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Deutsche Tradition bei Inter Mailand: Von Szymaniak über Brehme bis Bisseck

Yann Bisseck steht bei Inter Mailand in großer deutscher Tradition.
Yann Bisseck steht bei Inter Mailand in großer deutscher Tradition.ALESSIO MORGESE/NurPhoto via AFP
Deutsche Profis haben bei Inter Mailand eine lange und große Tradition. Horst Szymaniak war 1963 der erste Fußballer aus Deutschland, der für Internazionale auflief. Insgesamt waren es zehn Spieler, oft genug ganz große Namen - wie etwa Karl-Heinz Rummenigge, Lothar Matthäus oder Jürgen Klinsmann. Aktuell steht in Yann Bisseck wieder ein "Tedesco" bei den Nerazzurri unter Vertrag, die am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League auf den FC Bayern treffen. Ein Überblick über die zehn Deutschen bei Inter:

Horst Szymaniak: "Schimmi" war 1961 der fünfte Deutsche, der als Berufsfußballer nach Italien wechselte. Über CC Catania, wo er als "der Unwiderstehliche" gefeiert wurde, führte sein Weg 1963 zu Inter. Dort war der deutsche Nationalspieler wegen der damaligen Ausländerregelung aber meist nur Edelreservist. Auch im Finale des Europapokals der Landesmeister, das Inter 1964 3:1 gegen Real Madrid gewann, saß Szymaniak auf der Bank. Eine Vertragsverlängerung lehnte er trotz des damals immens hohen Monatsgehalts von 13.000 Mark ab und wechselte zum FC Varese.

Hansi Müller: Der filigrane Mittelfeldspieler suchte nach seiner erfolgreichen Zeit beim VfB Stuttgart ab 1982 eine neue Herausforderung bei Inter. Doch für den Europameister von 1980 lief es "nicht mehr so gut. Ich war zweimal länger verletzt und da fehlte die Kontinuität", erzählte er später. 1984 musste er Rummenigge und Liam Brady weichen. Müller wurde nach Como ausgeliehen, "weil kein Platz mehr für mich war".

Rummenigge und Brehme werden zu Legenden

Karl-Heinz Rummenigge: 11,5 Millionen Mark zahlte Inter 1984 für Rummenigge an den FC Bayern. Die Münchner retteten damit ihre Bilanz, unter Manager Uli Hoeneß begann der Aufstieg des Klubs - und Rummenigge erlebte die schönste Zeit seiner Karriere. Von "paradiesischen Zuständen" sprach er im Rückblick: "Bei Bayern München hatte ich alles, was ich wollte, ich war der absolute Superstar, aber für die Erweiterung meines Horizonts war das sehr nützlich. Diese Entscheidung war goldrichtig." Einen Titel gewann er in vier Jahren nicht.

Andreas Brehme: "Il biondo" (der Blonde) kam unter Trainer Giovanni Trapattoni 1988 eigentlich als Zugabe zu Lothar Matthäus. Doch Brehme spielte sich mit seinem ehrlichen Fußball in die Herzen der Tifosi. Der Weltmeister von 1990 wurde gefeiert und verehrt. Er wurde in seinen vier Jahren mit Inter Meister und UEFA-Cup-Sieger - vor allem aber wurde er 1989 zu Italiens Fußballer des Jahres gekürt. Als Brehme im Februar 2024 unerwartet verstarb, trug nicht nur Inter tiefe Trauer.

Lothar Matthäus: Der Bub aus Herzogenaurach, der 1988 vom FC Bayern nach Mailand gewechselt war, reifte bei Inter zu einem Weltstar. Neben dem legendären Diego Maradona galt Matthäus in der damals besten Liga der Welt als bester Spieler. Diese Ausnahmestellung untermauerte er bei der WM 1990 in Italien, als Matthäus Deutschland in seiner Wahlheimat zum Titel führte. Der Lohn: Als bislang einziger Deutscher wurde der Rekordnationalspieler zum Weltfußballer gekürt. Die Inter-Fans lagen ihm zu Füßen.

Jürgen Klinsmann: 1989 wechselte auch der Torjäger vom VfB Stuttgart zu Inter. Das deutsche Dreigestirn Klinsmann/Matthäus/Brehme war geboren. Sportlich lief es zunächst, doch zwischenmenschlich hatten Klinsmann und Matthäus einige Probleme. Schon bei Inter habe es "ein paar Mal geknallt", erzählte Klinsmann zuletzt in einer ZDF-Doku. Trotz eines bis 1994 laufenden Vertrages ging der Stürmer 1992 zur AS Monaco. Das Inter-Team galt als zerstritten.

Auch "Poldi" kickte für Inter

Matthias Sammer: Der spätere Europameister sollte 1992 bei Inter die Nachfolge von Klinsmann/Brehme/Matthäus antreten. Er konnte die großen Erwartungen aber nicht erfüllen. Sammer bestritt gerade einmal elf Spiele für die Nerazzurri und ging schon nach wenigen Monaten im Winter in die Bundesliga zu Borussia Dortmund zurück.

Lukas Podolski: Der Weltmeister von 2014 kam im Januar 2015 auf Leihbasis vom FC Arsenal zu Inter. Er stand in acht von 17 Spielen in der Startelf und erzielte nur einen Treffer. Für den Europa-League-Kader von Inter wurde er gar nicht erst nachgemeldet. Im Sommer ging es nach dem wenig berauschenden Italien-Intermezzo für "Poldi" erst einmal zurück nach England, ehe er zu Galatasaray Istanbul wechselte.

Robin Gosens: Bei Atalanta Bergamo machte sich der Nationalspieler in Italien einen Namen. Inter verpflichtete den Außenverteidiger im Januar 2022, nach einer Verletzung kam Gosens bis Saisonende aber nur zu sieben Einwechslungen in der Liga, steuerte aber immerhin in zwei Spielen einen Treffer zum Gewinn der Coppa Italia bei. In seiner zweiten Saison erreichte Gosens mit Inter das Finale der Champions League (0:1 gegen Manchester City). Anschließend ging er zu Union Berlin.

Yann Bisseck: Im Juli 2023 verpflichtete Inter den damaligen DFB-Juniorennationalspieler von Aarhus GF. Der Innenverteidiger entwickelte sich bei den Nerazzurri in den vergangenen Monaten aber zu einer festen Größe. Zuletzt feierte er unter Bundestrainer Julian Nagelsmann sogar sein Debüt in der deutschen Nationalmannschaft. Nun will Bisseck die Bayern stoppen.

Zum Match-Center: FC Bayern vs. Inter Mailand