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Weihnachten 2024: Was anders ist als im Vorjahr

Sie stehen wieder an der Spitze: Thomas Müller (l.) und der FC Bayern München
Sie stehen wieder an der Spitze: Thomas Müller (l.) und der FC Bayern MünchenČTK / imago sportfotodienst / nordphoto GmbH / Bratic
Der vierte Advent ist Vergangenheit und wir steuern geradewegs auf das Weihnachtsfest zu. Die Festtage gelten für viele Familien als Zeit der Rituale: Die Verwandten sind zu Besuch, Geschenke werden ausgepackt und das liebste Weihnachtsessen wird aufgetischt. So sind auch die Abläufe im Sport oft dieselben. Fans des englischen Fußballs freuen sich zum Beispiel auf den traditionellen Boxing Day an den Feiertagen. Heute wirft Flashscore allerdings einen Blick auf gravierende Unterschiede - und zwar im Vergleich zum Vorjahr. Welche Dinge haben sich im Vergleich zu Weihnachten 2023 grundlegend verändert?

Bundesliga: Bayern zurück an der Spitze

Wir schreiben den 23. Dezember 2023. Bayer Leverkusen leckt sich die Finger - und zwar wohlverdient! Nur drei Tage zufolge fertigte man den VfL Bochum am 16. Spieltag der Bundesliga 2023/24 mit 4:0 ab - und verteidigte damit die Tabellenspitze vor dem FC Bayern München, der seinerseits mit Ach und Krach den Tabellenzehnten VfL Wolfsburg in die Knie rang. Zu diesem Zeitpunkt beträgt der Abstand zwischen Bayer und Bayern nur ein Punkt, der Rekordmeister sollte in dieser Saison aber nie mehr so nah am Team von Xabi Alonso dran sein.

Denn die Werkself schaffte, was vor ihr noch keine Mannschaft vollbrachte: der Gewinn der deutschen Meisterschaft ohne Niederlage. Gleichzeitig gewann man den DFB-Pokal, zog ins Finale der Europa League ein, band wichtige Spieler an den Klub und war europaweit in aller Munde.

Im Jahr 2024 sieht die Tabelle in der Bundesliga gar nicht mal so unterschiedlich aus - mit einem kleinen Unterschied: Aktuell sind die Bayern zurück an der Spitze der Liga. Mit vier Punkte Vorsprung auf Bayer hat das Team von Vincent Kompany dominante erste 16 Spiele hingelegt und die Position als Primus der deutsche Oberhauses zurückerobert.

Die Bundesliga-Tabelle vor der Winterpause
Die Bundesliga-Tabelle vor der WinterpauseFlashscore

Schaut man sich die Details an, so fallen weitere Nuancen auf: Bayer Leverkusen wirkt bei Weitem nicht so souverän, angsteinflößend und unbesiegbar wie nochnim Vorjahr. Beim FC Bayern scheint dagegen eine neue Synergie gewachsen zu sein. Man hat akzeptiert, dass die Konkurrenz stärker ist als in den elf Jahren von 2013 bis 2023, als man regelmäßig auf weiter Flur die Saison ausklingen lassen konnte. Die aktuellen Bayern haben wieder Lust auf Fußball und deutsche Meisterschaft, weshalb man sich verdientermaßen an der Spitze befindet.

Der Schein kann aber trügen - und die Situation sich schnell verändern. Leverkusen findet nämlich in den letzten Wochen immer mehr zu der Form des Vorjahres, gewann alle acht Spiele vor der Winterpause. Spielt Bayer nochmals eine Rückrunde wie in der Vorsaison, ist im Kampf um die Schale noch alles drin. Denn auch der FCB ist nicht aller Zweifel erhaben. Im direkten Vergleich unterlag man der Alonso-Elf nämlich im DFB-Pokal, weitere große Spiele konnten nicht gewonnen werden. Die Gefahr besteht durchaus, dass Kompany mit seiner Truppe in eine Krise schlittert. Und dann, das steht fest, ist Leverkusen da.

