Mit ihrer offenen Art, markanten Ausstrahlung und einer unerschütterlichen Entschlossenheit verkörpert sie eine neue Generation von Spielerinnen, die auf und neben dem Platz das Ruder selbst in die Hand nehmen. Ihre Geschichte ist keine gradlinige Erfolgsstory, sondern ein Lehrbuchbeispiel für Widerstandskraft und Eigenverantwortung.
Noch zu Jahresbeginn schien Kellys Karriere ins Stocken geraten. Bei Manchester City aufs Abstellgleis geschoben, ohne Spielpraxis und fast schon bereit, den Fußball ganz hinter sich zu lassen, stand sie kurz vor einem Wechsel – doch erst ein drastischer Schritt in die Öffentlichkeit brachte die Wende.
Ihr offener Instagram-Post über die Transferblockade wurde zum Wendepunkt: Sie wechselte in letzter Minute zu Arsenal, sicherte sich ihren Platz in der Nationalelf zurück, rettete England im Viertelfinale gegen Schweden und erzielte das entscheidende Tor im Halbfinale gegen Italien. Ohne diesen couragierten Kurswechsel wäre ein Finaleinzug wohl kaum denkbar gewesen.
Auf dem Platz überzeugt Kelly durch ihre Vielseitigkeit: präzise Flanken, Tempo, physische Präsenz und ein gefährlicher Abschluss. Doch es ist ihr Gespür für den entscheidenden Moment, das sie auszeichnet – und das England so dringend braucht.
Chloe Kelly: Englands Hoffnung für das EM-Finale
Als Einwechselspielerin bringt sie frische Energie, in der Schlussphase wird sie zur „Finisherin“. Trainerin Sarina Wiegman steht vor der schwierigen Entscheidung, ob sie Kelly in der Startelf oder als Joker bringt – doch klar ist: Ohne sie wird es gegen Spanien kaum gehen.
Auch abseits des Rasens nimmt Kelly eine Sonderrolle ein. Sie ist sichtbar, laut, selbstbestimmt – und dabei authentisch. Ihr Stirnband, ihr individueller Elfmeter-Anlauf, ihre offene Kommunikation: All das macht sie zu einer Identifikationsfigur in einem Team voller Talente.
Kelly ist Fußballerin und mediales Phänomen – ohne dabei zur reinen Marke zu verkommen. Ihre Art zu führen ist nicht laut, aber eindeutig: „Sie selbst“ sei der Mensch, der sie zu dem gemacht habe, was sie heute ist, sagte sie kürzlich – eine Aussage, die man ihr sofort abnimmt.
Dass sie nach einer schweren Verletzung 2022 zurückkam und das Siegtor im EM-Finale schoss, ist längst Teil ihrer Geschichte. Dass sie 2025 erneut von der Außenseiterin zur Schlüsselspielerin wurde, ist das nächste Kapitel. Vielleicht folgt der große Schlussakkord am Sonntag.
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