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"Krebs hat mich gerettet": Das unglaubliche Leben von Inter-Held Francesco Acerbi

Francesco Acerbi hat in seinem Leben schon viele Hindernisse überwinden müssen
Francesco Acerbi hat in seinem Leben schon viele Hindernisse überwinden müssenČTK / imago sportfotodienst / IMAGO
Inter-Verteidiger Francesco Acerbi war der Held des Abends im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Barcelona, als er in der Nachspielzeit den 3:3-Ausgleich erzielte und damit die Verlängerung herbeiführte. In jener setzten sich die Italiener am Ende mit 4:3 durch. Dies stellt jedoch nur das jüngste Kapitel in einem unglaublichen Leben voller Höhen und Tiefen dar, das der italienische Routinier hinter sich hat.

Der 37-jährige Verteidiger der Nerazzurri, der beim Einzug seiner Mannschaft ins Finale des wichtigsten europäischen Wettbewerbs eine Schlüsselrolle gespielt hat, kann auf eine höchst inspirierende Reise zurückblicken. Acerbi begann seine Karriere bei Pavia und durchlief während seiner aktiven Laufbahn mehrere italienische Vereine, er stand bei Reggina, Chievo, Genua und dem AC Mailand unter Vertrag. Während seiner Zeit bei den Rossoneri traten erste große persönliche Probleme auf.

Im Jahr 2012 verlor er seinen Vater, der seit langem unter Herzprobleme gelitten hatte. Acerbi verkraftete den Verlust schwer und verfiel in Depressionen und Alkoholsucht. Auch sein geliebter Sport, zu dem er den Kontakt verloren hatte und sogar an das Ende seiner Karriere dachte, half ihm nicht. "Es war, als hätte ich vergessen, wie man Fußball spielt und warum ich ihn überhaupt gespielt habe. Ich begann zu trinken, und glauben Sie mir, ich hätte damals alles getrunken", erinnerte sich der italienische Nationalspieler in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung La Repubblica an die schweren Zeiten.

Der Kampf gegen den Krebs

Erst ein weiterer schwieriger Moment in seinem Leben änderte die Situation. Im Jahr 2013, nach seinem Wechsel zu Sassuolo, wurde bei ihm Hodenkrebs diagnostiziert.  Ein Bluttest in der Saisonvorbereitung offenbarte die schwere Krankheit. Es folgte eine sofortige Operation, nach der der Verteidiger kurze Zeit später wieder ins Training und zu den Spielen zurückkehren konnte. Doch im Dezember desselben Jahres der Schock: er fiel bei einer Dopingkontrolle durch, die erhöhte Hormonwerte aufzeigten - die heimtückische Krankheit hatte sich leider zurückgemeldet.

Acerbi war gezwungen, sich einer intensiven Chemotherapie zu unterziehen, was einen Kampfgeist im Italiener weckte. Berichten zufolge nahm er während seiner Behandlung an den meisten Trainingseinheiten mit der Mannschaft teil. Im Nachhinein betrachtet der Verteidiger seinen Kampf mit der Krankheit als etwas, das ihm einen neuen Sinn im Leben gab und ihm half, persönliche Hindernisse zu überwinden. "Der Krebs hat mich gerettet. Ich hatte etwas, gegen das ich ankämpfen konnte, eine Grenze, die ich überwinden konnte", so der heutige Inter-Stammspieler damals.

Zweite Chance in der Gedundheit - zweite Chance in der Champions League?

Nach seiner vollständigen Genesung war er zunächst zu einer festen Größe und zum Liebling der Fans in Sassuolo geworden. Nach fünf Jahren bei diesem Verein wechselte er 2018 zu Lazio. Mit den Römern gewann er den italienischen Pokal und den Supercup. Seinen bisher größten Erfolg feierte er jedoch bei der EM 2020, wo er mit seinen guten Defensivleistungen zum Sieg der Italiener beitrug.

Mit Inter drufte er den Titel in der Serie A in der Saison 2023/24 feiern. Jetzt könnte mit dem Champions-League-Titel die absolute Kröung warten. Nah dran war er bereits einmal zuvor: vor zwei Jahren scheiterte Inter im Finale knapp an Manchester City. Nun folgt, genau wie bei seinen gesundheitlichen Problemen, eine zweite Chance, mit Acerbi die Erfüllung seines ganz persönlichen Märchens perfekt machen könnte.

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