Tennis: Die endgültige Wachablösung an der Spitze

Jannik Sinner war der überragende Tennisspieler der Saison und schließt das Kalenderjahr als Nummer eins der Weltrangliste ab. Nach Carlos Alcaraz in 2022 ist dies das zweite Mal in drei Jahren, dass die Nummer eins zum Jahresende nicht Novak Djokovic, Rafael Nadal oder Roger Federer heißt. Zuvor kam dies in 20 Jahren nur ein einziges Mal vor.

Schien es im Vorjahr noch so, als könnte der "Djoker" die Zeit stoppen und den "jungen Wilden" zumindest eine Weile Paroli bieten, fand 2024, trotz des Olympiasiegs des Serben, die endgültige Wachablösung an der Spitze des Sports statt. Ein Beispiel gefällig? Die im Januar beginnenden Australian Open, der erste von vier Grand Slams im Jahr, waren seit jeher Ort des Schaulaufens für Djokovic, um eine weitere Saison voller Glanz gebührend mit einem Major-Titel einzuläuten. Zwischen 2011 und 2022 triumphierte der 37-Jährige gleich neunmal.

So zitterten natürlich auch an Weihnachten bereits Gegner und "Hater" vor der nächsten Machtdemonstration der lebenden (und spielenden) Legende. Es war tatsächlich das Halbfinale der Edition 2024, das Djokovic ein wenig den Schrecken nahm. Sinner zwang diesem damals relativ mühelos in vier Sätzen mit 6:1 6:2 6:7 6:3 in die Knie, es war zu diesem Zeitpunkt der dritte Sieg im vierten Aufeinandertreffen binnen weniger Wochen. Ein weiterer sollte beim Shanghai Masters später im Jahr hinzukommen.

Zahn gezogen? Sinner gewann die letzten vier Duelle mit Djokovic
Zahn gezogen? Sinner gewann die letzten vier Duelle mit DjokovicFlashscore / Profimedia

Erstmals seit Jahren wird Djokovic im Jahr 2025 somit in Melbourne antreten, aber nicht im engeren Favoritenkreis stehen. Denn die Welt des Tennis schaut zur Weihnachtszeit auf seine neuen Helden Sinner und Alcaraz.

Skispringen: Alle Augen auf Pius Paschke

Sechsmal führte ein deutscher Skispringer vor dem Start der Vierschanzentournee Gesamtweltcup an, keiner gewann am Ende die begehrteste Trophäe im Skispringen. Deutsche Wintersport-Fans dürfen sich dennoch einmal mehr Hoffnungen auf, dass der Fluch endlich gerochen wird. Zuletzt triumphierte Sven Hannawald in der Saison 2021/22.

Pius Paschke ist bei den Herren aktuell das Maß aller Dinge, gewann bereits fünf Springen in dieser Saison und reist mit dem Gelben Trikot des Gesamtführenden zum ersten Wettkampf in Oberstdorf. Allerdings: Die Generalprobe fiel am vorangegangenen Wochenende mit den Plätzen 10 und 18 ordentlich ins Wasser. Dennoch bleibt man im deutschen Lager optimistisch - und auch Paschke nimmt die Rolle als erster Favorit auf den Sieg der Tournee an.

Wie sah es die Welt des Skispringens zu Weihnachten 2023 aus? Vor genau einem Jahr befand sich der Österreicher Stefan Kraft in einer ziemlich ähnlichen Situation wie Paschke aktuell. Fünf der erste acht Springen hatte der damals 30-Jährige für sich entschieden. Die Hoffnungen der deutschen Adler wurden dagegen, anders als in dieser Saison, auf drei Schultern verteilt. Andres Wellinger als Zweiter des Gesamtweltcups, Pius Paschke (3.) und Karl Geiger (4.) waren in Lauerstellung und galten allesamt zum engeren Favoritenkreis. 

Am Ende sollte sich jedoch der Japaner Ryoyu Kobayashi aus Japan seinen dritten Gesamtsieg sichern. Ein Name, den vor der Tournee nicht unbedingt auf der Rechung hatte, was in den letzten Jahren keine Seltenheit war. So muss man trotz des Favoritenstatus von Paschke bedenken, dass bei der  Vierschanzentournee 2024/25 wieder alles passieren kann.

