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FlashBack: Als Totti den Kopf verlor – Rückblick auf Roma vs. Inter im Jahr 2010

Francesco Totti: Der historische Kapitän der Roma
Francesco Totti: Der historische Kapitän der RomaFILIPPO MONTEFORTE / AFP

Am Samstagabend blickt die Serie A nach Rom. Tabellenführer AS Roma empfängt Inter Mailand – ein Duell, das seit Jahrzehnten von Stolz, Emotionen und unvergesslichen Bildern lebt. Es geht nicht nur um Punkte im Rennen um die Tabellenspitze der Serie A, sondern auch um die Schatten der Vergangenheit. Eine der großen Figuren der Geschichte trägt den Namen Francesco Totti.

Wer an Roma gegen Inter denkt, dem kommt unweigerlich jener Abend im Mai 2010 in den Sinn: das Finale der Coppa Italia im Stadio Olimpico. Die Roma jagte damals dem Scudetto hinterher, José Mourinhos Inter war auf dem Weg zum legendären Triplete. Drei Minuten vor Schluss, beim Stand von 0:1, verlor der Kapitän der Giallorossi die Nerven und traf Mario Balotelli mit einem Tritt von hinten. Eine rote Karte, ein Moment, der um die Welt ging und den italienischen Fußball prägte.

Der Kontext dieses Spiels erklärt vieles von der aufgeheizten Atmosphäre. Nur wenige Tage zuvor hatte die Roma durch eine bittere 1:2-Heimniederlage gegen Sampdoria ihre große Chance auf den Titel verspielt. Inter nutzte die Gelegenheit, übernahm die Tabellenführung, und ging dank eines Milito-Tores mit einem 1:0-Sieg im Olimpico den ersten Schritt in Richtung Triple.

Als Inter erneut führte und das Spiel seinem Ende entgegenging, kochte die Frustration über. Totti verfolgte Balotelli und setzte zum Tritt an. Kein Versuch, den Ball zu spielen, sondern, wie er später selbst zugab, „ein schrecklicher Tritt“. Der Platzverweis folgte sofort. Das Bild ging um die Welt, ein Symbol für einen der dunkelsten Momente in der Karriere des römischen Idols.

Tottis Version – und die späte Reue

In seiner Biografie 'Un Capitano' versuchte Totti, die Szene einzuordnen. Er sprach von Provokationen – Balotelli soll ihn wiederholt beleidigt haben („Opa, du bist erledigt“) – und von einer Mischung aus Wut und Enttäuschung über die verpassten Chancen der Roma. „Drei Minuten vor Schluss ... ich konnte nichts mehr sehen“, erinnert er sich. Der Tritt sei bewusst gewesen, aber Ausdruck einer Emotion, die ihn überwältigt habe.

Mit den Jahren aber kamen Reue und Einsicht. „Wenn ich zurückgehen könnte, würde ich es nicht noch einmal tun“, sagte Totti später. Es sei kein Moment, auf den er stolz sei.

Wie so oft im Fußball hat die Zeit Wunden geheilt. Jahre später tauchte Totti in einer Live-Sendung gemeinsam mit Fabio Cannavaro wieder in das Thema ein und gab sich selbstironisch. Unter den Kommentaren meldete sich Balotelli selbst: „Mein Bein tut immer noch weh“, schrieb er. Totti konterte lachend: „Du hattest Glück, dass ich dich nicht gut getroffen habe.

Ein neues Kapitel

15 Jahre nach jener Nacht treffen Roma und Inter wieder im Olimpico aufeinander. Wieder steht viel auf dem Spiel: die Tabellenspitze, das Selbstverständnis, vielleicht ein Stück Geschichte. Doch anders als damals dürfte diesmal nicht Wut, sondern sportlicher Ehrgeiz im Vordergrund stehen.

Zum Match-Center: AS Rom vs. Inter Mailand