Flashscore: Monchi, nach Stationen bei Sevilla, der Roma und Aston Villa kehren Sie nun in Ihre Heimatstadt zurück. Warum gerade jetzt San Fernando?
Monchi: Die Geschichte ist komplex, aber im Kern geht es um Zuneigung. Das ist meine Stadt, und ich wollte beruflich dorthin zurückkehren, wo alles begann. Es ist vielleicht auch eine Lebensentscheidung: der Traum, in der Stadt, in der ich geboren wurde, etwas aufzubauen, das sowohl sportlich als auch menschlich Bedeutung hat.
Flashscore: Welche Herausforderungen haben Sie dort bislang erlebt?
Monchi: Viele. Wir haben praktisch bei null angefangen. Die größte Aufgabe war, die Menschen mitzunehmen, ihnen das Gefühl zu geben, dass dieser Klub ihr Klub ist. Unser Slogan lautet „El club de toda la vida“, und wir wollten, dass das mehr als nur ein Spruch ist. Ich glaube, das haben wir geschafft.
Flashscore: Wollen Sie in San Fernando dasselbe Modell umsetzen, das Sie bei Sevilla oder Aston Villa geprägt haben?
Monchi: Eher das Vereinsmodell, nicht das Spielmodell. Ich möchte einen Klub aufbauen, der dynamisch, beweglich und emotional verbunden ist. Ein Projekt, das aus Leidenschaft besteht, nicht aus Karriereplanung. Natürlich stehen wir erst am Anfang, und Bescheidenheit ist wichtig. Wir starten von ganz unten.
Vom Scouting-Genie zum Architekten großer Teams
Flashscore: In Sevilla haben Sie Weltstars entdeckt – von Dani Alves über Rakitic bis zu Kanouté. Was war Ihr Geheimnis?
Monchi: Unser Erfolg beruhte nicht nur auf dem Entdecken, sondern auch auf dem Managen von Talenten. Ich wollte eine Struktur schaffen, die es uns ermöglicht, anderen Vereinen einen Schritt voraus zu sein. Wir waren gute Entdecker, aber auch gute Manager.
Flashscore: Wie kam es zum Transfer von Dani Alves für nur 500.000 Euro?
Monchi: Das war kompliziert. Daniel wurde zunächst ausgeliehen, und weil sein Klub in finanziellen Schwierigkeiten steckte, konnten wir ihn für rund 600.000 Dollar verpflichten. Fünf Jahre später ging er für über 40 Millionen. Aber wichtiger sind die Titel, die er mit uns gewann. Es war die perfekte Verpflichtung: sportlich, menschlich und wirtschaftlich.
Flashscore: Und Ivan Rakitic?
Monchi: Er kam praktisch umsonst, sein Vertrag auf Schalke war ausgelaufen. Aber er passte perfekt. Man darf nie vergessen: Fußballer sind auch Menschen. Wer sich wohlfühlt, spielt besser, und Ivan wurde ein echter Sevillaner.
Flashscore: Wie wichtig ist Ihnen der persönliche Kontakt zu neuen Spielern?
Monchi: Sehr wichtig. Ich versuche, den Menschen hinter dem Spieler zu verstehen: ob er professionell ist, ob er hungrig ist, ob er den Stil kennt. Manchmal treffe ich sie persönlich, manchmal per Video. Einige habe ich nicht verpflichtet, weil mir die Leidenschaft fehlte, die ich suchte.
Monchi: „Wir hatten zwei der besten Stürmer der Welt“
Flashscore: Wie war es, mit Kanouté und Luis Fabiano zu arbeiten?
Monchi: Ein Privileg. Wir hatten zwei der besten Stürmer in der Geschichte des Vereins, und vielleicht des Weltfußballs. Luis war unsere erste Wahl, Kanouté eigentlich die zweite, aber das Schicksal wollte es so, und es war ein goldenes Duo.
Flashscore: Adriano Correia war ein weiterer Glücksgriff.
Monchi: Ja, er hatte ein ähnliches Profil wie Dani Alves. Wir suchten diesen offensiven Außenverteidiger, bekamen gute Berichte und gaben ihm die Chance. Er hat sie sofort genutzt.
