Die vergangene Bundesliga-Saison war für die TSG Hoffenheim ein Drahtseilakt. Erst spät konnte sich die Mannschaft den Klassenerhalt sichern – eine Spielzeit voller Verletzungen, Formkrisen und enttäuschender Auftritte liegt hinter den Kraichgauern. Nun sollen neue Impulse für Stabilität sorgen. Im Zentrum dieses Umbruchs: Cheftrainer Christian Ilzer und ein strategischer Fokus auf junge, entwicklungsfähige Spieler.
Ein deutliches Zeichen setzte der Klub bereits mit dem Start ins Trainingslager: Dennis Geiger, Florian Grillitsch und Mergim Berisha wurden aussortiert und dürfen sich neue Vereine suchen. Während die Abschiede von Grillitsch und Berisha erwartet wurden – beide waren bereits in der Vorsaison verliehen – kommt die Freistellung von Geiger durchaus überraschend, hatte er doch noch 20 Einsätze in der abgelaufenen Spielzeit vorzuweisen.
Auch sonst war der Sommer geprägt von personellen Veränderungen. Mit Diadié Samassékou, Christopher Lenz und mehreren Leihspielern wie David Jurásek und Jakob Busk haben weitere Routiniers den Verein verlassen. Emotional wurde es bei Pavel Kadeřábek, dessen Vertrag nach zehn Jahren und 256 Bundesliga-Einsätzen nicht verlängert wurde. Der schmerzhafteste Abgang: Tom Bischof, der zum FC Bayern wechselte. Der talentierte Mittelfeldspieler galt als große Hoffnung in Hoffenheim und hinterlässt eine Lücke im kreativen Zentrum.
Neue Gesichter – und ein klares Konzept
Trotz zahlreicher Abgänge präsentiert sich der Klub auf dem Transfermarkt bislang ambitioniert. Neuzugang Leon Avdullahu vom FC Basel gilt als Nachfolger für Bischof. Der 21-Jährige überzeugte in der Schweizer Liga durch Defensivstärke und Zweikampfhärte. Für ihn legte die TSG rund acht Millionen Euro auf den Tisch – ein Zeichen dafür, dass man auch bei jungen Spielern bereit ist, in Qualität zu investieren.
Ebenfalls neu im Kraichgau sind der vielseitige Verteidiger Bernardo (ablösefrei vom VfL Bochum) und Angreifer Tim Lemperle vom 1. FC Köln, der mit zehn Toren und sechs Assists maßgeblich zum Aufstieg der Domstädter beitrug. Lemperle bringt allerdings auch mediale Aufmerksamkeit abseits des Platzes mit, nachdem er zuletzt durch einen Vorfall in der Kölner Innenstadt negativ auffiel.

Neben externen Transfers setzt Hoffenheim verstärkt auf Talente aus den eigenen Reihen. Besonders im Fokus stehen dabei Muhammed Damar, der nach einer erfolgreichen Leihe bei Elversberg zurückkehrt, sowie Hennes Behrens, der mit der U19 das Double aus Meisterschaft und Pokal gewann und seinen Profivertrag verlängerte. Auch Tiago Poller erhält die Chance im Bundesliga-Kader. Der Offensivmann überzeugte mit 14 Toren und 20 Vorlagen in der U19.
Die Integration dieser Spieler passt zur neuen Philosophie: Weniger Altlasten, mehr Entwicklungspotenzial – so lautet die Devise unter Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker und Trainer Ilzer.
Testsieg als Mutmacher – Kramaric als Hoffnungsträger
Erste positive Eindrücke liefert die Vorbereitung. Beim jüngsten Testspiel gegen Zweitligist Darmstadt 98 siegte die TSG mit 5:1 – auch dank eines Dreierpacks von Routinier Andrej Kramarić. Der Kroate war in der Vorsaison einer der wenigen Lichtblicke und kritisierte zuletzt wiederholt die mangelnde Chancenverwertung seiner Mitspieler. Gegen Darmstadt zeigten sich allerdings Fortschritte: Variabler Spielaufbau, mehr Tempo über die Außen und eine verbesserte Passsicherheit – auch wenn kleinere Abstimmungsprobleme aufgrund vieler Wechsel noch erkennbar waren.
Trotz der positiven Ansätze bleibt noch Arbeit. Besonders die Abwehr macht Sorgen: Mit 68 Gegentoren stellte Hoffenheim in der Vorsaison die zweitschlechteste Defensive der Liga. Entsprechend wird weiterhin nach Verstärkungen für die Innenverteidigung gesucht. Auch ein kreativer Spielmacher steht auf der Wunschliste, um den Abgang von Bischof auf mehreren Ebenen zu kompensieren.
Das Transferfenster bleibt bis zum 30. September geöffnet – genug Zeit für gezielte Nachbesserungen. Doch die TSG muss sich nicht nur sportlich verbessern, sondern nach einem Jahr der sportlichen Bedeutungslosigkeit geht es für den Klub auch um die Erneuerung der eigenen Identität.