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Real Madrid und die stillen Ballon-d’Or-Abschiede: Wenn Legenden für lau gehen

Cristiano Ronaldo mit seinem fünften Ballon d'Or.
Cristiano Ronaldo mit seinem fünften Ballon d'Or.BURAK AKBULUT / Anadolu via AFP
Real Madrid gilt als einer der größten Fußballvereine der Geschichte – nicht nur wegen seiner 15 Europapokale, sondern auch wegen der schillernden Persönlichkeiten, die das weiße Trikot getragen haben. Besonders stolz kann der Klub auf die acht Spieler sein, die im Dress der „Königlichen“ den Ballon d'Or gewannen – die höchste individuelle Auszeichnung im Weltfußball.

Doch ausgerechnet bei der Verabschiedung dieser Ausnahmespieler zeigt sich eine auffällige Schwäche: die wirtschaftliche Verwertung ihrer Stars. Mit dem ablösefreien Wechsel von Luka Modric zum AC Mailand setzt sich ein Muster fort, das Fans und Experten gleichermaßen ins Staunen versetzt.

Real und der Ballon d'Or: Der Glanz bleibt – das Geld nicht

Modric, der 2018 mit dem Ballon d'Or geehrt wurde und über ein Jahrzehnt im Bernabéu glänzte, ging nach Ablauf seines Vertrags – ohne eine Ablöse. Zuvor hatte bereits Karim Benzema, der 2022 die goldene Kugel gewann, Real Madrid in Richtung Saudi-Arabien verlassen – ebenfalls zum Nulltarif. Dass beide Spieler mit Legendenstatus den Klub ohne finanzielle Gegenleistung verließen, reiht sich in eine längere Liste prominenter Namen ein.

Ein Blick in die Geschichte zeigt: Real Madrid hat es nur selten geschafft, sportlichen Ruhm in finanziellen Profit zu verwandeln. Fabio Cannavaro, Ballon d'Or-Träger von 2006, verließ den Verein ablösefrei in Richtung Juventus. Luís Figo wechselte 2005 ohne Ablöse zu Inter Mailand. Kaká ging 2013 zurück zur AC Mailand – wieder ohne Einnahmen für die „Blancos“.

Eine Ausnahme namens Ronaldo

Nur ein Spieler bricht dieses Muster deutlich: Cristiano Ronaldo. Der Portugiese, der vier seiner fünf Ballon-d’Or-Trophäen in Madrid gewann, wurde 2018 für rund 117 Millionen Euro an Juventus Turin verkauft – ein Geschäft, das sich als einer der lukrativsten Abgänge in der Vereinsgeschichte herausstellte. Eine weitere Ausnahme ist der Brasilianer Ronaldo Nazario, für den Milan immerhin acht Millionen Euro zahlte – allerdings auch nur nach zähen Verhandlungen mit Silvio Berlusconi.

Alfredo Di Stéfano, Raymond Kopa oder Zinedine Zidane? Auch sie verließen den Verein, ohne dass Madrid davon finanziell profitierte – sei es wegen ablösefreier Transfers oder des eleganten Rücktritts wie im Fall Zidanes.

Kopa, Di Stéfano und Figo, mit dem portugiesischen Ballon d'Or Gewinner
Kopa, Di Stéfano und Figo, mit dem portugiesischen Ballon d'Or GewinnerCHRISTOPHE SIMON / AFP

Was auf den ersten Blick wie wirtschaftliches Versagen erscheint, wird von vielen als bewusste Entscheidung gedeutet. Präsident Florentino Pérez und seine Vorgänger haben sich in vielen Fällen dafür entschieden, verdienten Spielern die Tür zu einem ehrenvollen Abgang zu öffnen, statt auf maximale Einnahmen zu pochen.

Real Madrid pflegt das Bild eines Klubs, der seinen Legenden Respekt zollt – manchmal auf Kosten der Bilanz. Die Spieler, die in Madrid Geschichte schrieben, erhalten oft die Freiheit, selbst zu bestimmen, wann und wohin sie gehen. Eine Geste der Größe – aber auch ein Luxus, den sich selbst ein Weltklub nicht unbegrenzt leisten kann.

Bilanz der Ballon-d'Or-Gewinner und ihrer Ablösen bei Real Madrid:

Alfredo Di Stéfano (2x Ballon d'Or) - ablösefrei zu Espanyol Barcelona

Raymond Kopa - ablösefrei zu Stade Reims

Luís Figo - ablösefrei zu Inter Mailand

Zinedine Zidane - Karriereende

Ronaldo - 8 Millonen Euro zu AC Milan

Fabio Cannavaro - ablösefrei zu Juventus Turin

Kaká – ablösefrei zu AC Milan

Cristiano Ronaldo (4x Ballon d'Or) - 117 Millonen Euro zu Juventus Turin

Karim Benzema - ablösefrei zu Al-Ittihad

Luka Modric - ablösefrei zu AC Milan