Mehr

Real Madrid und der Ballon d'Or-Eklat: Ein bewusster Bruch mit der Tradition

Vinicius ist auch in diesem Jahr wieder im Rennen um den Ballon d'Or.
Vinicius ist auch in diesem Jahr wieder im Rennen um den Ballon d'Or.PAUL ELLIS / AFP
Der prestigeträchtige Ballon d'Or, verliehen von France Football, gilt als höchste individuelle Auszeichnung im Weltfußball – eine Bühne des Stolzes, die Spieler, Vereine und Fans gleichermaßen feiern. Doch während Vereine wie PSG, Barcelona und viele andere ihre Nominierten über soziale Medien zelebrieren, herrscht bei Real Madrid auffälliges Schweigen. Der Rekordmeister der Champions League führt seinen stillen Protest gegen die Vergabe der Auszeichnung konsequent fort – und ignoriert die aktuellen Nominierungen vollständig.

Die Wurzeln dieser Haltung liegen im Jahr 2024, als Vinicius Junior – trotz überragender Leistungen bei Real Madrid und der brasilianischen Nationalmannschaft – beim Ballon d'Or "nur" den zweiten Platz belegte. Ein Resultat, das in Madrid offenbar als eklatanter Missstand wahrgenommen wurde. Besonders bitter: In Umfragen galt Vinicius als klarer Favorit. Die Entscheidung zugunsten von Rodri, der für Manchester City und Spanien glänzte, sorgte im Verein für Frust – so sehr, dass Vinicius letztlich gar nicht zur Gala erschien.

2025: Sechs Nominierte – doch Real Madrid schweigt

Trotz des sportlich überaus erfolgreichen Jahres 2024 mit dem Gewinn von LaLiga und der Champions League bleibt Real Madrid auch 2025 stumm. Dabei stellt der Klub gleich sechs Kandidaten für verschiedene Kategorien: Vinicius Jr., Jude Bellingham und Kylian Mbappé unter den Hauptfavoriten bei den Männern. Caroline Weir für den Frauen-Ballon d'Or. Thibaut Courtois für die Yashin-Trophy als bester Torwart und Dean Huijsen, der neue Verteidiger, für die Kopa-Trophy als bester U21-Spieler.

Doch weder auf der offiziellen Website noch in den sozialen Medien ist ein Hinweis zu finden. Keine Posts, keine Grafiken, keine Glückwünsche – nichts. Sogar der Frauenbereich von Real Madrid (Liga F) hüllt sich in Schweigen, obwohl Caroline Weir mit ihrer Leistung für Schlagzeilen sorgte.

Bis 2024 war es gängige Praxis bei Real Madrid, die Erfolge und Nominierungen der eigenen Spieler öffentlichkeitswirksam zu feiern. Umso auffälliger ist der jetzige Bruch mit dieser Kommunikationsstrategie. Es handelt sich offenbar nicht um ein Versehen, sondern um eine durchdachte Entscheidung der Vereinsführung. Während andere Clubs die Ballon-d'Or-Nominierungen als Quelle des Stolzes nutzen, scheint Real Madrid ein Zeichen setzen zu wollen.

Ein stiller Protest mit Signalwirkung

Der „Krieg um den Ballon d'Or“, wie er inzwischen in Medien beschrieben wird, zeigt, wie sehr sich der spanische Hauptstadtklub vom Auswahlprozess und den Bewertungskriterien distanziert hat. Real Madrid sieht sich – trotz sportlicher Überlegenheit – systematisch benachteiligt. Die ausbleibende Würdigung von Vinicius Jr. scheint zur Schlüsselerfahrung geworden zu sein, die das Verhältnis zwischen Verein und Auszeichnung nachhaltig beschädigt hat.