Von der skurrilen Szenerie der ersten 15 Sekunden beim Spiel zwischen dem FC Barcelona und dem FC Girona sahen die TV-Zuschauer: nichts. Stattdessen blendete die Regie eine Außenansicht des Olympiastadions ein; den Fans vor dem Fernsehen blieb vorenthalten, dass die Fußballprofis auf dem Feld unmittelbar nach Anpfiff zunächst einfach stehen blieben. Wie auch in den anderen spanischen Erstligastadien protestierten die Spieler in Barcelona am Samstag damit gegen die Pläne des Ligaverbandes, ein Spiel in den USA austragen zu lassen. Was wiederum zu zensierten Bildern im TV führte.
"Mangelnde Transparenz und fehlender Dialog"
Die übertragenden Sender waren vorbereitet auf das, was die spanische Spielervereinigung am Freitag bekannt gegeben hatte: Weil das Duell zwischen dem FC Villarreal und dem FC Barcelona am 20. Dezember nicht in der Heimspielstätte Villarreals, sondern in den USA, genauer im Hard Rock Stadium in Miami, ausgetragen werden soll, einigten sich die Kapitäne aller 20 Erstligamannschaften auf den stillen Protest am 9. Spieltag. Die symbolische Aktion richte sich gegen die "mangelnde Transparenz und den fehlenden Dialog" im Hinblick auf die Verlegung eines Ligaspiels in die USA, wie die Gewerkschaft erklärte.
Die spanische Liga hatte in der vergangenen Woche offiziell bestätigt, dass Villarreal und Barca in den USA aufeinander treffen werden. Ein Novum im europäischen Fußball, nie zuvor war ein offizielles nationales Ligaspiel im Ausland ausgetragen worden. "Mit diesem Spiel machen wir einen historischen Schritt, der La Liga und den spanischen Fußball in eine neue Dimension katapultiert", frohlockte Liga-Präsident Javier Tebas.
Spieler ausdrücklich dagegen
Doch gegen das Vorhaben hagelt es seitdem heftige Kritik von vielen Seiten. "Wir sind gegen das Spiel und denken, dass es den Wettbewerb verzerrt", sagte etwa Xabi Alonso, Trainer von Barcas Erzrivalen Real Madrid. Auch Hansi Flick, Coach der von der Verlegung betroffenen Katalanen, äußerte Unverständnis: "Meine Spieler sind nicht glücklich damit, ich bin nicht glücklich damit, aber La Liga hat entschieden, dass wir dieses Spiel spielen werden."
Der deutsche Trainer allerdings hat nun erst einmal andere Sorgen. Beim mühsamen 2:1-Sieg über Girona, den Ronald Araujo mit seinem Treffer erst in der dritten Minute der Nachspielzeit sicherte, sah der 60-Jährige wegen Meckerns in der Schlussphase die Gelb-Rote Karte. Für den Clásico bei Real am kommenden Sonntag, wo es um die Tabellenführung gehen wird, ist er deshalb gesperrt. Weitaus lieber verzichtet hätte Flick sicher auf die USA-Reise im Dezember.
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