Hoeneß stand mit seiner Attacke nicht alleine. Schon als FIFA-Präsident Gianni Infantino sein Herzensprojekt 2019 als "Meilenstein" vorstellte, gab es in Europa einen Aufschrei. Die sieben europäischen Vertreter im FIFA Council stimmten gegen die Aufstockung. Sie sorgten sich um Macht und Einfluss, um den Stellenwert der Champions League und die vielbelasteten Profis. Der spanische Ligachef Javier Tebas und die Interessenvertretung der europäischen Klubs (ECA) kündigten einen Boykott des Turniers an.
Wenige Tage vor dem Start von Infantinos Glitzerturnier sind viele Kritiker verstummt. Die Europäer wurden mit den meisten Startplätzen (12 von 32) und den höchsten Gagen besänftigt. Dass die irrwitzig hohen Preisgelder erst durch einen fragwürdigen Deal mit den milliardenschweren saudischen Sportswashern gesichert wurden - wen kümmert's? Auch Hoeneß hat erkannt, dass die Klub-WM helfe, dass sein FC Bayern "in diesem Jahr keinen großen Verlust" mache.
Klub-WM: Rummenigge spricht von "Weltwunder"
Und so verwundert es nicht, dass sein Kumpel Karl-Heinz Rummenigge von der Klub-WM als "Weltwunder" spricht. Bayern-CEO Jan-Christian Dreesen nennt die Veranstaltung "auch ökonomisch hochattraktiv". Der Wettbewerb in der Bundesliga werde dadurch nicht verzerrt, dass der FC Krösus ein paar Milliönchen mehr verdiene. Und die Belastung? Der Confed Cup sei doch abgeschafft, das finde "viel zu wenig positive Beachtung".
Dreesens Dortmunder Kollege Hans-Joachim Watzke, schon immer ein Kämpfer für die Aufstockung, sieht in der Klub-WM "eine Champions League mit Sternchen", in Europa seien "alle Klubs heiß wie Frittenfett". Anderswo sowieso. Und so viel Geld gebe es da gar nicht. Ist ja nur alle vier Jahre, außerdem drückten seinen BVB höhere Leistungsprämien und die "extrem hohen Reisekosten".
Selbst Pep Guardiola, ewiger Mahner in Sachen Belastung, lässt verbreiten, er könne "die Klub-WM kaum erwarten", wie es in einer Mitteilung des Rechteinhabers DAZN heißt. Trainerkollege Luis Enrique vom Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain spricht von einer "wunderbaren Sache für die Fans. Je mehr Fußball im Fernsehen übertragen wird, desto besser."
Andere sind oder bleiben kritisch. Bundestrainer Julian Nagelsmann nannte das Turnier eine "brutale Belastung", sein norwegischer Kollege Stale Solbakken schimpfte es "Kokos-Cup" und kündigte an, er werde "keine Sekunde" zusehen.
Manchester-Profi Akanji hätte lieber Urlaub
Spaniens Liga-Boss Tebas poltert unverdrossen, die Klub-WM drohe den Spielplan von La Liga durcheinander zu wirbeln, weil die Teilnehmer aus Madrid später in die Saison starten wollen. Die FIFA zucke mit den Schultern, "es ist völlig absurd".
Der Schweizer Nationalspieler Manuel Akanji klagte, er hätte wie andere "gerne Urlaub". Topspieler wie er kommen auf 65, 70 Spiele pro Saison, die Spielergewerkschaft FIFPRO fordert eine Obergrenze von 55. Doch nach EM und Klub-WM ist auch der kommende Sommer mit der XXL-WM der Nationalteams proppenvoll.
"Klar ist", sagte Watzke: "Mit der Klub-WM ist jetzt das Ende der Fahnenstange erreicht. Da sind sich alle einig." Na dann.
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