heute noch regelmäßig. "Rapid hat eine gute Mannschaft und einen guten Trainer. Ich weiß nicht, warum die Ergebnisse in letzter Zeit nicht immer so gut waren."

Bundesliga-Sieg gegen Altach macht Hoffnung

Zumindest das 5:0 gegen Altach gibt Klauß vor der Aufgabe in Banja Luka Hoffnung – gerade in Anbetracht der internen Stimmung. "Danach wurde in der Kabine mehr gelacht als zuvor", erklärte Klauß. "Wir haben dadurch Selbstvertrauen getankt und können ein positives Gefühl mitnehmen."

Rapid bejubelt das 5:0 gegen Altach.
Rapid bejubelt das 5:0 gegen Altach.ČTK / imago sportfotodienst / IMAGO

Das Ziel ist klar: Beim Rückspiel vor eigenen Fans möchte Rapid mit einer guten Ausgangslage ins Spiel starten, um in Wien der eigenen Favoritenrolle gerecht zu werden. Das Team hat große Chancen, auch im weiteren Turnierverlauf eine große Rolle zu spielen. In einem möglichen Viertelfinale wären die Schweden aus Djurgarden oder der zypriotische Klub Pafos der Gegner – in Anbetracht des Potenzials machbare Aufgaben für Rapid.

Ein Gedankenspiel, das in Wien allerdings noch niemand hören möchte. "Das Duell wird nach dem Match in Banja Luka in keine der beiden Richtungen entschieden sein", prophezeite Klauß – ob er damit Recht behalten wird, zeigt sich bekanntermaßen auf dem Platz heute Abend in Banja Luka.