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Sturz der Pokal-Königinnen: Popp muss "ihr Baby ziehen lassen"

Popp hatte zuvor seit 4106 Tagen, seit dem 16. November 2013 nicht mehr im DFB-Pokal verloren.
Popp hatte zuvor seit 4106 Tagen, seit dem 16. November 2013 nicht mehr im DFB-Pokal verloren.ČTK / imago sportfotodienst / BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl
Die Mega-Serie ist nach 52 Spielen gerissen, das Pokal-Aus trifft den gestürzten Abo-Sieger VfL Wolfsburg bis ins Mark.

Die Tränen waren getrocknet, doch das Ende der Serie für die Ewigkeit erschütterte Alexandra Popp noch immer. "Der Schmerz sitzt ziemlich tief", schrieb die Rekordpokalsiegerin am Morgen danach bei Instagram, als sie realisierte: Ihr "sogenanntes Baby" muss sie nach einer gefühlten Ewigkeit "ziehen lassen".

"Wahnsinnsserie zu Ende gegangen"

Denn wie sich eine Niederlage im DFB-Pokal anfühlt, das hatte Popp seit 4106 Tagen, seit dem 16. November 2013 nicht mehr erlebt. Beinahe unwirkliche 52 Spiele ohne Niederlage und zehn Pokal-Triumphe später aber ist es tatsächlich passiert: Der VfL Wolfsburg ist im Lieblingswettbewerb vom Thron gestürzt, Popp wurde die zu ihrem "Baby" ernannte Silbertrophäe entrissen.

"Es ist eine Wahnsinnsserie zu Ende gegangen, die sehr besonders ist und so wahrscheinlich nie wieder eine Wiederholung findet", sagte der emotionale VfL-Trainer Tommy Stroot nach dem 0:1 (0:0) im Viertelfinale bei der TSG Hoffenheim. "Umso mehr tut es weh. Weil wir wissen, wie sich das Finale in Köln anfühlt."

Längst war das Müngersdorfer Stadion für den Rekordsieger zum zweiten Zuhause geworden, feucht-fröhliche Pokalpartys starteten wie am Fließband im Entmüdungsbecken. Doch die Ex-Wolfsburgerin Ereleta Memeti stellte an diesem denkwürdigen Fußball-Abend mit ihrem Tor in der 52. (!) Minute sicher, dass der elf Kilo schwere Pokal in diesem Jahr ein anderes Zuhause findet.

Droht eine titellose Saison?

Dem einstigen Branchenprimus ist schlicht die Konstanz abhanden gekommen, es droht die erste titellose Saison seit 13 Jahren. Denn in der Champions League geht es im Viertelfinale gegen den übermächtigen Titelverteidiger FC Barcelona, in der Liga leistete sich der Vizemeister gerade erst eine Nullnummer beim 1. FC Köln. Am Sonntag (16.45 Uhr/ZDF, DAZN und MagentaSport) im Topspiel gegen den Spitzenreiter Eintracht Frankfurt steht der Tabellendritte also mächtig unter Druck.

In den Frust mischte sich daher auch Trotz. "Ich bin verdammt stolz!!! So eine Serie muss erstmal jemand hinlegen", schrieb Popp, und: "Wir müssen nun alles bündeln, was in uns steckt." Dass die Eintracht einen XL-Pokalfight in den Beinen hat, war wohl ein Hoffnungsschimmer an einem düsteren Abend für den VfL. 1:4 (1:1, 0:0) verlor Frankfurt nach Verlängerung beim FC Bayern, der nun als Topfavorit auf die Halbfinal-Auslosung am Montag schaut.

"Unglaublich" fand auch Bayern-Star Giulia Gwinn die Kunde vom Wolfsburg-Aus in Hoffenheim. "Das gibt natürlich noch mal einen Zusatzansporn", gab die designierte DFB-Kapitänin Gwinn zu. Immer und immer wieder hatten sich auch die Münchnerinnen im Pokal am VfL die Zähne ausgebissen, zuletzt im vergangenen Endspiel (0:2).

Um den Einzug ins Pokalfinale am 1. Mai spielen nun am 22./23. März neben München und Hoffenheim noch der Zweitliga-Underdog HSV und Werder Bremen. Mit dem größten Rückenwind aber dürfte die TSG in die Vorschlussrunde gehen. Nicht weniger als "Geschichte" habe sein Team geschrieben, schwärmte der stolze Trainer Theodores Dedes.

Und die Heldin des Abends sprudelte beim TV-Interview förmlich über vor Glück. "Es ist ein richtig geiles Gefühl, ich hatte schon bei meinem Tor Gänsehaut", sagte Memeti: "Wolfsburg aus dem Pokal rauszuhauen, das ist wirklich unbeschreiblich."

Zum Match-Center: TSG Hoffenheim vs. VfL Wolfsburg