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Torregen, volle Stadien und Rekordquoten: EM 2025 schreibt Frauenfußball-Geschichte

Die Schweiz feierte 2025 ihr eigenes Sommermärchen.
Die Schweiz feierte 2025 ihr eigenes Sommermärchen.ČTK / AP / JEAN-CHRISTOPHE BOTT
Über 650.000 Zuschauer in den Stadien, 29 von 31 Spielen ausverkauft, dazu 106 Tore gesehen von 500 Millionen Fernsehzuschauern: Die Women's Euro 2025 brach diesen Sommer in der Schweiz alle Rekorde und zeigte, dass der europäische Frauenfußball einen neuen Meilenstein erreicht hat.

Noch nie zuvor hatte ein Fußballturnier die Schweiz so elektrisiert. Vom Eröffnungsspiel im ausverkauften St. Jakob-Park in Basel bis zum dramatischen Finale war die Begeisterung im ganzen Land spürbar. Plakate, Trikots aller Nationen, Fanzonen im Herzen der Städte – das Turnier war allgegenwärtig. Für ein Land, dessen Nationalsport traditionell eher auf Skiern ausgetragen wird, war diese EM ein Statement: Fußball war plötzlich auch in der Schweiz Frauensache.

Besonders bewegend: Der historische Auftritt der Schweizer Nationalmannschaft, die erstmals ein EM-Viertelfinale erreichte. Die emotionale Reaktion von Spielerin Noemi Ivelj beim Eröffnungsspiel und der Stolz von Kapitänin Lia Wälti zeigen, wie tief das Turnier auch die Spielerinnen selbst berührte.

Rekorde auf und neben dem Platz

Mit 106 Toren in 31 Spielen wurde der bisherige Torrekord deutlich übertroffen – bereits im Viertelfinale war die Marke von 2022 (95 Tore) Geschichte, dazu gab es in 31 Spielen kein 0:0. Und nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Spiele überzeugte. Dramatische Wendungen, Spannung bis zur letzten Minute und ein Finale, das wie die beiden Halbfinals erst nach regulärer Spielzeit oder Elfmeterschießen entschieden wurde – so etwas hatte es bei einem großen Frauenfußballturnier noch nie gegeben.

Auch organisatorisch stellte die Schweiz unter Beweis, wie moderne Sportevents aussehen können: 29 von 31 Spielen waren ausverkauft, insgesamt strömten über 657.000 Zuschauer in die Stadien – ein neuer Rekord. Im Durchschnitt waren 20.000 Fans pro Spiel vor Ort. Die Fanmeilen füllten sich mit bis zu 20.000 Menschen, während weltweit mehr als 500 Millionen Zuschauer die Spiele im Fernsehen oder online verfolgten – ein Meilenstein für den Frauenfußball.

Die UEFA hatte auf mittelgroße Stadien gesetzt – eine mutige, aber goldrichtige Entscheidung, denn sie waren fast durchgehend voll. Zudem herrschte ein friedliches, fröhliches Klima – mit Menschen aus über 160 Nationen und kaum Zwischenfällen. Die Schweizer Polizei sprach von einem „Vorzeigebeispiel für Sicherheit“.

Auch ökologisch und wirtschaftlich war das Turnier ein Erfolg. 86 % der Fans reisten nachhaltig mit Bahn, Bus, Schiff oder Fahrrad an. Die SBB setzte 400 Sonderzüge ein, um dem Ansturm gerecht zu werden. Das Rahmenprogramm rund um die Spiele – von Fanzonen bis Maskottchen „Maddli“ – traf den Nerv der Besucher. Der wirtschaftliche Effekt: Laut Schätzungen von Ernst & Young soll die EM über 150 Millionen Franken in die Schweizer Wirtschaft gespült haben.

Ein Fundament für die Zukunft

Nicht nur für die Fans, auch für die Medien war das Turnier ein Highlight: Über 200 Journalisten bewarben sich um die lediglich 95 Plätze auf der Pressetribüne beim Finale. Das mediale Interesse war ein Spiegel des gewachsenen öffentlichen Interesses am Frauenfußball.

Die EM 2025 hat eindrucksvoll gezeigt, welches Potenzial im Frauenfußball steckt – wenn Rahmenbedingungen, Sichtbarkeit und sportliche Qualität stimmen. Die UEFA investierte 1,5 Milliarden Euro in den aktuellen Turnierzyklus und kündigte bereits an, diesen Weg weiterzugehen. Auch in der Schweiz, so betonte Ex-Nati-Spieler Johan Djourou, liege nun die Verantwortung, diesen Rückenwind zu nutzen: „Wir können uns jetzt nicht mehr verstecken.