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Titel, Tore und Skandale: Mönchengladbachs "launische Diva" wird 125 Jahre alt

Borussia Mönchengladbach feiert in dieser Saison den 125. Geburtstag.
Borussia Mönchengladbach feiert in dieser Saison den 125. Geburtstag.DAVID INDERLIED / dpa Picture-Alliance via AFP
Günter Netzer kommt, Berti Vogts sowieso, Herbert Laumen und Christoph Kramer auch: Wenn Borussia Mönchengladbach am Freitag mit einer rauschenden Party seinen 125. Geburtstag feiert, herrscht große Fußballpromi-Dichte auf dem goldenen Teppich am Stadion. 150 Protagonisten aus der bewegten Geschichte des Klubs haben sich angekündigt, nur aus dem größten Geschenk macht der fünfmalige Meister noch ein Geheimnis. Am Abend wird vor dem Borussia-Park ein Denkmal enthüllt. Wen oder was es darstellt? Streng geheim.

Möglichkeiten gibt es zur Genüge. Hennes Weisweiler drängt sich förmlich auf, der legendäre Trainer hatte die Fohlenelf 1965 zum Aufstieg und später in die europäische Spitze geführt. Auch Borussias Rekordtorschütze Jupp Heynckes hätte ein Denkmal verdient. Oder jene Mannschaft, die 1971 als erste der Bundesliga-Geschichte ihren Titel erfolgreich verteidigte. Oder auch jenes Team von 1975, das als erste deutsche Mannschaft den UEFA-Pokal gewann.

Zu erzählen gibt es für die Ehemaligen also reichlich. Nicht fehlen dürfen auch der von Laumen "verursachte" Pfostenbruch 1971 am Bökelberg, der Büchsenwurf beim später annullierten 7:1 gegen Inter Mailand im gleichen Jahr, Netzers Selbsteinwechslung im Pokalfinale 1973, die vier gehaltenen Elfmeter von Uwe Kamps im Pokal-Halbfinale 1992 oder aber der Pokalsieg 1995, der bis heute letzte Titel. Genügend Stoff für einen langen Abend also.

Und auch Skandale gab es genug: KSC-Keeper Oliver Kahn wurde 1993 von Borussia-Fans mit einer Kastanie am Kopf getroffen. Der eigentlich letzte Titel beim DFB-Hallen-Pokal 2000 wurde aberkannt, weil Abwehrspieler Quido Lanzaat in der Silvesternacht zwei Haschisch-Joints geraucht hatte. Und jüngst äußerte sich Florian Neuhaus auf Mallorca in nicht ganz nüchternem Zustand wenig schmeichelhaft über Sportdirektor Roland Virkus.

Als "launische Diva" bezeichnete der langjährige Manager Helmut Grashoff die Borussia schon 1991 in seinem gleichnamigen Buch, und bis heute hat sich daran nicht viel geändert. Nach dem Zwischenhoch mit den Champions-League-Teilnahmen 2015, 2016 und 2020 verharrt die Borussia seit fünf Jahren im Mittelfeld, und nicht wenige Fans machen sich Sorgen angesichts der Millionen, mit denen andere Klubs um sich werfen können.

Borussia Mönchengladbach mit Jubiläumsspiel gegen FC Valencia

Dabei ist Gladbach mit seinen mehr als 100.000 Mitgliedern und dem jüngsten Rekord-Zuschauerschnitt von 53.101 Fans populär wie eh und je. Zudem wurde die U17 gerade deutscher Meister. Virkus spricht von einer "goldenen Generation" von neuen Fohlen die heranwächst - und möglichst in der Bundesliga ankommen soll.

Zunächst aber wird gefeiert. Schon jetzt sind viele Häuser in der Stadt nach einem Aufruf der Fanszene mit Fahnen und Schals geschmückt. Am Freitag lassen die Anhänger bei einer Party in der Nordkurve ihre Borussia hochleben, am Samstag folgt vor dem Spiel gegen den FC Valencia eine "Jubiläums-Zeremonie" auf dem Rasen. "Alle Besucher können sich auf eine emotionale Zeitreise freuen", verspricht die Borussia. Zu erzählen gibt es schließlich genug.