Das geschichtsträchtige Wiener Derby elektrisiert die ganze Stadt. Normalerweise. Vor dem 346. Aufeinandertreffen (So., 11. Mai 2025, 17:00 Uhr, live auf Sky Sport Austria) scheint im Vorfeld alles etwas ruhiger zu sein. Das mag zum einen an der Sektorsperre für Gästefans liegen, zum anderen an der ungewöhnlich klaren Rollenverteilung vor Anpfiff.
Die Wiener Austria hat in dieser Saison eine bemerkenswerte Reise mit Höhen und Tiefen hinter sich. Drei Runden vor Schluss träumt so mancher Fan nach den beiden Siegen gegen Double-Sieger Sturm Graz vom Meistertitel. Der europäische Startplatz ist bereits gesichert.
Bei Rapid hingegen hat es sich ausgeträumt. Spätestens nach dem Aus gegen Djurgarden im Viertelfinale der Conference League befinden sich die Hütteldorfer in einer nicht enden wollenden Abwärtsspirale. Gelingt im Derby der Befreiungsschlag oder kommt es zum grün-weißen Supergau?
Die Veilchen wollen in die Königsklasse
Die Saison der Austria kann unabhängig von der Endplatzierung als erfolgreich bezeichnet werden. So können die Violetten in den letzten Runden der ADMIRAL Bundesliga ohne Druck aufspielen. Im Fernduell mit Meister Sturm, der am Freitag (19.30 Uhr/Sky) auf Titelanwärter Red Bull Salzburg trifft, schielen die Violetten auf den ersten Tabellenplatz. Der Traum vom Titel ist noch nicht ausgeträumt.
Auch die Champions League scheint zum Greifen nahe. Als Zweitplatzierter dürfte die Austria in der Qualifikation für die Königsklasse antreten. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Gleich fünf violetten Leistungsträgern droht im Falle einer gelben Karte im Derby eine Sperre. Nik Prelec, Tin Plavotic, Reinhold Ranftl, Abubakr Barry und Ex-Rapidler Lucas Galvao müssen also mit Samthandschuhen ins Derby gehen, wenn sie im Saisonfinish nicht gesperrt sein wollen.
Grün-Weiß unter Zugzwang
Bei den Hütteldorfern scheint es derzeit wie verhext zu sein. In der Meistergruppe gelang den Grün-Weißen noch kein einziger Sieg, auch gegen den direkten Konkurrenten um Platz 5, BW Linz, konnte nicht gewonnen werden. Interimstrainer Stefan Kulovits konnte das Ruder bislang nicht herumreißen.
Rapid steht nun unter Zugzwang, will man die Saison doch noch halbwegs retten und mit dem 5. Tabellenplatz die Chance auf die Teilnahme am internationalen Geschäft in der nächsten Saison wahren. Doch die Verletztenliste ist lang. Vor allem die dünn besetzte Abwehr könnte gegen die schnellen Angreifer der Wiener Austria Probleme bekommen. Zuletzt musste Dominic Vincze von Rapid II einspringen. Im Sturm ist der Kroate Dion Beljo nach seiner neunten gelben Karte für das Derby gesperrt.
Der Fokus von Rapid richtet sich auf Sonntag. Die Veilchen stehen in den Startlöchern. Vielleicht sorgt das 346. Wiener Derby gerade wegen der klaren Rollenverteilung für Brisanz und die eine oder andere Überraschung. Ungeachtet der Tabellensituation hat das Derby bekanntlich seine eigenen Gesetze.