Die französischen Medien feierten am Montagmorgen das "Herz von Lille" (L'Équipe), eine Geschichte, die kitschig wie eine Seifenoper daherkommt. 243 Tage nachdem sein Herz plötzlich aufgehört hatte, Blut durch seinen Körper zu pumpen, kehrte Bentaleb am Sonntagabend zurück. Und wie! Erst die Einwechslung des algerischen Mittelfeldspielers in der 76. Minute des Ligaspiels bei Stade Rennes, keine vier Minuten später das Tor für seinen Jugendklub OSC Lille zur 1:0-Führung.
Am Ende gewann Lille 2:0, Bentaleb wurde - natürlich - als Spieler des Spiels ausgezeichnet. Lille-Trainer Bruno Génésio sprach von einer "filmreifen" Story: "Das ist ein Moment, der für immer in die Geschichte des Klubs eingraviert bleiben wird, in seine und in unsere." Für Bentaleb, der von 2016 und 2021 für Schalke 04 in 82 Bundesliga-Spielen zwölf Tore erzielt hatte, war es seit seinem Wechsel 2023 der erste Treffer im OSC-Trikot. "Es gab Phasen, in denen wir uns alle gefragt haben, ob er wieder spielen würde oder nicht", sagte Génésio über die Leidenszeit seines Spielers. Wieder als Profi zum Einsatz gekommen zu sein, sei für Bentaleb "bereits ein echter Sieg" gewesen, so sein Trainer, "denn er hat schreckliche Zeiten durchgemacht".
Die vergangenen Tage dürften sich für den 30-Jährigen dagegen wie ein Traum angefühlt haben. Erst unter der Woche hatte Bentaleb Grünes Licht für eine Rückkehr auf den Rasen erhalten. Die medizinische Kommission des französischen Fußballverbandes erteilte nach entsprechenden Untersuchungen ihre Erlaubnis dafür, dass Bentaleb ins Wettkampftraining zurückkehrt. Lille-Fans und seine Mitspieler standen vor der Einheit am Donnerstag Spalier für ihren Rückkehrer.
Drei Tage später in Rennes war Bentaleb nach einer Ecke zur Stelle. Einen von Torhüter Brice Samba abgewehrten Kopfball drückte er aus spitzem Winkel über die Linie - und wusste danach gar nicht recht, wohin mit seinem Glück. "Ich habe mir gesagt, dass ich der Mannschaft beim Stand von 0:0 helfen muss", sagte Bentaleb am TV-Mikrofon: "Es gibt Dinge, die man nicht vergisst und die ich nicht vergessen werde, wenn ich mit dem Fußball aufhöre, das gehört dazu."