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Magier Flick: Das steckt hinter Barcelonas Erfolgslauf

Barcelonas Cheftrainer Hansi Flick
Barcelonas Cheftrainer Hansi FlickFLORENCIA TAN JUN/GETTY IMAGES EUROPE/Getty Images via AFP
Immer noch ist der FC Barcelona im Kalenderjahr 2025 ungeschlagen. Die vergangenen fünf Pflichtspielen haben die Katalanen allesamt gewonnen. Der deutsche Cheftrainer Hansi Flick hat daran einen großen Anteil. Vor dem Schlager in der Copa del Rey gegen Atlético Madrid (Dienstag, 21:30 Uhr/DAZN) wirft Flashscore einen genauen Blicks auf Barças Erfolgslauf.

Als Hansi Flick im zurückliegenden Sommer als neuer Cheftrainer beim FC Barcelona präsentiert wurde, meldeten sich etliche Kritiker zu Wort. Nach seinem unrühmlichen Ende als deutscher Bundestrainer im Herbst 2023 gab es berechtigte Zweifel, ob der Weltclubtrainer des Jahres 2020 Barça wieder auf Erfolgskurs bringen könnte.

Ein sensationeller Saisonstart mit sieben Siegen hintereinander beseitigte sämtliche Skepsis – zunächst. Wie das bei großen Traditionsvereinen oft der Fall ist: Zwei, drei schwache Auftritte genügen, schon taucht in den Gazetten das Wörtchen "Krise" auf.

Baldige Vertragsverlängerung?

Nach einem Durchhänger gab Barcelona kurz vor Jahresende die Tabellenführung in Spaniens LaLiga an Atlético Madrid ab. Die Trendwende erfolgte Anfang Januar, als man im El Clásico einen 5:2-Sieg gegen Erzrivale Real und den Gewinn des spanischen Superpokals feierte. Seitdem sind die Culés in sämtlichen Wettbewerben ungeschlagen. Keines der letzten 13 Pflichtspiele wurde verloren.

Der FC Barcelona ist eine der formstärksten Mannschaften im europäischen Herren-Fußball
Der FC Barcelona ist eine der formstärksten Mannschaften im europäischen Herren-FußballFlashscore

Flicks Lohn: Laut der spanischen Zeitung "Sport" arbeiten die Blaugrana bereits an einer Verlängerung des Vertrages bis Sommer 2028. 

Vor dem Hinspiel des Pokal-Halbfinales zwischen Barcelona und Atlético nehmen wir das System des ehemaligen Bayern-Coaches genau unter die Lupe. Durch welche Umstellungen ist es Flick gelungen, Barça zu einem der formstärksten Teams Europas zu machen?

Match-Center: Barcelona vs. Atlético

Rollenwechsel für Raphinha

Unter Hansi Flick haben einige Spieler einen großen Entwicklungsschritt gemacht. Herausragendes Beispiel ist der Brasilianer Raphinha. Im Sommer 2022 zahlte der hochverschuldete FC Barcelona 58 Millionen Euro Ablöse an Leeds United – mehr Geld zahlte der Klub seitdem für keinen anderen Spieler.

Doch die hohen Erwartungen hatten ihren Preis: Unter Flicks Vorgänger Xavi Hernández wirkte Raphinha zumeist wie ein Fremdkörper. Viele Anhänger stempelten ihn als Fehlkauf ab, noch im vergangenen Sommer wurde ein Verkauf angestrebt. Der saudische Erstligist Al-Ittihad zeigte konkretes Interesse.

Glück für Barcelona, dass der Transfer nicht zustande kam: Flick hat den 28-jährigen Südamerikaner derart gut in sein taktisches Gefüge integriert, dass er aus dem Offensivspiel der Blaugrana gar nicht mehr wegzudenken ist.

Raphinhas Statistiken in der laufenden Ligaspielzeit
Raphinhas Statistiken in der laufenden LigaspielzeitOpta by StatsPerform/ FRAN SANTIAGO/GETTY IMAGES EUROPE/Getty Images via AFP

Bester Beweis: In nur 25 LaLiga-Spielen hat er in dieser Saison 13 Treffer erzielt – so viel wie in den 64 Partien zuvor. Neun Assists unterstreichen zudem sein gutes Auge für die Mitspieler.

