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Spannungen vor der 14. Spielzeit: Atletico-Coach Simeone vor größter Bewährungsprobe

Diego Simeone will mit Atletico Madrid endlich wieder einen Titel holen.
Diego Simeone will mit Atletico Madrid endlich wieder einen Titel holen.STU FORSTER / Getty Images via AFP
Diego Simeone steht zu Beginn seiner 14. Saison als Trainer von Atlético Madrid vor der größten Bewährungsprobe seiner Amtszeit. Der einst unantastbare Architekt des „Cholismo“ muss sich nach vier titellosen Jahren und einer zunehmenden Diskrepanz zwischen seiner vorsichtigen Zielsetzung und den hochfliegenden Ambitionen der Klubführung neu beweisen.

 Der Argentinier hatte Atlético einst aus der Rolle des unbequemen Außenseiters zu einer festen Größe im europäischen Spitzenfußball geformt – mit zwei Champions-League-Finalteilnahmen in nur drei Jahren und einem defensiven Stil, der selbst den finanzstarken Giganten Real Madrid und FC Barcelona Probleme bereitete.

Doch seit dem Gewinn der spanischen Meisterschaft 2021 ist Simeone ohne weiteren Titel geblieben. Während Klubchef Miguel Ángel Gil Marín von „großen Träumen“ und „ehrgeizigen Projekten“ spricht, predigt der Coach weiterhin, dass ein Platz unter den ersten drei der Liga das realistische Ziel sei – auch, weil Atlético finanziell nicht mit den beiden Clasico-Klubs mithalten könne. Diese zurückhaltende Haltung stößt bei Fans und Experten zunehmend auf Unverständnis.

Atletico legt Transfer-Zurückhhaltung ab

Der Unmut wird zusätzlich durch Atléticos massives Transfergebaren genährt. Allein im vergangenen Jahr investierte der Verein fast 200 Millionen Euro in Spieler wie Julián Álvarez, Alexander Sørloth, Robin Le Normand und Conor Gallagher. In diesem Sommer folgten mit Alex Baena, David Hancko, Johnny Cardozo und Thiago Almada weitere Verstärkungen im Wert von über 150 Millionen Euro. In einem Kader, der ohnehin mit Namen wie Antoine Griezmann, Jan Oblak oder Koke prominent besetzt ist, wirken Simeones bescheidene Saisonziele für viele Beobachter wie eine Diskrepanz zur Realität.

Gil Marín stellte sich zuletzt offen gegen die vorsichtige Philosophie seines Trainers. „Wir glauben fest daran, dass wir einen Kader aufbauen, um groß zu träumen“, sagte der Klubchef. Neue Investoren und frisches Kapital sollen nicht nur sportlichen Erfolg, sondern auch Wachstum auf sozialer und infrastruktureller Ebene sichern. Zwischen dieser ambitionierten Vision und Simeones nüchterner Perspektive scheint sich ein Riss aufzutun, der das Fundament ihrer langjährigen Zusammenarbeit infrage stellen könnte.

Simeone muss liefern

Sportlich verlief die jüngste Vorbereitung alles andere als verheißungsvoll. Das frühe Aus in der Gruppenphase der lukrativen Klub-Weltmeisterschaft und eine deutliche 0:4-Niederlage gegen Paris Saint-Germain legten altbekannte Schwächen offen: Anfälligkeit auf den Flügeln, defensive Unkonstanz und fehlende Kreativität im Angriffsdrittel. Gerade diese Probleme stehen im direkten Gegensatz zu dem kompromisslosen, kompakten Stil, mit dem Simeone seine größten Erfolge feierte.

Ob einer der bestbezahlten Trainer Europas die Mannschaft noch einmal zu einer Einheit formen kann, die in Spanien wie in Europa um Titel mitspielt, ist ungewisser denn je. Am 17. August beginnt bei Espanyol die neue LaLiga-Saison – und damit womöglich das entscheidende Kapitel in Simeones beeindruckender, aber zunehmend fragiler Ära bei Atlético Madrid.