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Austria Wien vor dem Schicksalsspiel – sportlich und finanziell unter Druck

Austria-Profi Dominik Fitz am Boden enttäuscht
Austria-Profi Dominik Fitz am Boden enttäuschthomas Pichler / APA-PictureDesk / APA-PictureDesk via AFP / Profimedia
Nach der starken Vorsaison hat der FK Austria Wien einen glatten Fehlstart in die Saison 2025/26 hingelegt. Am Donnerstag (21 Uhr) geht es gegen Banik Ostrava nicht nur um eine mögliche Teilnahme an der Gruppenphase der UEFA Conference League – sondern auch um Millionen-Einnahmen, die für den finanziell angeschlagenen Klub überlebenswichtig sein könnten.

Hohe Erwartung, große Enttäuschung

Es sind schwierige Wochen für Fans von Austria Wien. Nach der überraschend erfolgreichen Vorsaison sind die Erwartungen der violetten Anhänger gestiegen.

Trainer Stephan Helm war im Sommer 2024 ursprünglich als Notnagel gekommen. Doch er führte die Mannschaft beinahe zur ersten Meisterschaft nach zwölf Jahren Titel-Abstinenz.

Auch der Transfersommer verlief verhältnismäßig ruhig. Die meisten Leistungsträger konnten gehalten werden – darunter Abwehrchef Aleksandar Dragovic, Spielmacher Dominik Fitz, Kapitän Manfred Fischer und Torjäger Maurice Malone.

Der Saisonstart brachte jedoch große Ernüchterung. Im ÖFB-Pokal scheiterte die Austria am Regionalligisten ASK Voitsberg. In der Bundesliga holte das Team aus den ersten beiden Spielen nur einen Punkt. In der Qualifikation zur UEFA Conference League droht nach einer 3:4-Niederlage bei Banik Ostrava das frühe Aus.

Individuelle Fehler

Die Mannschaft wirkt verunsichert: Vergebene Großchancen in der Offensive und individuelle Patzer in der Defensive häufen sich. Trauriger Höhepunkt am Sonntag: Ein Eigentor von Neuzugang Kang-Hee Lee bei der 0:2-Niederlage gegen den WAC.

Fehlende Abstimmung zwischen dem Koreaner und Torhüter Samuel Radlinger führte zum bereits elften Gegentreffer im sechsten Pflichtspiel der noch jungen Saison. Zudem ist der Einsatz von Routinier Dragovic im Rückspiel gegen Ostrava aufgrund muskulärer Probleme fraglich.

Im Sky-Interview fand der 34-Jährige zuletzt deutliche Worte. Die Austria habe "die Seuche" am Fuß, nahezu jeder Schuss sei ein Gegentor: "Wir brauchen dringend ein Erfolgserlebnis." Man dürfe auf keinen Fall "jammern, dass wir so viel Pech haben."

Wirtschaftliche Schieflage

Ein Weiterkommen in der Conference League hätte auch wirtschaftlich hohe Bedeutung. Allein das Startgeld beläuft sich auf rund 3,1 Millionen Euro. Zudem könnte internationale Aufmerksamkeit bei künftigen Spielerverkäufen die Erlöse steigern.

Die finanzielle Situation der Austria ist seit Jahren angespannt. 2021 stand der Verein laut eigenen Angaben kurz vor der Insolvenz und musste ein Budgetloch von 78 Millionen Euro schließen.

Match-Center: Austria Wien vs. Banik Ostrava

Die Suche nach Investoren verlief turbulent: Die georgische "Insignia Group" kündigte eine Zusammenarbeit an. Noch bevor ein einziger Euro in Wien angekommen war, tauchten Vorwürfe der Geldwäsche auf. Die Zusammenarbeit war frühzeitig beendet. Im selben Jahr wurde ein geplanter Deal mit Gazprom nach öffentlicher Kritik abgebrochen.

2023 verkaufte der Klub 49,9 Prozent seiner Anteile an eine Gruppe wohlhabender Austria-Fans um den ehemaligen Spielerberater Jürgen Werner – für gerade einmal 12,5 Millionen Euro. So konnte sich der 24-fache Meister zumindest kurzfristig über Wasser halten.

Erst Anfang 2024 folgte eine spürbare Entlastung: Die Bank Austria erließ über 20 Millionen Euro Schulden, zudem wurde das Stadion am Verteilerkreis für rund 40 Millionen Euro an die Stadt Wien verkauft. Ein umstrittenes Geschäft: Immerhin war die Generali Arena erst 2018 mithilfe öffentlicher Gelder modernisiert worden. 

Donnerstag als sportliches und finanzielles Schlüsselspiel

Mit Blick auf das Rückspiel gegen Banik Ostrava am Donnerstag von einem Schicksalsspiel zu sprechen, ist keine Übertreibung. Für die Austria steht nicht nur der Einzug ins Play-Off der Conference League auf dem Spiel – sondern auch dringend benötigte Einnahmen.