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Schachtars vertriebene Fußballer: "Wir sind die, die nie aufgeben"

Schachtars vertriebene Fußballer: "Wir sind die, die nie aufgeben"
Schachtars vertriebene Fußballer: "Wir sind die, die nie aufgeben"ČTK / imago sportfotodienst / Hendrik Gräfenkämper
Die Fußballer von Schachtar Donezk gastieren ein vorerst letztes Mal im Ruhrpott. Der Krieg zwingt sie dazu wiederzukommen. Auswirkungen gibt es bis heute.

Die Fußballer von Schachtar Donezk sind ständig fernab von zu Hause: In ihrer Heimatstadt spielen sie seit der Annexion der Krim 2014 nicht mehr, ihre internationalen "Heimspiele" tragen sie seit dieser Saison auf Schalke aus. Aus der Not der Vertriebenen hat der ukrainische Meister aber längst eine Tugend gemacht. "Unser Klub symbolisiert nun unzerbrechlichen Spirit. Wir sind die, die nie aufgeben", sagte Schachtar-Geschäftsführer Serhij Palkin dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Wir schreiben Geschichte."

Am Mittwoch versuchen die tapferen Ukrainer beim Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund (21.00 Uhr/DAZN), ihren sicher anmutenden Abschied aus der Königsklasse zu verhindern. In den Ruhrpott planen sie zurückzukehren, gezwungenermaßen. "Wir haben Krieg in der Ukraine", sagte Palkin. Daraus ergeben sich zahlreiche Konsequenzen.

Eine davon sind die internationalen "Heimspiele", die Donezk auch 2025/26 auf Schalke plant. "Ich glaube, wir werden hier bleiben", sagte Palkin. Derzeit befindet sich Schachtar mit Schalke 04 in Verhandlungen. Man sei nah an einer Einigung, sagte der 50-Jährige: "Wir haben die volle Unterstützung des Managements von Schalke 04, von den Stadionbetreibern. Daher vielen Dank von allen aus unserem Verein."

Beim vorerst letzten von vier Spielen in der Veltins Arena in der Vorwoche gelang Donezk ein 2:0 über Stade Brest. "Bei jedem Sieg, den wir haben, sind unsere Spieler wie Helden", sagte Palkin: "Man findet keinen Klub auf der Welt, der so auf die Probe gestellt wird wie wir."

In Belek in der Türkei bereitet sich das Team auf den erst Ende Februar wieder startenden Spielbetrieb in der ukrainischen Liga vor. Ganz entspannt stiegen die Spieler am Montag ins Flugzeug, die Reisezeit beträgt vier Stunden. Nur vier Stunden. "Das ist sehr gut für uns", sagte Palkin. Derart kurze Wege sind für die Vertriebenen keine Selbstverständlichkeit, eine weitere Konsequenz des Krieges.

"Life is life"

Normalerweise dauern die Reisen eineinhalb bis zwei Tage. "Wir müssen lange mit dem Bus aus dem Land fahren, weil wir keine Flüge haben. Von Polen fliegen wir dann zu unserem Ziel", erklärte Palkin: "Wenn wir ankommen, sind wir körperlich und mental nicht so wettbewerbsfähig wie unsere Gegner."

Die mentale Belastung ist ohnehin die schwerwiegendste Auswirkung des Krieges. Stammtorhüter Dmytro Riznyk verlor seinen Bruder, Reservekeeper Dennis Twardowski trauert um seinen Vater. "Wenn jemand im Krieg getötet wird, ist das sehr schwierig", sagte Palkin, der die Spieler bestmöglich versucht zu unterstützen. Nicht abgestumpft, aber an die brutale Realität gewöhnt, sagte er: "Life is life."

Da wirken die wirtschaftlichen Konsequenzen fast nebensächlich, doch halten sie Donezk auf Trab. "Wir haben 70 Millionen Euro verloren, als sie unsere internationalen Spieler freigegeben haben", sagte Palkin. Die Gleichbehandlung mit dem Aggressor Russland stört ihn: "Das ist für mich wie Diebstahl." Auf Verhandlungen sei die FIFA nie eingegangen. Der Weltverband "ignoriert die ukrainischen Klubs komplett", sagte Palkin.

Umso wichtiger sind da Siegprämien in der Champions League und emotionale Highlights. Mit einem Erfolg in Dortmund gäbe es beides. "Wir werden es versuchen", sagte Palkin. Der "unzerbrechliche Spirit" wird ihnen helfen.