Während Vorgänger Xavi Raphinha als klassischen Flügelstürmer einzusetzen versuchte, genießt der 28-Jährige unter Flick deutlich mehr Bewegungsfreiheit. Häufig positioniert er sich im linken Halbraum des Angriffsdrittels.

Vorzugsweise bindet er durch seine Tiefenläufe den gegnerischen Rechtsverteidiger und schafft somit am linken Flügel Platz für den offensiv orientierten Barça-Außenverteidiger Alejandro Baldé.  Dank seiner ausgeprägten technischen Fertigkeiten ist er zudem perfekt in das engmaschige Kombinationsspiel seiner Mannschaftskameraden eingebunden. 

Raphinha genießt unter Hansi Flick viel taktische Freiheiten
Raphinha genießt unter Hansi Flick viel taktische FreiheitenOpta by StatsPerform / DAX IMAGES/NurPhoto/NurPhoto via AFP

"Spektakuläre" Torflut

Barcelonas Offensive hat sich unter Flicks Anleitung auf Weltklasse-Niveau etabliert. Sogar Superstar Lionel Messi meldete sich zu Wort und nannte die katalanische Tormaschine "spektakulär".

Vereinslegende Messi ist ein Fan von Flicks Barça
Vereinslegende Messi ist ein Fan von Flicks BarçaERIC ALONSO/GETTY IMAGES EUROPE/Getty Images via AFP

109 Tore hat man in dieser Spielzeit in den wichtigsten Wettbewerben (Liga, Europapokal, Nationaler Pokal) bereits erzielt. Somit ist man das zurzeit torgefährlichste Team in den europäischen Top-4-Ligen. Barça ausgenommen hat nur der FC Bayern 2024/25 bereits die 100-Tore-Marke geknackt.

Zahlenspielchen, die für den ehemaligen Bundestrainer keine Bedeutung haben. Nach einem 7:1-Kantersieg der Liga gegen Valencia sagte Flick, dass ihm das 100. Saisontor "gar nichts" bedeute. Er wolle vielmehr, "dass wir immer besser werden und Titel gewinnen. Das ist es, was zählt", betonte Flick.

Auch nach dem jüngsten 2:0 (0:0) bei UD Las Palmas trat der 60-Jährige als Mahner auf. "In der ersten Halbzeit haben mir von meinen Spielern fünf bis zehn Prozent gefehlt, vielleicht sogar mehr", monierte Flick: "Es geht um die Positionierung, das Passspiel, all diese Dinge. Das war nicht das, was wir können. Wir müssen uns noch sehr verbessern."

"Das ist Fußball!"

Diese Aussagen unterstreichen: Unter Hansi Flick wurde in Barcelona eine neue Mentalität etabliert. Schon Anfang September stellte Spielmacher Pedri anerkennend fest: "Wir arbeiten viel härter als früher. Ich denke, die neuen Trainer tun uns sehr gut."

Ein 5:4-Comeback bei Benfica Lissabon in der Champions-League-Ligaphase stellte unter Beweis, dass Flicks Mannschaft ein Selbstvertrauen ausstrahlt, welches unter Xavi in wichtigen Spielen schmerzlich vermisst wurde. 

Barcelona erkämpfte in der Schlussphase einen wichtigen 5:4-Sieg
Barcelona erkämpfte in der Schlussphase einen wichtigen 5:4-SiegFlashscore

Flick bewies nach dem Schlusspfiff ein Händchen für die richtigen Worte. Anstatt die instabile Defensive zu kritisieren, wurde der gebürtige Heidelberger ungewohnt emotional: "Das ist Fußball! Ich glaube nicht, dass ich je so ein Comeback erlebt habe. Unglaublich!"

Zudem hat er bei seinen Wechselentscheidungen schon mehrfach ein goldenes Händchen bewiesen: 13 der insgesamt 67 LaLiga-Tore wurden von eingewechselten Spielern erzielt. Insbesondere Ferran Torres hat Jokerqualitäten bewiesen (3 Treffer). Am Sonntag steuerte er zum 2:0-Sieg auf Las Palmas ein Tor bei – ebenso wie Dani Olmo. Beide Spieler hatte Flick nur kurz zuvor eingewechselt.    

Ferran Torres (M.) und Dani Olmo (l.) haben am Wochenende Jokerqualitäten bewiesen
Ferran Torres (M.) und Dani Olmo (l.) haben am Wochenende Jokerqualitäten bewiesenJOSE BRETON/NurPhoto/NurPhoto via AFP