Mehr

Nächstes turbulentes Transferfenster: Wie schlagen sich Chelseas Sommer-Neuzugänge?

Chelseas Estevao jubelt nach seinem Siegtreffer gegen Liverpool.
Chelseas Estevao jubelt nach seinem Siegtreffer gegen Liverpool.Paul Phelan / ProSportsImages / DPPI via AFP / Profimedia

Nach einem weiteren, hektischen Transferfenster bleibt beim FC Chelsea auch in dieser Saison der Eindruck bestehen, dass sportliche Kontinuität in West-London ein rares Gut ist. Der Klub hat unter den Besitzern von Clearlake Capital erneut einen massiven Umbruch hinter sich – geprägt von zahlreichen Ab- und Zugängen, Leihen und Verletzungsproblemen. Und doch steht Chelsea unter Enzo Maresca aktuell auf einem respektablen siebten Platz, nur wenige Punkte hinter der Spitzengruppe der Premier League.

Seit Clearlake Capital das Ruder von Roman Abramovich übernommen hat, gleicht das Geschehen in West-London einer Achterbahnfahrt – mit zahlreichen Zu- und Abgängen.

Allein im vergangenen Jahr hat Chelsea entweder verkauft oder verliehen: Noni Madueke, Christopher Nkunku, Joao Felix, Djordje Petrovic, Lesley Ugochukwu, Kiernan Dewsbury-Hall, Renato Veiga, Armando Broja, Carney Chukwuemeka, Nicolas Jackson, Mathis Amougou, Bashir Humphreys, Kepa Arrizabalaga, Marcus Bettinelli, Alfie Gilchrist, Ben Chilwell, Lucas Bergstrom, Mamadou Sarr, Mike Penders, Kendry Paez, Aaron Anselmino, Marc Guiu, David Datro Fofana und Jadon Sancho.

Zu den Neuzugängen an der Stamford Bridge zählen Liam Delap, Jorrel Hato, Estevao, Joao Pedro, Dario Essugo, Jamie Gittens, Alejandro Garnacho und Facundo Buonanotte, dazu kommen noch einige Rückkehrer nach Leihende, die wieder zum Kader gehören. Ein weiterer Versuch, das Puzzle neu zusammenzusetzen.

Lichtblick Joao Pedro

Von allen Neuzugängen hat Joao Pedro den besten Start hingelegt. Mit zwei Toren und drei Vorlagen in sieben Premier-League-Spielen ist er der offensiv produktivste Neuling. Der Brasilianer überzeugt durch Spielwitz, Durchsetzungsvermögen und Konstanz. Seine bisher zwölf Einsätze in allen Wettbewerben mit insgesamt fünf Treffern und drei Assists machen ihn zum unbestrittenen Erfolgstransfer des Sommers.

Estevao: Talent mit Anlaufzeit

Estevao, das 18-jährige Ausnahmetalent aus Brasilien, hat mit seinem Last-Minute-Siegtor gegen Liverpool einen ersten magischen Moment geliefert. Doch abgesehen davon blieb sein Einfluss bislang begrenzt: 341 Einsatzminuten, eine Vorlage. Die Bilanz eines Spielers, der noch in der Findungsphase steckt. Seine Jugend und das enorme Entwicklungspotenzial machen ihn dennoch zu einer Investition in die Zukunft, nicht in die unmittelbare Gegenwart.

Garnacho: Startransfer ohne Wirkung

Ganz anders die Situation bei Alejandro Garnacho. Der von Manchester United verpflichtete Flügelspieler kam mit großen Erwartungen, und sitzt nun meist auf der Bank. Nur ein Elf-Minuten-Debüt gegen Brentford, kaum weitere Einsätze: Der 21-Jährige wirkt in Marescas System wie ein Fremdkörper. Angesichts seiner Ambitionen in einem WM-Jahr ist die Situation für ihn besonders frustrierend.

Alejandro Garnachos Premier-League-Statistiken 2025/26 für Chelsea
Alejandro Garnachos Premier-League-Statistiken 2025/26 für ChelseaFlashscore

Konkurrenzdruck auf den Flügeln: Gittens überzeugt

Ein Grund für Garnachos Bankrolle könnte Jamie Gittens sein. Der junge Flügelspieler hat zwar noch keine direkten Scorerpunkte gesammelt, zeigt aber mit Dynamik und Mut am Ball, warum Maresca ihn schätzt. Dennoch sind auch die Einsatzzeiten des Ex-Dortmunders überschaubar. Ein Hinweis darauf, dass Chelsea aktuell mehr Optionen als eingespielte Automatismen besitzt.

Hato überzeugt mit Robustheit

In der Defensive hat Jorrel Hato bislang den besten Eindruck hinterlassen. Der niederländische Youngster bringt Physis und Zweikampfstärke mit, die dem Team in engen Spielen helfen. Seine Anpassung an das körperlichere englische Spiel gelang erstaunlich schnell, auch wenn er noch auf seinen ersten Champions-League-Einsatz wartet.

Buonanotte und Essugo: Sorgenkinder im System

Weniger erfolgreich verlief der Start für Facundo Buonanotte und Dario Essugo. Buonanotte wirkte in seinen wenigen Einsätzen überfordert und droht, in der Kadertiefe zu versinken. Essugo fällt zudem verletzt aus – ebenso wie Stürmer Liam Delap, der um ein Haar den Jackson-Transfer nach München verhindert hätte und dessen Fehlen in der Offensive spürbar ist.

Chelseas Transferperiode zeigt erneut zwei Perspektiven auf: einerseits ambitionierte Investitionen in junges, vielversprechendes Personal; andererseits die altbekannte Schwierigkeit, diese Vielzahl an Talenten zu integrieren.

Trotz aller Turbulenzen scheint Maresca einen Weg gefunden zu haben, das Kollektiv konkurrenzfähig zu halten. Doch um aus Stabilität Erfolg zu formen, braucht Chelsea endlich das, was seit Jahren fehlt: Geduld.

Jason Pettigrove
Jason PettigroveFlashscore