Bayern München Legende Thomas Müller wechselt als Free Agent zu den Vancouver Whitecaps. Der kanadische Klub wird trotzdem eine Gebühr für seine Dienste zahlen müssen; und zwar circa 400.000 Dollar (rund 346.000 Euro) an den FC Cincinnati - für die so genannten "Discovery Rights".
Discovery Rights: Entdeckung oder Reservierung?
Der Name dieser Klausel ist ein wenig irreführend. Natürlich hat Cincinnati Thomas Müller nicht "entdeckt", er ist schon seit etwa fünfzehn Jahren ein Weltstar, gewann 2014 die Weltmeisterschaft, bevor die Franchise überhaupt gegründet wurde.
Vielmehr handelt es sich dabei um "Reservierungsrechte" eines Spielers - ein Erstverhandlungsrecht, wenn man so will. Jede MLS-Franchise hat eine Liste von bis zu fünf Fußballspielern, die außerhalb der MLS spielen und die sie theoretisch gerne als "Designated Players" verpflichten würde. Dabei handelt es sich im Grunde um Superstars, die besser bezahlt werden als alle anderen und deren Gehälter nicht auf die Gehaltsobergrenze des Teams angerechnet werden. Lionel Messi ist vielleicht das beste aktuelle Beispiel der "Beckham-Regel".
Wenn sich die Chance ergibt, einen dieser Stars in die Liga zu holen, hat der Verein mit den Discovery Rights das erste Recht, mit ihm zu verhandeln. Lehnt der Spieler ab und entscheidet sich für einen anderen MLS-Verein, muss sein neuer Arbeitgeber dem ursprünglichen Inhaber der Rechte eine Entschädigung zahlen (gelegentlich auch "Discovery Priority" genannt).
Dies war auch bei Marco Reus der Fall, der im Sommer 2024 von Borussia Dortmund zu LA Galaxy gewechselt war. Der kalifornische Klub musste damals 400.000 Dollar an den Charlotte FC zahlen, der seine Discovery Rights besaß - den gleichen Betrag, den die "Whitecaps" nun für Müller nach Cincinnati überweisen werden.
Ähnlichkeiten im Draft
Für viele Fans, die mit der MLS nicht vertraut sind, mag diese Regel auf den ersten Blick bizarr erscheinen. Doch sie wurde bereits mehrfach angewandt und ist tatsächlich nicht völlig unüblich. Die KHL, die internationale, aber hauptsächlich russische Eishockeyliga, hat im Laufe der Jahre mehrere NHL-Superstars gedraftet, die höchstwahrscheinlich nie dort spielen werden, nur um für den Fall der Fälle die Rechte zu erhalten, mit ihnen zu verhandeln.
So wurde Connor McDavid, der Kapitän der Edmonton Oilers, der beim NHL Entry Draft 2015 die erste Wahl war, auch von Medvescak Zagreb, dem kroatischen Team der KHL, gedraftet. Im Gegensatz zur MLS-Regel der "Discovery Rights" wird diese Option für die Erstverhandlung höchstwahrscheinlich nie genutzt werden. Erstens spielt Medvescak nicht einmal mehr in der KHL, sondern wechselte 2017 zu einem Wettbewerb für Eishockeyteams aus dem Balkan. Darüber hinaus wird einer der besten Eishockeyspieler der jüngeren Geschichte die NHL wohl so schnell nicht in Richtung Zagreb verlassen.