Darauf hofft auch das Team Österreich, das bei der Generalprobe in Engelberg als großer Sieger hervor. Jan Hörl gewann vor Daniel Tschofenig das Springen am Samstag, Tschofenig triumphierte einen Tag später vor Hörl und Kraft. Die Rollenposition vor dem Start der Tournee am 28. Dezember ist im Vergleich zu Weihnachten 2023 also so ein wenig rollenverkehrt. Während sich die deutschen Hoffnungen auf Paschke zentrieren, der den ersten Teil der Saison dominiert hat, schickt Österreich gleich drei Kandidaten mit Perspektiven ins Rennen.

Fußball: Wie schneidet der neue Champions-League-Modus ab?

Zu guter Letzt wollen wir auf eine der größten Änderungen im europäischen Fußball seit Jahren eingehen. Mit dem Beginn der Champions-League-Saison 2024/25 wurde nämlich die klassische Gruppenphase abgeschafft. Statt acht Gruppen mit vier Teams spielen nun 36 Mannschaften in einer einzigen großen Gruppe gegeneinander. Acht Teams qualifizieren sich direkt für das Achtelfinale, die Plätze 9 bis 24 spielen in einer Play-off-Runde die weiteren Spots aus. Die sieben Gegner für jedes Team wurden vor Saisonstart nach Stärke sortiert ausgelost.

So traf Bayern München im Herbst unter anderem auf den FC Barcelona (1:4) um Ex-Coach Hansi Flick und Paris St. Germain (1:0). Aber im Rahmenprogramm stehen eben auch Dinamo Zagreb und Slovan Bratislava. Die Folge? Während die Gruppenphase zur Weihnachtszeit nach dem vorherigen System bereits abgeschlossen war, müssen einige der Top-Teams aktuell noch um den internationalen Frühling bangen.

Auf der einen Seite eine durchaus erfrischende Neuerung. Denn tatsächlich scheint im Rennen um das Achtelfinale mehr Spannung aufzukommen. Auch kleine(re) Teams können mit einem guten Lauf zumindest die Play-offs erreichen, während die zwei stärksten Teams der letzten Jahre, Real Madrid oder Manchester City, nach einem schwachen Saisonstart straucheln und um das Weiterkommen zittern.

Die Tabelle der Champions League
Die Tabelle der Champions LeagueFlashscore

Auf der anderen Seite wird es für die Vereine ungemein schwieriger, den zweiten Teil der Saison ordnungsgemäß zu planen. Sollte man auf dem Transfermarkt noch nachlegen, oder reicht die Breite des Kaders so, wie sie ist? Immerhin endet die Gruppenphase am 29. Januar, sodass im Zweifelsfall wenigstens zwei Tage übrig bleiben, um reagieren zu können.

Der Hauptprofiteur ist natürlich mal wieder der Verband und Veranstalter: Mehr Teilnehmer und mehr Spiele spülen auch mehr Geld in die Kassen der Uefa. Vereine haben dagegen mehr denn je mit verletzten und überspielten Spielern zu kämpfen. Es muss auch die Frage gestellt werden, wie viel mehr Fußball noch angeboten werden kann, ehe ein Sättigungseffekt eintritt.

An acht Spieltagen dürfen wir nun Gigantenduelle a la Real Madrid gegen FC Liverpool bestaunen. Die Dichte der Topspiele ist mittlerweile so hoch, dass die Wichtigkeit dieser Aufeinandertreffen an Bedeutung zu verlieren scheint. Sollten die Duelle der Topteams nicht für spätere Phasen reserviert bleiben? Folglich wirkt der neue Modus zusammengefasst wie ein zweischneidiges Schwert, der es aufgrund seiner positiven Aspekte aber definitiv verdient, weiter getestet und entwickelt zu werden.

Heik Kölsch, Editor in Chief
Heik Kölsch, Editor in ChiefFlashscore