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Hässliche Szenen im DFB-Pokal: Offener Rassismus sucht den Fußball heim

Christopher Antwi-Adjei beschwert sich beim Schiedsrichter über die rassistische Anfeindung.
Christopher Antwi-Adjei beschwert sich beim Schiedsrichter über die rassistische Anfeindung.ČTK / imago sportfotodienst / Michael Taeger
Die Fans skandierten "Nazis raus", Miron Muslic "kotzte" alles an, Torsten Lieberknecht machte zumindest einen "Vollidioten" aus: Erschreckend offener Rassismus hat am Wochenende den deutschen Fußball zum Saisonstart auf prominenter Bühne heimgesucht, die erste Runde des DFB-Pokals wurde von Vorfällen in Potsdam und Leipzig überschattet. Betroffen waren Profis der Traditionsklubs Schalke 04 und 1. FC Kaiserslautern.

"Ich will die Worte nicht nennen, die gefallen sind. Ich bin kein Typ, der nach Hause geht und weint. Trotzdem finde ich das enttäuschend, dass man das in der heutigen Zeit noch immer vorfindet auf dem Platz", sagte der Schalker Christopher Antwi-Adjei, der beim Sieg des Zweitligisten bei Lok Leipzig (1:0 n.V.) von Teilen der Zuschauer zum Opfer gemacht wurde: "Ich hoffe, dass so etwas in Zukunft nicht so häufig passiert."

Zum Match-Center: Lokomotive Leipzig vs. FC Schalke 04

Nach rund einer Viertelstunde wurde der Flügelspieler bei einem Einwurf aus dem Publikum beschimpft. "Ich habe dem Linienrichter ein Signal gegeben, dass etwas vorgefallen ist", sagte der 31-Jährige. Rund fünf Minuten wurde das Spiel unterbrochen. Eine Durchsage verurteilte diskriminierende Äußerungen, Antwi-Adjei wurde in der Folge dennoch wiederholt ausgepfiffen.

Sein Trainer Muslic wählte daraufhin deutliche Worte. Was passiert sei, habe "nirgends etwas verloren", sagte Muslic, der das Leipziger Publikum kritisierte: "Und das Schlimmste ist: Chris wird danach über 120 Minuten ausgepfiffen. Das kotzt mich an." Die Situation "werden wir nicht wegstecken und kleinreden lassen", betonte der Coach.

Weitere rassistische Beleidigungen gab es wohl nicht, schließlich hätten sie Folgen gehabt. "Ich habe dem Schiedsrichter direkt signalisiert, dass wir so nicht weitermachen, wenn das nicht aufhört", sagte Schalkes Kapitän Kenan Karaman: "Wenn das so weitergegangen wäre, hätten wir als Mannschaft hinter Christopher gestanden und auch nicht weitergespielt."

Stunden später bat der Regionalligist in einem Statement um Verzeihung. "Selbstverständlich entschuldigen wir uns im Namen des gesamten 1. FC Lok Leipzig in aller Form bei Christopher Antwi-Adjei und dem FC Schalke 04", hieß es vonseiten der Leipziger: "Rassismus in jedweder Form hat in keinem Stadion der Welt und überhaupt nirgendwo etwas zu suchen."

Lautern-Spieler in Potsdam rassistisch beleidigt

Auch der FCK hat einen diskriminierenden Vorfall erlebt. Beim 7:0 (4:0) der Roten Teufel gegen den Pokaldebütanten RSV Eintracht in Potsdam wurde ein Auswechselspieler des Zweitligisten aus dem Fanblock rassistisch beleidigt. Die Reservisten wechselten daraufhin die Seite zum Aufwärmen, die Zuschauer beider Fanlager skandierten anschließend geschlossen gegen Diskriminierung. Der Klub will gemeinsam mit der Polizei den Täter ausfindig machen.

Zum Match-Center: RSV Eintracht vs. 1. FC Kaiserslautern

Lauterns Trainer Lieberknecht wollte den Namen des betroffenen Profis nicht preisgeben. Angreifer Daniel Hanslik war fassungslos und forderte Konsequenzen: "So etwas gehört nicht in unsere Gesellschaft und auch nicht in den Fußball. Ich hoffe, dagegen wird vorgegangen."

Erst zuletzt hatte FIFA-Präsident Gianni Infantino die rassistischen Beleidigungen gegen Ghanas Nationalspieler Antoine Semenyo vom englischen Premier-League-Klub AFC Bournemouth im Spiel bei Meister FC Liverpool als "absolut inakzeptabel" verurteilt: "Im Fußball ist kein Platz für Rassismus oder irgendeine Form von Diskriminierung."