Flashscore: Ihre Zeit in Rom – was hat gefehlt, damit es Ihr Projekt wurde?
Monchi: Vielleicht kannte ich die Eigenheiten des Vereins nicht genug. Aber das erste Jahr war sehr erfolgreich – wir wurden Dritter und standen im Halbfinale der Champions League. Wir mussten wichtige Spieler wie Salah oder Rüdiger verkaufen, aber wir haben das Beste daraus gemacht. Ich erinnere mich nur an gute Dinge.
Flashscore: Und der Verkauf von Salah?
Monchi: Er war notwendig. Salah wollte gehen, und wir taten, was möglich war. Das war noch vor der großen Preisexplosion im Markt. Heute wirkt die Summe gering, aber damals war sie fair.
„Die Premier League ist ein Modell, dem alle folgen sollten“
Flashscore: Nach Rom ging es nach Birmingham zu Aston Villa. Warum haben Sie den Klub verlassen?
Monchi: Es war eine einvernehmliche Entscheidung. Nach zwei sehr erfolgreichen Jahren war klar, dass der Verein den nächsten Schritt gehen wollte und ich mich neuen Herausforderungen widmen würde. Alles geschah auf Basis von Respekt und Konsens.
Flashscore: Wie war das Leben in Birmingham für Sie persönlich?
Monchi: Sehr positiv. Eine großartige Stadt, auch wenn das Wetter... sagen wir, gewöhnungsbedürftig ist. Ich konnte dort fast unerkannt leben, was mir gutgetan hat. Aber natürlich habe ich Sevilla und San Fernando vermisst.
Flashscore: Und der Unterschied zwischen Premier League und LaLiga?
Monchi: Riesig. In England steht der Trainer an der Spitze der Pyramide, in Spanien ist es meist der Sportdirektor. Die Premier League ist ruhiger, professioneller strukturiert. Ein Modell, dem auch LaLiga folgen sollte.
Über Unai Emery, Watkins und Asensio
Flashscore: Sie haben in Sevilla und bei Aston Villa mit Unai Emery gearbeitet.
Monchi: Unai ist heute ein reiferer Trainer, taktisch wie menschlich. Wir sind beide intensiv, manchmal nervös, aber das verbindet uns.
Flashscore: In Birmingham wurde viel über Ollie Watkins gesprochen.
Monchi: Arsenal zeigte im Januar echtes Interesse, aber es gab kein offizielles Sommerangebot. Wir hatten viele Spieler, die Begehrlichkeiten weckten, ein gutes Zeichen.
Flashscore: Morgan Rogers hat sich enorm entwickelt.
Monchi: Ja, das war ein gemeinsamer Treffer von Trainer und Management. Wir sahen Potenzial, aber dass er so explodiert, hat uns selbst überrascht.
Flashscore: Und Marcus Rashford & Marco Asensio?
Monchi: Unai war entscheidend. Er überzeugte Rashford mit seiner Überzeugungskraft. Asensio war ähnlich: ein Spieler, den Unai immer wollte. Er ist eine der besten Verpflichtungen meiner Karriere.
„Dani Alves war die perfekte Verpflichtung“
Flashscore: Wer war der härteste Verhandlungspartner?
Monchi: Daniel Levy von Tottenham, ohne Zweifel. Sehr fähig, sehr hartnäckig.
Flashscore: Ihre beste Verpflichtung?
Monchi: Dani Alves, ganz klar. Ein Spieler, der sportlich, menschlich und wirtschaftlich alles verkörpert, was wir gesucht haben. Danach viele: Kanouté, Gameiro, Bacca, Diego Carlos... es gibt viele Namen.
Flashscore: Und die größte Enttäuschung?
Monchi: Robin van Persie. Wir hatten praktisch alles geklärt, dann kam Arsenal. So ist das Geschäft. Aber auch das gehört zum Lernen dazu.
„San Fernando ist mein Projekt fürs Leben“
Flashscore: Zum Schluss: Was ist Ihr langfristiges Ziel in San Fernando?
Monchi: Eine solide Struktur aufbauen und den Klub Schritt für Schritt in den Profifußball führen. Es ist mein Projekt fürs Leben – und vielleicht auch mein emotionalstes.