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Ende der Klub-WM: "Erfolgreichster Wettbewerb" oder "schlechteste Idee"

Werbung für das Finale der Klub-WM am Times Square in New York
Werbung für das Finale der Klub-WM am Times Square in New YorkJUAN MABROMATA / AFP / AFP / Profimedia
Am Vorabend des Endspiels hat FIFA-Boss Gianni Infantino die Klub-WM zum "erfolgreichsten Vereinswettbewerb der Welt" erklärt. Viele sehen das anders.

Die eigens im Hintergrund positionierten Altstars Roberto Baggio und Ronaldo schauten eher sparsam, als Gianni Infantino auf der Bühne des Trump Towers mit wedelndem Zeigefinger vom "erfolgreichsten Vereinswettbewerb der Welt" schwadronierte.

Der Präsident des Fußball-Weltverbands FIFA meinte damit die Klub-WM, die am Sonntag zu Ende ging. Der wieder einmal skurril anmutenden Selbstbeweihräucherung Infantinos in New York konnte allerdings nicht jeder etwas abgewinnen.

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Blatter: Fußball "an Saudi-Arabien verloren"

Das Urteil von Infantinos Vorgänger war jedenfalls ein ganz anderes. "Es gibt zu viel Fußball", sagte Joseph S. Blatter. Es seien "immer die gleichen Klubs und die gleichen Spieler".

Dass die Profis in den USA teilweise bei extrem heißen Temperaturen spielen mussten, sei "ungesund und frech", äußerte der 88-Jährige bei RTL/ntv. Angesichts der Finanzierung durch den saudischen Staatsfonds PIF steht für Blatter fest: "Wir haben den Fußball an Saudi-Arabien verloren."

Der ehemalige FIFA-Boss Blatter
Der ehemalige FIFA-Boss BlatterČTK / imago sportfotodienst / Eurasia Sport Images

Zu hohe Belastung?

Zuvor hatte sich bereits Jürgen Klopp zum Chefkritiker des erstmals mit 32 Mannschaften ausgespielten Turniers aufgeschwungen. Der frühere Starcoach bezeichnete die Klub-WM als "die schlechteste Idee, die jemals im Fußball umgesetzt wurde".

Damit positionierte sich Klopp gegen die Klubbosse der deutschen Starter Borussia Dortmund (Hans-Joachim Watzke) und Bayern München (Herbert Hainer), die trotz ihres Scheiterns im Viertelfinale als finanzielle Profiteure nur Lob für die Veranstaltung übrig hatten.

Ähnlich wie Klopp sieht es Pierre Littbarski. "Wir werden Ende des Jahres viele Verletzungen bei den Starspielern haben, und ich möchte gar nicht darüber nachdenken, was vor der WM los ist", sagte der Weltmeister von 1990 mit Blick auf die Weltmeisterschaft 2026 an gleicher Stelle.

Ex-Weltmeister Littbarski
Ex-Weltmeister LittbarskiChristopher Neundorf / EPA / Profimedia

"Die Starspieler müssen auf den Platz, koste es, was es wolle", sagte Littbarski: "Eigentlich müsstest du dich jetzt ins Eisbad legen und erst kurz vor der WM wieder auspacken."

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FIFA-Präsident lässt Kritik kalt

Infantino ficht derartige Kritik nicht an. Der FIFA-Boss sprach lieber über die 2,5 Millionen Zuschauer, die zu den 63 Spielen in die Stadien gekommen seien, was einem Schnitt von etwa 40.000 pro Partie entsprechen würde. 20 Milliarden Zuschauer hätten weltweit zugeschaut, 2,1 Milliarden US-Dollar Dollar Umsatz seien generiert worden.

Was auch an US-Präsident Donald Trump gelegen habe. Ihm gebühre laut Infantino "großer, großer" Dank für die Unterstützung.

"Das goldene Zeitalter des Vereinsfußballs hat begonnen. Wir können definitiv sagen, dass diese Klub-WM ein riesiger Erfolg war", sagte Infantino vor dem Finale im MetLife Stadium in New Jersey, wo in knapp einem Jahr auch das WM-Endspiel stattfinden wird: "Wir haben etwas Neues geschaffen. Etwas, das bleiben wird. Etwas, das die Landschaft des Vereinsfußballs verändert".

Nächste Austragung für 2029 geplant

Das Preisgeld für die Teilnehmer betrug eine Milliarde Dollar. Alleine der Finalsieg am Sonntag wird mit 40 Millionen Dollar honoriert. Die nächste Klub-WM soll 2029 stattfinden, wobei sich Infantino bislang noch nicht festlegte, ob das Turnier perspektivisch alle zwei Jahre stattfinden oder noch mehr Teams umfassen könnte.

Schon vor und während der Klub-WM hatte die FIFA ihr PR-Maschine angeworfen und eine Lobhudelei nach der anderen verbreitet. Daran änderte sich auch am Ende nichts. So hätte es ein "produktives" Treffen mit "mehreren Spielergewerkschaften aus der ganzen Welt" gegeben, bei dem über die Belastung der Profis und den internationalen Spielkalender diskutiert worden sei.

Die deutsche Spielergewerkschaft VDV war allerdings weder involviert noch informiert, wie Geschäftsführer Ulf Baranowsky auf SID-Anfrage mitteilte. "Wir waren bei dem Treffen in New York nicht dabei. Uns lag auch keine Einladung vor", ließ er wissen: "Es wäre interessant zu wissen, wer genau sich da getroffen hat."