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Alte Garde: Wie viel Einfluss von Rummenigge und Hoeneß ist gut für den FC Bayern?

Karl Heinz Rummenigge und Uli Hoeness diskutieren angeregt in der Allianz Arena.
Karl Heinz Rummenigge und Uli Hoeness diskutieren angeregt in der Allianz Arena.ČTK / imago sportfotodienst / Michael Weber IMAGEPOWER

Wenn der FC Bayern München spielt, ist eines sicher: Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß sitzen gemeinsam auf der Tribüne. Auch Jahre nach ihrem offiziellen Rückzug aus den Spitzenpositionen des Vereins sind die beiden Identifikationsfiguren des Rekordmeisters unübersehbar präsent. Die Frage, ob ihr anhaltender Einfluss dem Klub weiterhin guttut, wird unter Fans und Experten zunehmend diskutiert.

Beide haben längst das Rentenalter erreicht, doch schweigen ist nicht ihr Stil. Ob im Aufsichtsrat, in Interviews oder auf der Tribüne, das Duo Rummenigge und Hoeneß mischt sich ein, kommentiert, lenkt und prägt weiterhin das Geschehen an der Säbener Straße.

Offiziell liegt die Macht mittlerweile bei Aufsichtsratschef Herbert Hainer, Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen und Sportdirektor Max Eberl. Doch in München glaubt kaum jemand, dass wichtige Entscheidungen ohne das Wissen oder die Zustimmung der beiden Altvorderen getroffen werden.

Für viele, darunter der ehemalige Bayern-Stürmer Lars Lunde, ist das eine gute Nachricht. „Solange sie leben, passiert im Verein nichts ohne ihr Wissen“, sagt der Däne, der Mitte der 1980er Jahre selbst für den Klub stürmte. „Mit ihrer Erfahrung wäre es völlig verrückt, sie nicht in Entscheidungen einzubinden.

Lunde lobt die Kombination aus Fußballkompetenz und wirtschaftlichem Sachverstand, die Rummenigge und Hoeneß über Jahrzehnte ausgezeichnet habe. Ihre Erfahrung könne man nicht kaufen, sie sei für den Verein „Gold wert“.

Kritik an überholtem Führungsstil

Diese Einschätzung teilt auch Karl-Heinz Rummenigge selbst. In einem Interview zu seinem 70. Geburtstag erklärte er, man wolle „so lange weitermachen, bis alles zu 100 Prozent in Ordnung ist“. Erst dann werde man „den Schlüssel an die Nachfolger übergeben“. Er betonte außerdem, der Verein brauche „nicht weniger Uli Hoeneß, sondern mehr“.

Doch es gibt auch Gegenstimmen. Immer häufiger wird die Frage laut, ob die Zeit der beiden nicht abgelaufen sei. Kritiker werfen ihnen vor, den Verein zu sehr an alte Machtstrukturen zu binden und modernen Führungsansätzen im Weg zu stehen. Ihre direkte, manchmal konfrontative Art gilt manchen Beobachtern als Relikt aus einer anderen Ära.

Rummenigge selbst verteidigt diese Streitkultur als wichtigen Bestandteil des Erfolgs: „Harmonie ist immer gut. Aber eine Debattenkultur ist ein wichtiger Wert“, sagte er einst der Welt. Legendär ist sein Satz über hitzige Auseinandersetzungen mit Hoeneß, einmal habe sogar „der Schreiner den Türrahmen wieder einbauen müssen“.

Für Rummenigge und Hoeneß ist Konflikt kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Leidenschaft und Führungsstärke.

Kantiger Führungsstil mit Herz

Lars Lunde sieht in dieser Unbeirrbarkeit keinen Makel, sondern eine Stärke: „Hoeneß sagt immer offen seine Meinung, auch wenn es unbequem ist. Er spricht aus, was andere denken, sich aber nicht trauen zu sagen.

Gleichzeitig sei der langjährige Bayern-Präsident ein warmherziger Mensch, der sich um ehemalige Spieler kümmere. Ein Bild, das aus seiner Sicht in der Öffentlichkeit oft zu kurz komme.

Doch eines ist klar: Ewig werden Rummenigge und Hoeneß ihre Rollen nicht ausfüllen können. Die Frage nach ihren Nachfolgern bleibt offen. Lunde bringt Namen wie Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller oder Philipp Lahm ins Spiel. Sie alle sind Bayern-Legenden, doch ob sie die Last der Verantwortung tragen könnten, sei ungewiss. „Es ist ein 24-Stunden-Job“, warnt Lunde, „und eine ganz andere Welt als das Leben als Spieler.