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Cata Coll: Spaniens Torhüterin als sichere Bank mit Herz und Haltung

Spaniens Torhüterin Cata Coll hat gegen Deutschland den Einzug ins EM-Finale gesichert.
Spaniens Torhüterin Cata Coll hat gegen Deutschland den Einzug ins EM-Finale gesichert.EDDIE KEOGH / Getty Images via AFP
Von der Krankenstation ins Rampenlicht – Cata Coll hat bei dieser Europameisterschaft eine der bemerkenswertesten Geschichten geschrieben. Die spanische Nationaltorhüterin, die im EM-Halbfinale gegen Deutschland mit einer spektakulären Doppelparade den Finaleinzug sicherte, ist weit mehr als nur ein sicherer Rückhalt zwischen den Pfosten. Sie ist zum Symbol eines neuen, emotionalen und selbstbewussten spanischen Teams geworden.

Dabei begann ihr Turnier alles andere als glorreich. Nach dem ersten Gruppenspiel gegen Portugal zwang sie eine schwere Angina sogar ins Krankenhaus – eine Zwangspause in der wichtigsten Phase des Turniers. Ihre Vertreterin Adriana Nanclares machte ihre Sache gut, doch erst mit Cata Colls Rückkehr begann Spaniens makelloser Siegeszug Richtung Finale. Kein einziges Gegentor hat La Roja seitdem kassiert – auch dank der 24-jährigen Mallorquinerin, deren Paraden mittlerweile Kultstatus genießen.

Es war die 90. Minute im Halbfinale gegen Deutschland, als Cata Coll zur Heldin avancierte. Zuerst ein unglücklicher Ball, der von Olga Carmona abgefälscht beinahe im eigenen Tor gelandet wäre – dann der wuchtige Volley von Carlotta Wamser, den Coll unter die Latte wegtauchte. Ihre Mitspielerin Irene Paredes meinte nach dem Spiel treffend: „Das zählt wie ein Tor.“ Und tatsächlich, ohne diese Parade hätte Spanien nicht auf Aitana Bonmatís entscheidenden Treffer hoffen können.

Doch für Cata Coll war das alles bloß „ihr Job“, wie sie nüchtern erklärte – mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln, das ihre Zahnspange durchblitzen ließ. Es ist diese Mischung aus jugendlicher Unbekümmertheit und eiserner Professionalität, die sie zu einer Ausnahmeerscheinung im spanischen Fußball macht.

Von Rückschlägen und Rückhalt

Noch 2022 hatte ein Kreuzbandriss ihre Karriere auf der Kippe stehen lassen. Nur drei Jahre später ist sie unumstrittene Nummer eins – vor etablierten Namen wie Sandra Paños und Misa Rodríguez. Schon bei der WM in Australien stand sie im Tor, als Spanien Weltmeister wurde. Jetzt soll die EM folgen. Was Cata Coll dabei auszeichnet, ist ihre Vielseitigkeit: Sie ist nicht nur Linien-Keeperin, sondern auch mitspielende Torhüterin, organisiert ihre Abwehr lautstark und scheut nicht davor zurück, im Spielaufbau aktiv mitzuwirken – bis hin zur Mittellinie, wie im Halbfinale zu sehen war.

Und dann ist da noch ihr Mut: Vor dem Deutschland-Spiel sagte sie, sie sei bereit, sich im Elfmeterschießen unter die ersten fünf Schützinnen zu stellen. Nationaltrainerin Montse Tomé reagierte mit einem ungläubigen Lächeln – wohlwissend, dass man Cata Coll eigentlich alles zutrauen muss.

Die Capitana im Tor

Nach dem Spiel war es erneut Coll, die das Kommando übernahm – dieses Mal abseits des Platzes. Als viele Mitspielerinnen bereits im Mannschaftsbus saßen, forderte sie sie auf, zurückzukommen, um gemeinsam zwischen den Bussen zu feiern. Mit Gesängen, Trommeln und lauter Stimme wurde sie zur inoffiziellen Kapitänin dieser besonderen Nacht. „Wenn ihr feiern wollt, kommt nach Lausanne!“, rief sie den Journalisten lachend zu – in Anspielung auf das spanische Teamquartier.

Es sind diese Szenen, die Cata Coll zu einer emotionale Führungsfigur machen. Dass sie zusätzlich auch noch Stimmungsmacherin und Leistungsträgerin in Personalunion ist, unterstreicht ihre Bedeutung. Und sie verkörpert das neue Gesicht der spanischen Fußballnationalmannschaft: jung, charismatisch, unerschrocken.

Zum Match-Center: England vs. Spanien