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DFB-Frauen feiern Petry-Party: Mit Karaoke und Kritik in die K.o.-Runde

Die DFB-Frauen feiern Sjoeke Nüsken nach ihrem Ausgleich aus elf Metern.
Die DFB-Frauen feiern Sjoeke Nüsken nach ihrem Ausgleich aus elf Metern.SEBASTIEN BOZON / AFP
Die Schlager-Karaokeparty nach dem Einzug ins EM-Viertelfinale hätte auch Giulia Gwinn gefallen. Elfmeterheldin Sjoeke Nüsken, Tor-Phantom Lea Schüller und ihre Kolleginnen grölten nach dem "Sieg für Giuli" lautstark den Wolfgang-Petry-Hit "Verlieben, verloren, vergessen, verzeih'n". Bei der späten Sause im Teamhotel in Zürich herrschte ausgelassene Stimmung, dann richteten die deutschen Fußballerinnen ihre volle Konzentration auf das nächste EURO-Etappenziel.

"Wir haben noch ein Vorrundenspiel und wollen Gruppenerster werden", betonte die neue Vize-Kapitänin Nüsken nach dem 2:1 (0:1) gegen Dänemark. Dazu braucht es gegen den Mitfavoriten Schweden am Samstag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) einen Sieg - und wohl deutlich mehr als die deutschen Tugenden "Kampf, Mentalität und Siegeswille", die dem DFB-Team in Basel laut Bundestrainer Christian Wück zum Comebacksieg verholfen hatten.

Zum Match-Center: Deutschland vs. Dänemark

Dass es trotz spielerischer Mängel und weitgehend zähen Offensivspiels zum vorzeitigen Weiterkommen reichte, verdankte der Rekordeuropameister unter anderem wieder einmal Schüller, der Erbin von Alexandra Popp im Sturmzentrum. Lange hing die Bayern-Angreiferin in der Luft, um dann vier Minuten vor ihrer Auswechslung beim Siegtor doch zur Stelle zu sein (66.).

Unmittelbar davor verpasste sie sogar noch einen weiteren Treffer per Kopf. "Ich weiß auch nicht, was mit Lea los ist", scherzte Wück. "Ich glaube, sie merkt, wenn wir draußen darüber nachdenken, sie auszuwechseln, dann macht sie halt noch kurz ein Tor und geht dann raus."

Schüller blieb nach ihrem bereits 54. Tor im 77. Länderspiel gewohnt bescheiden. Mitspielerin Jule Brand habe sie "so freigespielt, ich war wirklich alleine vor dem Tor. Ich muss nur noch einschieben. Das war eine starke Teamleistung." Nur die Auswechslung störte dann doch ein wenig, denn: Die Schlussphase auf der Bank sei "Horror" gewesen.

"Dringend Fehler abstellen"

Auch Nüsken zeigte sich selbstkritisch. "Wir konnten unser Offensivspiel nicht aufziehen, wir haben technische, leichte Fehler gemacht, das müssen wir abstellen", mahnte die 24-Jährige vom FC Chelsea: "Dringend sogar."

Mit ihrem cool verwandelten Foulelfmeter (56.) hatte die Mittelfeldspielerin die DFB-Frauen nach viel VAR-Drama zurück ins Spiel gebracht. "Das war nicht meine Entscheidung, das war eine Entscheidung von ihr", erklärte Wück die neue Hierarchie nach dem EM-Aus der designierten und makellosen Elfer-Schützin Gwinn. "Es zeichnet Sjoeke aus, dass sie Verantwortung übernimmt."

Das nächste Spiel dürfe nun aber gerne nervenschonender ausfallen, erklärte der Bundestrainer angesprochen auf die teils riskanten Dribblings von Nationaltorhüterin Ann-Katrin Berger. "Ich werde mich mit ihr an einen Tisch setzen", kündigte der 52-Jährige an: "Wir müssen andere Lösungen finden, sonst werde ich nicht alt."

Berger reagierte gelassen. "Mal gucken, ob wir eine Lösung finden, mit der wir beide einverstanden sind", sagte die 34-Jährige vom US-Klub Gotham FC schmunzelnd. Ist ihre Spielweise nicht zu riskant? "Vielleicht sieht es von außen so aus, ich hatte echt ein gutes Gefühl", betonte die Olympia-Heldin und Fußballerin des Jahres.

Für ein noch besseres Gefühl soll gegen die starken Schwedinnen, die am Dienstagabend 3:0 gegen Polen gewannen, weniger harte Fußball-Kost gelingen. "Natürlich wünsche ich mir schöneren Fußball", betone auch Berger: "Wir wissen auch, dass wir es besser können."

Dazu braucht es eine Steigerung in allen Bereichen. "Wir müssen schauen, dass wir ein absolutes Toplevel mit allen im Team erreichen", forderte Wück. Zugleich bleibe die Überzeugung: "Wir müssen uns vor keiner Nation verstecken."